- Sophia Flörsch kehrt 2023 in die Formel 3 zurück und will dort einen neuen Anlauf wagen.
- Außerdem wird die 22-Jährige in das Nachwuchsprogramm des F1-Rennstalls Alpine aufgenommen.
- Auch Carrie Schreiner kann sich 2023 im Dunstkreis der Formel 1 beweisen.
Das Glück ist Sophia Flörsch deutlich anzusehen, denn 2023 ist sie zurück im Formelsport. Endlich wieder im Rennanzug, endlich wieder Racing, den großen Traum im Blick. In dieser Woche bekam sie einen ersten Vorgeschmack auf ihr neues Team, das Auto, die Gegner in der Formel 3.
Bei den Testfahrten in Bahrain konnte sich Flörsch, die zuletzt 2020 in der Nachwuchsklasse fuhr, an drei Tagen auf den Saisonstart vom 3. bis 5. März an gleicher Stelle einschießen. Noch sind die Ergebnisse zweitrangig. Doch für sie wird es ein aufregendes, aber auch immens wichtiges Jahr.
"Ich bin wirklich aufgeregt und sehr glücklich, mit PHM Racing by Charouz diese Saison in die FIA Formula 3 zurückzukehren", sagte die 22-Jährige. "Mein Ziel war es schon immer, mit den Besten der Besten zu fahren. Seit Beginn meiner Karriere arbeite ich mit meinem Team im Hintergrund jeden Tag sehr hart auf dieses Ziel hin." Mit den Besten der Besten fahren – man kann es auch Formel 1 nennen.
Gerade einmal 22 Jahre alt
Das ist das Ziel eines jeden Rennfahrers, und auch Flörsch hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie dort immer noch hin möchte, schließlich ist sie gerade einmal 22 Jahre alt. Dass man dafür neben Talent, Können und Ehrgeiz auch Geld und vor allem eine Portion Glück benötigt, war Flörsch stets klar. Und dass man Geduld benötigt, ebenso.
Denn die Münchnerin musste nach der sportlich enttäuschenden Saison 2020, als sie in der Formel 3 punktlos 29. wurde, Umwege gehen. Sie versuchte sich, nachdem das Geld nicht für ein konkurrenzfähiges Cockpit gereicht hat, in anderen Rennserien und Autos wie GT-Boliden (DTM) oder Sportwagen (WEC/Le Mans/European Le Mans Series).
Die Erfolge waren unter dem Strich übersichtlich, in der European Le Mans Series fuhr sie zwei Podestplätze ein, der große sportliche Durchbruch gelang ihr bislang nicht. Umso wichtiger ist es, dass sie in der Formel 3 noch einmal durchstarten kann.
Das soll mithilfe des Teams PHM Racing klappen, hinter dem der Geschäftsmann Paul H. Müller steckt. Müller will die Einnahmen in die Ausbildung junger Rennfahrer stecken. "Wir wollen eine Förderung vom Kart bis in die Formel 1", sagte er. "Die Formel 2 und Formel 3 sind da der nächste Schritt."
Die Ergebnisse fehlen
Für Flörsch eine Gelegenheit zu beweisen, was sie kann. Denn natürlich halten ihr Kritiker vor, dass durchschlagende Ergebnisse fehlen. Tatsächlich müssen die irgendwann kommen, wenn die nächsten Schritte folgen sollen.
"Es ist bekannt, dass PHM Racing die großartige Mission verfolgt, die nächste Generation von Spitzentalenten im Motorsport zu fördern. Deshalb möchte ich Paul dafür danken, dass er mir die Möglichkeit gibt, Teil seines großartigen Teams zu sein", sagte Flörsch: "Ich weiß, dass die Rennen mit PHM Racing mir helfen werden, mein Potenzial im Formelsport zu verbessern. Gemeinsam wollen wir uns über die Saison hinweg entwickeln und die Performance steigern."
Sie sei sich bewusst, dass diese Chance mit Herausforderungen und Anstrengungen einhergehe, so Flörsch, es werde für alle - Team und Fahrer - eine Challenge. Erfolg und Misserfolg im Motorsport seien nicht vorhersehbar, erklärte sie: "Aber ist das nicht der Grund, warum wir Rennen fahren?"
Teil der Alpine Academy
Bei PHM Racing hat Teammanager Roland Rehfeld "großen Respekt" vor Flörschs Entscheidung, in den Formelsport zurückzukehren und die Herausforderung anzunehmen. "Sie ist sehr erfahren im professionellen Rennsport in verschiedenen Klassen und hat eine sehr professionelle Einstellung und Arbeitsweise", so Rehfeld.
"Die Welt des Rennsports hat ihr geholfen, noch ehrgeiziger und fokussierter zu werden als viele andere, männliche Fahrer. Das ist ein weiterer Grund, warum wir mit Sophia starten. Mit unserer neuen Kampagne als PHM Racing by Charouz werden wir unser Bestes geben, um sie auf ihrem Weg an die Spitze zu unterstützen."
Auf dem Weg dorthin erhält Flörsch allerdings noch mehr Unterstützung: Sie wird Teil des Nachwuchsprogramms des Formel-1-Teams Alpine, wie der Rennstall am Donnerstagabend verkündete. Außerdem ist sie die erste Fahrerin, die am neuen "RAC(H)er"-Programm von Alpine teilnehmen wird, das die Chancengleichheit in der Automobilindustrie und im Motorsport fördern soll.
Für Flörsch "eine Ehre und eine große Chance für meine Karriere". Sie habe große Ambitionen und sei sich sicher, dass sie durch die Anwendung des Wissens und der Expertise von Alpine nur wachsen könne. "Ich kann es kaum erwarten, dieses neue Kapitel zu beginnen", sagte sie.
Schreiner startet in der F1 Academy
Ein neues Kapitel schlägt auch eine weitere Deutsche auf: Carrie Schreiner hat es in die neue F1 Academy geschafft. Die 24-Jährige fährt für das renommierte ART-Team in der Frauenrennserie unter dem Dach der Formel 1. Die Rennserie war erst im vergangenen Jahr gegründet worden.
Der Automobil-Weltverband FIA und die Formel 1 wollen mit der F1 Academy eine Plattform bereitstellen, um Frauen auf dem Weg in die Formel 1 gezielt zu fördern. Schreiner kehrt damit, wie Flörsch, nach einer Pause ins Formel-Auto zurück, denn die Saarländerin fuhr zunächst im Kartsport und dann in der Formel 4, bevor sie in den GT-Sport und auf die Langstrecke wechselte, Rennen im GT Masters, in der italienischen GT-Meisterschaft, der Lamborghini Super Trofeo und der Nürburgring-Langstrecken-Serie absolvierte.
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"Es gibt nicht viele Teams, die so viele Rekorde aufgestellt haben oder so oft Meister geworden sind", sagte Schreiner: "Ich bin stolz darauf, mich in die Liste ihrer Fahrer wie Lewis Hamilton, Sebastian Vettel oder Nico Rosberg einzureihen. Ich bin gespannt, was wir gemeinsam erreichen können. Ich denke, es ist ein wichtiger Schritt, dass die Formel 1 eine eigene Meisterschaft für Frauen ins Leben ruft."
Genauso ist es umgekehrt ein wichtiger Schritt für Schreiner selbst. Wie für Flörsch auch. Denn der Traum von der Formel 1 lebt weiter.
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