Mick Schumacher träumt zwar weiterhin von der Formel 1, setzt seine Rennfahrer-Karriere aber in der WEC fort. Was ist das für eine Serie? Wie sind die Erfolgsaussichten? Und kann er sich dort überhaupt für die Königsklasse empfehlen?
Mick Schumacher gibt nicht auf. Er hofft weiterhin auf eine Zukunft in der Formel 1. Auch wenn er zuletzt 2022 in der Motorsport-Königsklasse als Stammfahrer unterwegs war und inzwischen auch kein Mercedes-Ersatzfahrer mehr ist. Trotzdem hält er an seinem Traum fest. "Wie ich auch schon in verschiedenen Interviews gesagt habe, habe ich das Gefühl, dass ich auch das Zeug für die Formel 1 habe. Wir müssen schauen, was passiert, das Jahr ist noch lang und das Ziel ist schon 2026 zurückzukehren. Was genau passiert, muss man noch schauen", so Schumacher zuletzt im Rahmen des "Race of Champions" zu "Speedweek.com".
Ist das ein berechtigter Optimismus? Oder ist ein Comeback utopisch? Während Ex-Weltmeister Mika Häkkinen zuletzt im Rahmen einer Pressekonferenz meinte, dass Schumacher immer noch eine Chance habe ("Die Tür ist noch offen"), ist Christian Danner deutlich zurückhaltender, auch wenn Schumacher zuletzt mit Cadillac in Verbindung gebracht wurde. Der Rennstall steigt 2026 als elftes Team in die Formel 1 ein und benötigt damit zwei Fahrer.
"Dass er dieses Ziel hat, ist vollkommen nachvollziehbar, und ich würde mich sehr freuen, wenn er tatsächlich eine Chance bekäme", sagte Danner im Gespräch mit unserer Redaktion. "Allerdings halte ich es für extrem verfrüht, jetzt schon über ein Cockpit für 2026 zu spekulieren."
So realistisch ist ein Formel-1-Comeback
Erschwerend hinzu kommt nämlich, dass Schumacher 2026 drei Saisons raus wäre, was ein Comeback nicht realistischer macht. Eine Rückkehr wäre "eine absolute Ausnahme", so der frühere Formel-1-Pilot Danner: "Die Comebacks, die wir bisher erlebt haben, waren von Weltmeistern, die sich zwischendurch in anderen Rennserien bewiesen haben." Wie zum Beispiel Schumachers Vater Michael, der nach seiner ersten Ära mit insgesamt sieben Titeln nach drei Jahren Pause 2010 mit Mercedes zurückkehrte.
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Doch bis es auf dem Fahrermarkt der Formel 1 zu Entscheidungen kommt, kann sich Schumacher in der WEC zeigen, in der World Endurance Championship beziehungsweise Langstrecken-WM. Dabei sitzt Schumacher in einem Prototyp des französischen Herstellers Alpine. Das Auto hat 680 PS und schafft in der Spitze 340 km/h und leistet damit deutlich weniger als ein Formel-1-Auto, das auf rund 1.000 PS kommt. Der größte Unterschied: Im Alpine hat er ein Dach über dem Kopf.
In der WEC zählen andere Faktoren
Bei den Rennen, die sechs, acht oder 24 Stunden dauern, wechselt er sich mit den Teamkollegen Jules Gounon und Frederic Mackowiecki ab. Der Rennkalender umfasst acht Events, darunter ist auch der weltberühmte Langstrecken-Klassiker, die 24 Stunden von Le Mans. In der WEC geht es nicht nur um Schnelligkeit, sondern auch um Ausdauer und vor allem Teamwork. Beim Auftaktrennen in Katar landete das Trio um Schumacher auf Platz 13, der nächste Lauf findet am 20. April in Imola statt, Le Mans am 14./15. Juni. Das Saisonfinale steigt am 8. November in Bahrain.
Es ist grundsätzlich wichtig, dass Schumacher zum Fahren kommt, in seiner ersten Saison ohne F1-Stammcockpit 2023 hatte er sich auf seine Rolle als Mercedes-Ersatzmann konzentriert, 2024 stieg er dann mit Alpine in die WEC ein. Nach einem Podiumsplatz beendete er das erste Jahr auf Gesamtplatz 22.
Schumacher fühlt sich wohler
Der Umstieg vom Formelsport auf die Langstrecke ist ihm im Vorjahr gut gelungen, er versteht das Auto und die Anforderungen immer besser und fühlt sich entsprechend wohler. Und auch Alpine hat Verbesserungen am Boliden vorgenommen, sodass Podiumsplätze im Bereich des Möglichen sein sollten.
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Ein Vorteil: Schumacher kann in der nicht so im Fokus stehenden Rennserie ohne den ganz großen Druck, dafür mit noch mehr Fokus an den Start gehen. Der Nachteil: Nachhaltig empfehlen für die Formel 1 kann er sich so eher nicht. RTL-Kommentator Danner hält das sogar "für nahezu ausgeschlossen. Es sind völlig unterschiedliche Autos und Anforderungen, das ist eine ganz andere Welt".
Le Mans? Wird überschätzt
Und auch der Status des Le-Mans-Klassikers wird laut Danner ein Stück weit überschätzt. Das sei zweifellos ein großartiges Rennen, ein spektakuläres Event, daran gebe es keinen Zweifel, sagte Danner: "Aber auf die Strahlkraft für einen Fahrer muss man nicht hoffen. Es sind eher die Marken, die dort gewinnen. Die großen Hersteller stehen im Mittelpunkt, nicht die Piloten. Für die eigene Karriere kann Le Mans dennoch ein wichtiger Meilenstein sein."
Für ein Formel-1-Cockpit sei es entscheidender, was man bereits in der Königsklasse geleistet habe, betonte Danner. "Das muss man den Entscheidungsträgern in der F1 wieder ins Gedächtnis rufen – und idealerweise mit einem starken Sponsorpaket untermauern. Dann könnte die Tür wieder aufgehen", so Danner. Deshalb gibt Schumacher weiterhin nicht auf.
Über den Gesprächspartner
- Christian Danner absolvierte zwischen 1985 und 1989 insgesamt 36 Rennen in der Formel 1, daneben fuhr der 66-Jährige unter anderem auch in der DTM und in der WEC. Seit 1998 ist Danner als Co-Kommentator und Formel-1-Experte für RTL im Einsatz.
Verwendete Quelle
- speedweek.com: Mick Schumacher über F1: "Alles ist eine Option"