Bernadette Collins hat bei Aston Martin eng mit Sebastian Vettel zusammengearbeitet. Dabei hat der Deutsche die Ex-Strategiechefin in mehrfacher Hinsicht überrascht.
Jenson Button.
Denn als der Deutsche zur Saison 2021 von Ferrari zu Aston Martin wechselte, eilte ihm der Ruf voraus, in Sachen Strategie sehr kritisch zu sein und das auch schon mal öffentlichkeitswirksam zu äußern. Was zuvor bei Ferrari häufiger vorkam. Das wusste auch Collins. Im Podcast "Beyond the Grid" verriet "Bernie", dass die Nachricht des Wechsels sie deshalb durchaus aufwühlte.
"Es war sehr einschüchternd, wenn man weiß, dass er in der Vergangenheit so kritisch war", sagte sie. "Auch in den Strategiemeetings hat er immer viele Fragen gestellt. Er war immer über alles im Bild und wollte die Pläne verstehen." Was für sie erschwerend hinzukam, war der Umstand, dass sie als Strategin nicht an den ersten Testfahrten nach Vettels Wechsel teilnahm. Was nicht dabei half, so schnell wie möglich eine Verbindung zum viermaligen Weltmeister aufzubauen. Es zeigt sich immer wieder, dass es besser läuft, wenn die Chemie zwischen dem Fahrer und den Leuten an der Boxenmauer stimmt, ob es nun um den Renningenieur oder die Taktik geht.
Teamwork in der Formel 1 essenziell
Das beweisen aktuell zum Beispiel Red Bull Racing und
Was wenig später dann auch klappte, auch ohne Testfahrten. Denn die Chemie zwischen Collins und Vettel stimmte schnell, sowohl menschlich als auch fachlich. Vettel selbst sei dabei "persönlich deutlich netter gewesen, als ich erwartet hatte", sagte sie. "Vielleicht lag das aber auch nur an der Erwartungshaltung, aber die Beziehung war echt großartig." Auch weil Vettel "ein sehr gutes Verständnis" darüber hatte, "was du erreichen möchtest und warum das vielleicht nicht funktioniert", sagte sie.
Verborgene Vettel-Talente
Hinzu kam Vettels sehr gutes Gedächtnis. "Er ist frühere Rennen durchgegangen und hat dann gesagt: 'Wie wäre es wie damals, keine Ahnung, 2010?' Und ich habe dann gesagt: 'So weit habe ich nicht zurückgeschaut.' Aber dann muss man zurückgehen und sich das anschauen", sagte Collins, die verriet, dass Vettel Talente hatte, die man als Zuschauer nicht auf den ersten Blick erkennen konnte, die einen Champion aber ausmachen. "Viele großartige Fahrer, wie Sebastian einer war, konnten sich ein wirklich gutes Bild davon aufbauen, was um sie herum passiert und was du mit der Strategie versuchst", sagte sie. "Er konnte sich die Linien, die wir auf dem Papier hatten, so vorstellen, als würden sie im echten Leben passieren."
Vettel hat zwar immer über seinen Renningenieur kommuniziert, aber gleichzeitig hat er immer mitdiskutiert, was bei der Strategie passierte. "Das hört man oft von den Fahrern, die fit und in der Lage sind, während des Rennens auf die Leinwände zu schauen und zu sagen: ‚So-und-so hat gestoppt. Ich weiß, was als Nächstes passieren wird‘ - und sie machen sich ein Bild davon, wie es aussehen könnte", so Collins.
Die beiden Übergangsjahre 2021 und 2022 hielten für Collins und Vettel nur wenige sportliche Höhepunkte parat. Die Zusammenarbeit endete schließlich vorzeitig, denn der Große Preis von Ungarn 2022 war Collins' letztes Rennen für Aston Martin. Funfact: Es war das Rennen, vor dem Vettel wiederum seinen Rücktritt zum Ende der Saison ankündigte. Nach dem Rennen meldete sich Vettel am Funk: "Kann Bernie mich hören? Ich hätte es fast vergessen. Danke für ... Ich war nur zwei Jahre - eineinhalb - mit dir hier, aber es hat Spaß gemacht und du bist ein großartiger Mensch. Danke, großer Kuss." Sein Renningenieur antwortete: "Sie ist ziemlich errötet, Sebastian."
Die Show gestohlen
Denn der Dank hat ihr viel bedeutet. "Es hätte noch mehr bedeutet, wenn er mir nicht die Show gestohlen hätte", lachte sie mit Blick auf Vettels Rücktrittsankündigung. Trotzdem war es der perfekte Abschluss einer langen Formel-1-Reise für die heute 37-Jährige, die inzwischen als TV-Expertin arbeitet und für Sky und F1 TV die Strategien analysiert.
"Er hat das, was wir gemacht haben, sozusagen angenommen und sich dahinter gestellt und mitgemacht", sagte sie: "Und dann diese Art von Beziehung zu haben, bis zu dem Punkt, an dem er dankbar war für die Arbeit, die man reingesteckt hat, das war ein ganz besonderes Gefühl, und es ist schön, auf dieser Ebene respektiert zu werden."
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