- Sophia Flörsch hat ihren großen Traum von der Formel 1 noch nicht aufgegeben.
- Die 21-Jährige bestreitet in dieser Saison Langstreckenrennen in der European Le Mans Series und beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans.
- 2023 möchte sie zurück in den Formelsport, kündigte sie an.
Manchmal muss man einen Umweg nehmen, um ans Ziel zu kommen. Einen Schritt zur Seite treten, um wieder zwei nach vorne machen zu können. Sophia Flörsch hat sich deshalb vor der Saison 2021 aus dem Formelsport verabschiedet, fuhr in der Langstrecken-WM WEC und in der DTM.
Auch 2022 ist sie auf der Langstrecke unterwegs, tritt in der European Le Mans Series und beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans an. Das große Ziel Formel 1 verliert sie dennoch nicht aus den Augen. 2023 könnte es daher Zeit sein für einen Schritt nach vorne in Richtung Königsklasse. "Idealerweise werde ich im nächsten Jahr wieder in der Formel 3 an den Start gehen", sagte sie in einem "Xing"-Interview.
Die Münchnerin bleibt selbstbewusst, wenn es um ihren Traum geht. "Ich bin ja erst 21 Jahre alt und im Motorsport ändert sich alles wahnsinnig schnell. In vier bis fünf Jahren redet ihr dann mit einer Formel-1-Fahrerin", sagte Flörsch. Auf ihr Lieblingsteam angesprochen, schwärmte sie von "Ferrari, denn für dieses Team sind schon Rennlegenden wie
Für den Weg benötigt man Sponsoren
Ein Selbstläufer ist der Weg aber nicht, denn ein essenzielles Problem ist das Geld. Wie bei so vielen Talenten. David Schumacher, der ebenfalls in die Formel 1 möchte, musste wegen fehlender Sponsoren den Aufstieg in die Formel 2 abhaken, er versucht sich 2022 in der DTM. "Der Formelsport ist finanziell nicht mehr zu stemmen, man findet kaum Sponsoren. In meinen Augen ist es praktisch unmöglich geworden", sagte Schumacher im Gespräch mit unserer Redaktion.
Flörsch würde eine Saison bei einem Top-Team in der Formel 3 in etwa 1,2 bis 1,5 Millionen Euro kosten. Sie hatte 2020 aber "nur" 600.000 Euro zur Verfügung und fuhr sportlich dementsprechend hinterher. Unter dem Strich ist das verbranntes Geld. "Wenn ich bei einem schlechteren Team fahre und weniger teste, werde ich nie so gut sein können – ein Kreislauf", sagte sie dem Playboy Mobility-Guide "Drive".
Nur wenige glauben an eine schnelle Frau
Sie geht bei aller Liebe zum großen Traum nicht blauäugig an die Planung heran. "Man braucht viel Glück und viel Geld und muss auch noch zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein", sagte sie der "Sport Bild". Es gebe zu wenig seriöse Sponsoren, "die an eine schnelle Frau glauben und in sie investieren", sagte Flörsch.
Sie hatte zum Beispiel aufgrund der großen medialen Resonanz im Anschluss an ihren schweren Unfall 2018 in Macau zahlreiche neue Sponsoren gewonnen. Von denen ist allerdings keiner mehr an ihrer Seite. "Der Unfall hat mir Reichweite gebracht, sportlich war er aber kein Schritt nach vorne", sagte sie im Interview mit dem Münchner Merkur und der tz.
Gleichberechtigung im Motorsport weiter ein Fremdwort
Ein weiteres Problem, das sie neben Geld und Sponsoren anspricht: Gleichberechtigung im Motorsport sei weiter ein Fremdwort. "Die Teams schmücken sich mit Fahrerinnen, aber die bekommen kaum echte Chancen. Sie werden zur Rechtfertigung moderner, schicker Leitmotive wie 'Wir fördern Frauen und Gleichstellung' benutzt", sagte die 21-Jährige. Faktisch sei es oft nur ein billig kalkuliertes Engagement, erklärte Flörsch: "Echte Förderung auf dem Niveau sportlicher Inklusion auf Augenhöhe gibt es mehrheitlich nicht."
Das letzte Mal, dass eine Frau in der Startaufstellung der Formel 1 stand, ist mittlerweile 46 Jahre her. Flörsch will das ändern, sie dürfe mit gerade einmal 21 Jahren dieses Ziel weiterverfolgen, betonte sie. Was dabei allerdings auch hilft, sind sportliche Argumente. Sprich: Erfolge. Zuletzt beim Saisonauftakt der ELMS fuhr sie mit ihrem Teamkollegen auf Platz zwei – als erste Frau in der Rennserie.
Flörsch boxt sich durch
Trotzdem bleibt es in der heutigen Zeit kompliziert. "Ich boxe mich durch und glaube fest daran, dass es eine Zukunft gibt", betonte Flörsch. Irgendwann werde es klappen, sagte sie: "Das Invest wird sich auszahlen. Mit großem Budget ginge es schnell, mit kleinem Budget muss man auch mal Umwege gehen." Um dann zwei Schritte nach vorne machen zu können.
Verwendete Quellen:
- Xing: Sophia Flörsch: "In vier Jahren sprecht ihr mit einer Formel-1-Fahrerin!"
- Sport Bild: "Da fehlt nach wie vor die Wertschätzung"
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