In seiner fünften Saison hat Tim Stützle mit den Ottawa Senators endlich die Play-offs erreicht. Es wartet ein kanadisches Derby.
Nico Sturm hat den Stanley Cup schon gewonnen,
Aber der 23-Jährige weiß auch, dass er mit dem Team aus der kanadischen Hauptstadt der krasse Außenseiter ist, wenn am Wochenende die Jagd auf die berühmteste Eishockey-Trophäe beginnt. "Wir haben eine Mannschaft, gegen die schwer zu spielen ist, weil wirklich jeder auf Körper spielt", hob Stützle dennoch hervor, "die, die uns unterschätzen, wollen wir vom Gegenteil überzeugen."
Bei seinen beiden Landsleuten ist die Ausgangslage ganz anders: Sturm, der 2022 mit der Colorado Avalanche triumphierte, nimmt mit dem starken Titelverteidiger Florida Panthers einen neuen Anlauf. Und Draisaitl will nach der bitteren Finalpleite mit den Edmonton Oilers im vergangenen Sommer gemeinsam mit seinem kongenialen Sturmpartner Connor McDavid endlich den großen Coup landen - wenn er denn rechtzeitig fit ist.
Stützle dagegen ist "froh, dabei zu sein". Ottawa hatte sieben Jahre in Folge die Play-offs verpasst, der Ex-Mannheimer erlebte die letzten vier Spielzeiten mit, "wir sind durch extrem schwere Zeiten gegangen". Über 400 Profispiele hat er in seiner jungen Karriere schon bestritten, aber noch keine einzige K.o.-Partie. In Mannheim kam die Corona-Pandemie dazwischen, in Ottawa fehlte dem talentierten Team mit vielen jungen Spielern stets das Durchhaltevermögen.
So punktete Stützle als einer der Jungstars zwar fleißig, glänzte als Torschütze wie als Vorbereiter, knackte die Marke von 300 Scorerpunkten sogar früher als Draisaitl. Doch wenn es um den Stanley Cup ging, war der Nationalspieler schon im Urlaub - oder in der Vorbereitung auf die nächste Saison.
Unter dem neuen Trainer Travis Green sind die Senators defensiv stabiler geworden, auch Stützle hat sich "da um einiges verbessert" - mit Erfolg: Ottawa löste schon eine Woche vor dem Ende der Hauptrunde das Play-off-Ticket. Damit hatte Stützle sein "Hauptziel" erreicht, aber seine eigenen Stärken aus den Augen verloren.
Nach nur einem Assist in acht Spielen gab es deshalb eine Ansage: "Ich hatte nicht wirklich das Selbstvertrauen, auch offensiv was zu machen, was eigentlich mein Spiel ist. Wenn der Trainer dann sagt, dass er nicht zufrieden ist, dann weckt einen das auf." In den letzten drei Punktspielen glänzte er mit drei Toren und vier Vorlagen.
Stützle will offensiv wieder glänzen
In der ersten K.-o.-Runde gegen die Toronto Maple Leafs, trotz 350 Kilometern Entfernung nach kanadischen Maßstäben ein "Derby", will er wieder offensiv glänzen - obwohl in den Play-offs "das Spiel physischer wird". Auch da will er mithalten, "wenn's sein muss, muss es sein. Ab und zu einen Check zu fahren macht auch Spaß."
Erst recht wenn die Atmosphäre im Battle of Ontario, die in der Nacht auf Montag (1:00 Uhr MESZ/Sky) beginnt, "unglaublich" werde, "die Fans haben lange genug darauf gewartet, die Euphorie ist riesengroß". Auch wenn Sturm und Draisaitl bessere Chancen haben. (sid/bearbeitet von mbo)