Wer zuhause spielt, hat einen Vorteil – das gilt im Fußball nach wie vor als Gesetz. Der 1. FC Magdeburg aber ist in seiner bisherigen Zweitligasaison noch ganz ohne Heimsieg und spielt trotzdem um den Aufstieg mit.
Wem der Bundesliga-Titelkampf nicht spannend genug ist, der ist derzeit in der 2. Bundesliga gut aufgehoben. Fast die halbe Liga kann sich dort nach dem 20. Spieltag noch Hoffnungen auf den Bundesliga-Aufstieg machen. Ganz vorne stehen aktuell Absteiger 1. FC Köln und der jedes Jahr als Aufstiegsfavorit gehandelte Hamburger SV. Hinter den Hamburgern befindet sich punktgleich auf Platz drei das erste Überraschungsteam der Liga: Der 1. FC Magdeburg.
Der Klub, immerhin dreimaliger Meister der DDR-Oberliga und Europapokalsieger von 1974, erlebt auch sonst eine alles andere als gewöhnliche Saison. Denn die von Christian Titz trainierte Mannschaft spielt nicht nur erfrischend offensiven Fußball, der oftmals in einem Torfestival endet, sondern führt auch jegliche Statistiken zum Heimvorteil ad absurdum.
Hälfte aller Bundesligaspiele enden im Heimsieg
Dass Klubs im eigenen Stadion in der Regel öfter gewinnen als auswärts, ist grundsätzlich belegbar. Knapp die Hälfte aller Spiele in der Geschichte der Bundesliga wurden von den Heimteams gewonnen, nur ungefähr ein Viertel endete in Auswärtssiegen. Zudem zeigt sich aber auch, dass der Anteil an Heimsiegen in der höchsten Spielklasse seit Jahren immer weiter sinkt. Im englischen Fußball ist ein ähnlicher Trend zu erkennen.
Noch kann man im Fußball aber von einem Heimvorteil sprechen – jedoch nicht so beim 1. FC Magdeburg. Denn der Grund, warum die Magdeburger nicht ganz vorne stehen, ist gerade ihre miserable Heimbilanz. Als einziges Team im deutschen Profifußball wartet der FCM noch immer auf seinen ersten Heimsieg in der Saison 2024/25. Zwar sprangen aus neun Spielen immerhin sieben Unentschieden heraus, trotzdem ist Magdeburg damit in der Heimtabelle der 2. Bundesliga das Schlusslicht. Allen anderen Teams gelangen schon mindestens zwei Heimsiege.
Auch gegen Eintracht Braunschweig, die gerade um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga kämpfen, konnte Magdeburg die 1:0-Führung nicht über die Zeit bringen, am Ende sprang wieder nur ein Punkt und nicht der lang ersehnte Heimsieg heraus – und das vor einem Heimpublikum, dass für viele zu den besten der 2. Bundesliga zählt. Trainer Titz ist selbst ratlos ob der Heimschwäche seines Teams in einer eigentlich guten Saison. "Wir haben selbst keine Antwort darauf", gab er noch vor der Partie gegen Braunschweig zu.
Magdeburg ist auswärts kaum zu schlagen
Anders sieht die Lage dagegen aus, wenn die Magdeburger in der Fremde unterwegs sind – denn würden nur die Resultate der Auswärtsspiele gezählt werden, stünde der Klub aus Sachsen-Anhalt wiederum mit deutlichem Abstand an der Tabellenspitze. Von bislang elf Partien gewann Magdeburg neun, lediglich gegen Kaiserslautern (Unentschieden) und beim Hamburger SV ging es ohne die volle Punktzahl nach Hause.
Auch an den Toren sieht man, wie wohl sich die Magdeburger fühlen, wenn sie nicht in ihrem eigenen Stadion spielen. Während der FCM zuhause gerade einmal neun Tore erzielen konnte (nur Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg schoss vor eigenem Publikum noch weniger), wird die Mannschaft auswärts zu einer richtigen Tormaschine. 32 Mal traf der 1. FC Magdeburg in Auswärtsspielen, die meisten anderen Teams der Liga kommen nicht einmal auf die Hälfte.
Mit Toren hat noch ein weiteres Kuriosum zu tun, das der Drittplatzierte der 2. Liga bieten kann: In den vergangenen drei Auswärtsspielen gegen Fortuna Düsseldorf, die SV Elversberg und Schalke 04 gewann der 1. FC Magdeburg jeweils mit 5:2 – auch hier sind die Magdeburger aktuell wohl der einzige Klub auf der Welt, der das von sich behaupten kann.
Magdeburg erwartet zwei Heimspiele
Trotz der eigentlich guten Saison fehlt Spielern und Fans der lang ersehnte erste Heimsieg seit knapp einem Jahr. Am nächsten Spieltag empfängt der FCM zuhause den Club aus Nürnberg. In Nürnberg zeigten die Magdeburger Ende August bei einem deutlichen 4:0 bereits ihr Können.
Und eine Woche später kommt Aufstiegsfavorit Köln nach Magdeburg – zwei Heimspiele in Folge also. Was bei den meisten Klubs für Vorfreude sorgen würde, löst bei den Fans des 1. FC Magdeburg wohl eher gemischte Gefühle aus. Die wenigsten wären wohl unglücklich darüber, wenn der 1. FC Magdeburg demnächst eine kuriose Statistik weniger vorzuweisen hätte.
Verwendete Quellen
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