Sebastian Vettel hat Lewis Hamilton in Spa weitgehend mühelos hinter sich gelassen und den Rückstand in der WM-Wertung verkürzt. Wie frustriert der Spitzenreiter deswegen ist, zeigt sich in seinen Aussagen über sein Auto. Auch in der Mercedes-Führungsetage ist man angespannt. Es ist sogar die Rede von "Tricks" bei Ferrari.

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Lewis Hamilton fühlt sich plötzlich etwas hilflos. Im engen WM-Duell mit Sebastian Vettel fleht der Formel-1-Spitzenreiter nach der verlorenen Kraftprobe von Spa-Francorchamps um mehr Dampf für seinen Silberpfeil.

"Ich kann nicht immer Wunder vollbringen", sagt er und nimmt sein Mercedes-Team in die Pflicht: "Wir müssen einfach härter arbeiten."

Ausgerechnet vor dem Ferrari-Heimspiel auf dem Vollgas-Kurs in Monza spürt der Titelverteidiger ein erstaunliches Tempo-Defizit gegen Vettels roten PS-Protz.

Der Schlüssel ist die dritte Motoren-Ausbaustufe, die Vettel in Belgien unwiderstehlich vorbei an Hamilton zum Sieg trieb. "Wir haben den Motor bis an die Grenze aufgedreht, und sie sind einfach davongezogen. Das wirkt nach und ist echt hart", sagt Hamilton.

Toto Wolff kann Frust nicht verbergen

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff konnte seinen Frust nicht verbergen. "Wir sind nicht da, wo wir sein wollen. Ich sehe nicht viel Positives", sagt der Österreicher. Einen weiteren Motorenjoker hat Mercedes nicht. Beim Einbau eines weiteren neuen Triebwerks müsste Hamilton zur Strafe vom Ende des Feldes starten.

Mehr denn je fragt sich das Mercedes-Lager, wo Ferrari die zusätzlichen PS gefunden hat. Hamilton spricht sogar von "Tricks" und meint: "Sie haben irgendwas am Auto, das wir nicht haben."

Einen Regelbruch will der 33-Jährige der Scuderia aber dann doch nicht unterstellen. "Trick ist einfach etwas, das dir zusätzliche Leistung bringt", erklärt Hamilton. Spekuliert wird etwa über die Wirkung des von Ferrari verwendeten neuen Spezial-Benzins.

Vettel amüsiert und vergnügt

Vettel nimmt dieses Geplänkel amüsiert zur Kenntnis. "Das ist Lob von höchster Stelle. In den letzten fünf Jahren haben die Leute nichts anderes getan, als den Mercedes-Motor zu loben", sagt der Hesse.

Überhaupt wirkt Vettel nach dem Spa-Sieg vergnügt. "Es freut uns, dass wir die ärgern können. Wir müssen so weitermachen", sagt Vettel, der sich mit seinem Sieg in Spa an Formel-1-Legende Alain Prost vorbei auf den alleinigen dritten Platz der ewigen Siegerliste geschoben hat.

Nach den Dämpfern von Hockenheim und Budapest, als der eigentlich schnellere Hesse im Regen die Siege an Hamilton verlor, ist er zurück in der Spur. "Wir haben ein gutes Auto, das inzwischen überall funktioniert", sagt der 31-Jährige nach 13 von 21 gefahrenen WM-Rennen.

Auf 17 Punkte hat er seinen Rückstand auf Hamilton reduziert. Zum nächsten Grand Prix in Monza kommendes Wochenende reist Vettel als Favorit und könnte schon dort den sechsten Führungswechsel in diesem WM-Jahr erzwingen.

Tatsächlich scheint Vettel mit Ferrari dem Wachwechsel in der Formel 1 näher als je zuvor. Seit Beginn der Ära der Hybridmotoren 2014 hat Mercedes alle WM-Titel abgeräumt, vor allem dank eines überlegenen Motors. Doch jetzt ist Ferrari das Maß der Dinge.

Darauf haben die Tifosi in Monza lange warten müssen. In den vergangenen vier Jahren startete Hamilton immer von der Pole Position und fuhr dreimal zum Sieg. (szu/dpa)

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