Beim TSV 1860 München kehrt einfach keine Ruhe ein. Investor Hasan Ismaik sorgt mit einem fragwürdigen Vergleich für neues Chaos beim Chaos-Klub – der Verein reagiert.
Vom einst so stolzen TSV 1860 München ist nicht mehr viel übrig geblieben: Seit Jahren dümpeln die Löwen aus München-Giesing in der Dritten Liga herum, verschleißen einen Trainer nach dem anderen. Der sportliche Erfolg will sich einfach nicht einstellen. Erst am vergangenen Wochenende gab es eine 5:2-Packung bei Dynamo Dresden, in der Tabelle steht 1860 nur auf dem 14. Tabellenplatz.
Doch für deutlich mehr Aufregung sorgen aktuell wieder einmal die Protagonisten abseits des Platzes – und zwar in Person von Investor Hasan Ismaik. Der im Verein und bei Fans umstrittene Geldgeber aus Jordanien sorgte kürzlich in einem Interview mit einem geschmacklosen Vergleich für Aufsehen. Für den Klub waren die Äußerungen zu viel, die Verantwortlichen sahen sich dazu veranlasst, auf die Aussagen Ismaiks zu reagieren. Doch der Reihe nach.
Im Interview mit der "tz" sprach Ismaik über die Strukturen innerhalb des Vereins und die Wahlen von Funktionären. Hintergrund des Ganzen: Der aktuelle Präsident Robert Reisinger wurde vom Verwaltungsrat abgesägt, im Juli wird der Nachfolger des Oberlöwen gewählt.
"Wie unter Al Assad in Syrien."
Ismaik stellte klar, dass es nicht entscheidend sei, wer Präsident des Vereins ist, denn das Präsidium alleine könne nichts entscheiden. Die Macht liege demnach einzig und allein beim Verwaltungsrat des e.V." Falls dieses Gremium nicht einverstanden ist, wird die Entscheidung nicht zustande kommen, das Präsidium unter Druck gesetzt. Es ist, als wäre es ein Präsidium ohne Befugnisse", sagte Ismaik.
Die neue Präsidentenwahl im Juli bezeichnete er deshalb auch als "bedeutungs- und nutzlos". Dann setzte Ismaik zum äußerst fragwürdigen Vergleich an: Die Wahlen beim TSV 1860 München würden ihn an "die Wahlen in einigen Ländern hier im arabischen Raum" erinnern. "Wie unter Al Assad in Syrien. In der Regierung wird ein neuer Ministerpräsident angesetzt. Nach kurzer Zeit kommt es zu Protesten auf den Straßen – der Ministerpräsident wird beschimpft und beschuldigt", sagte Ismaik. Die Folger aus seiner Sicht: "Al Assad lädt alles auf den Schultern des Ministerpräsidenten ab, feuert ihn. Danach geht alles von vorne los, es wiederholt sich."
Löwen-Präsidium reagiert mit deutlichem Statement
Der Geldgeber der Löwen vergleicht die Präsidiumswahlen im Verein also mit dem tyrannischen Assad-Regime in Syrien. Ein höchst gewagter Vergleich, den der Verein selbst so auch nicht auf sich sitzen lassen möchte. Nur wenige Tage später reagierte das Präsidium mit einer offiziellen Mitteilung, darin heißt es unter anderem: "Im Namen unserer Vereinsmitglieder und ehrenamtlichen Funktionäre protestieren wir entschieden gegen solche abwegigen Assoziationen." Der Vergleich sei "völlig inakzeptabel".
Man habe Verständnis dafür, dass Ismaik mit dem Vereinswesen in Deutschland "nicht sonderlich vertraut" sei, führte das Präsidium um Reisinger weiter aus. "Das berechtigt ihn aber in keiner Weise, solche Entgleisungen in der Presse zu verbreiten. Es handelt sich dabei nicht um eine harmlose Unterstellung, Halbwissen oder fehlgeleitete Kommunikation, sondern um den gezielten Versuch, unsere demokratischen Vereinsstrukturen zu diffamieren. Das lassen wir nicht zu."
Für Ismaik bleiben die Wahlen im Verein jedoch "unfair und unrealistisch". Seine Forderung für die nächsten Wahlen: Ein externes und neutrales Komitee, das die Wahlen überwacht und kontrolliert. Ismaik dazu: "Ich werfe niemanden etwas vor, aber mir wurde berichtet, dass Wahlsysteme wie diese einfach zu manipulieren sind. Es gibt bestimmte Bedingungen, die man erfüllen muss, um wahlberechtigt zu sein. Das muss alles streng kontrolliert werden."
Verwendete Quellen
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