Nach dem kommenden Rennen in Brasilien macht die Formel 1 eine kurze Pause, ehe die letzten drei WM-Läufe des Jahres anstehen. Immer mehr deutet darauf hin, dass Red Bull nach dem Wochenende die Reißleine zieht und den weiter strauchelnden Sergio Pérez ersetzt. Denn ein Titel ist in immer größerer Gefahr.

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Wenn die Aussagen der Verantwortlichen in der Formel 1 zurückhaltender werden, ist das oft kein gutes Zeichen. Bei Red-Bull-Teamchef Christian Horner ließen sie nach dem Rennen in Mexiko am vergangenen Wochenende sehr viel Raum für Interpretationen.

Dabei ging es mal wieder um die Zukunft von Sergio Pérez, der "ein furchtbares Wochenende" gehabt habe, wie Horner in seiner Medienrunde sagte: "Er weiß, dass die Formel 1 ein ergebnisorientiertes Geschäft ist und dass man unweigerlich im Rampenlicht steht, wenn man seine Leistung nicht bringt."

Bei seinem Heimrennen war Pérez zunächst im Qualifying in Q1 ausgeschieden, ehe er sich im Rennen eine für ihn peinliche Fünf-Sekunden-Strafe einbrockte, weil er in seiner Startbox zu weit vorne stand. Später geriet er zudem mit dem Racing-Bulls-Piloten Liam Lawson aneinander. Erst auf der Strecke, dann auch verbal. In beiden Fällen machte Pérez keine gute Figur.

Pérez über Lawson: "Nicht die richtige Einstellung"

"Wenn man in die Formel 1 kommt, ist man natürlich sehr hungrig, aber man muss auch Respekt haben – auf und neben der Strecke", kritisierte Pérez den Neuseeländer. "Ich glaube nicht, dass er die richtige Einstellung hat. Er muss ein bisschen bescheidener werden. Ich halte ihn für einen großartigen Fahrer und hoffe für ihn, dass er einen Gang zurückschalten und daraus lernen kann."

Das alles änderte letztendlich nichts daran, dass Pérez mit dem letzten Platz zum insgesamt fünften Mal in diesem Jahr komplett leer ausging. Die mexikanische Zeitung "Esto" schrieb ziemlich treffend: "Die einzige gute Nachricht ist, dass es endlich vorbei ist."

Konstrukteurs-Wertung: Red Bull nur noch auf Platz drei

Red Bull ist in der Konstrukteurs-Wertung inzwischen mit 512 Zählern hinter McLaren (566 Punkte) und Ferrari (537) auf Platz drei abgerutscht. Pérez ist gegen seinen Teamkollegen Max Verstappen schon immer chancenlos gewesen, inzwischen sind beide vom Niveau her aber Welten auseinander. Für den Teamtitel ist es aber essenziell, dass Pérez regelmäßig zumindest um Podiumsplätze fährt. "Als Team müssen wir mit beiden Autos in die Punkte fahren, das liegt in der Natur der Formel 1", betonte Horner.

Darauf angesprochen, ob der Platz von Pérez nun in Gefahr sei, antwortete Horner: "Wie ich schon sagte, ist die Formel 1 ein ergebnisorientiertes Geschäft, und wenn jemand unterdurchschnittlich abschneidet, wird das natürlich immer hinterfragt werden."

Nutzt Red Bull die Pause für eine weitreichende Entscheidung?

So kurzfristig vor dem anstehenden Rennen in Brasilien wird Red Bull aber nicht die Reißleine ziehen. Dass die gut drei Wochen Pause danach bis zum Grand Prix in Las Vegas für einen Wechsel genutzt werden, ist aber nicht mehr auszuschließen, trotz eines bis einschließlich 2025 laufenden Vertrags von Pérez.

Eine Jobgarantie gab es von Horner auf Nachfrage nicht mehr. Pérez stünde "konstant" unter Beobachtung, sagte Horner: "Aus Sicht des Teams arbeiten wir so hart wie möglich mit ihm zusammen und versuchen, ihn zu unterstützen." Man habe alles getan, um ihm zu helfen, und werde dies auch am kommenden Wochenende in Brasilien tun, so Horner: "Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen".

Schumacher glaubt an vorzeitiges Pérez-Aus

Ähnlich sieht es auch Ralf Schumacher, der ehemalige Formel-1-Pilot geht davon aus, dass Pérez 2025 "keinen Meter in dem Auto" fahre, "da bin ich mir ziemlich sicher. Ich glaube noch nicht mal, dass er die Saison zu Ende fährt. Red Bull wird nach diesem Wochenende eine Entscheidung treffen", sagte Schumacher bei Sky.

Es habe für beide Seiten keinen Sinn mehr, auch für Pérez nicht, erklärte Schumacher weiter: "Der arme Mann steht so unter Druck, der geht jetzt auch nicht freudestrahlend nach Hause. Das soll ja auch Spaß machen". Es spricht nicht viel dafür, dass es Red Bull und Pérez 2025 noch Spaß machen könnte.

Auch Sky-Kollege Martin Brundle geht davon aus, "dass dies sein letzter Mexiko-City-GP in einem Red Bull sein wird. Das ist mein Bauchgefühl", sagte der ehemalige Formel-1-Pilot: "Er hat eine großartige Karriere hinter sich, und ich bin sicher, dass er sie gerne noch ein wenig verlängern würde. Aber wir sehen so viele junge Talente, die jetzt in die Teams kommen und gute Arbeit leisten."

Wie Lawson zum Beispiel. Dass ausgerechnet er ironischerweise das Pérez-Cockpit übernehmen könnte, steht sinnbildlich für die Saison des Mexikaners. Sehr wahrscheinlich ist es seine letzte für Red Bull.

Verwendete Quellen

  • TV-Übertragung Sky und Sky UK
  • Medienrunden
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