Alexander Owetschkin hat Historisches geschafft. Er hat den Tor-Rekord der NHL von Wayne Gretzky gebrochen, ein Rekord, der als für die Ewigkeit galt. Die Sportwelt lässt den Russen hochleben. Dabei steht Owetschkin auch immer wieder in der Kritik, vor allem wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin.
Alexander Owetschkin ist auf dem Eishockey-Olymp angekommen. 895 Tore in 1487 Spielen, eins mehr als Legende Wayne Gretzky in genau so vielen Spielen einst geschossen hatte. Es ist ein historischer Rekord, einer, der wahrscheinlich lange Zeit stehen bleiben wird und der Owetschkin endgültig in den Status einer NHL-Legende gehievt hat.
Seine sportlichen Meriten sind unumstritten, das Lob, das nun von den Größten der Sportwelt über ihm ausgeschüttet wird, für seine Leistung verdient. Und doch hat der Triumph des Alexander Owetschkin einen faden Beigeschmack. Denn es gibt da die andere Seite des Eishockey-Spielers und das ist die des Botschafters für Russlands Diktator
Owetschkin unterstützt Putin öffentlich
2014 gratulierte er Putin mit den Worten "Sie sind auf dem richtigen Weg und wir haben Ihr Handeln immer respektiert und unterstützen Sie überall und immer, weil auch wir unser Land lieben!!!" zum Geburtstag. Im März desselben Jahres hatte Putin die Krim annektiert.
Dass er den Überfall Russlands auf die Ukraine nicht verurteilen wollte, kommt da wenig überraschend. "Er ist mein Präsident", sagte Owetschkin damals auf die Frage, ob er Putin denn nach dem Angriffskrieg noch immer unterstütze. Eine klare Botschaft. Und eine, die Putin gefallen dürfte.
Denn wie die meisten Diktatoren nutzt auch Putin den Sport gerne als öffentliche Bühne und seine Lieblingssportart ist Eishockey. Putin spielte selbst, es gibt viele Bilder von ihm, die ihn auf dem Eis in voller Montur zeigen. Der starke Diktator, der auch das Duell mit gestandenen Eishockey-Spielern nicht fürchtet.
Dass die meisten russischen Eishockey-Spieler mit Ambitionen irgendwann in die USA auswandern und ihr Glück in der NHL suchen, ist für Putin fast schon ein Glücksfall. Denn so hat er russische Botschafter im Westen, die dort auch noch bejubelt werden. Siehe: Alex Owetschkin. Dass er seine Sympathien für Putin bei Instagram fröhlich zur Schau stellt und man einen Aufschrei in der NHL oder bei den Fans der Washington Capitals vergeblich sucht, spricht Bände, ist jedoch wenig überraschend.
Sport als Eskapismus
Viele amerikanische Sport-Fans, egal welcher Sportart, verwehren sich politischer Botschaften in Form von Parteien- oder Politikunterstützung auf den Rängen und auf und neben dem Spielfeld. In der amerikanischen Football-Liga NFL ist es Spielern verboten, politische Botschaften zu verbreiten. Als Colin Kaepernick mit seinem Kniefall bei der amerikanischen Hymne gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze demonstrierte, war der Aufschrei gewaltig und Kaepernicks sportliche Karriere de facto vorbei. Dass die Fans eher den sportlichen Erfolg und den Verein bei der Bewertung eines Spielers in den Vordergrund stellen, fand auch eine Umfrage unter Fußball-Fans heraus, aus der "Sportsnet.ca" zitiert.
Entsprechend verhielt sich auch die NHL eher wachsweich als entschlossen, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Man verurteilte den Einmarsch Russlands in die Ukraine natürlich, gleichzeitig drückte die Liga aber auch ihre Sorge für "das Wohlergehen der russischen Spieler aus, die in der NHL für ihre Klubs und nicht im Namen Russlands spielen".
Der Sport ist in den USA oft eine Flucht vor der Realität. Einer Realität, in der sich auch der US-Präsident Donald Trump Russland und Putin wieder annähert, um es vorsichtig auszudrücken. Und auch Trump ist ein Fan von Owetschkin. Beim Showteil seiner Inauguration ließ er Owetschkins Namen in einer Rede fallen. Die beiden kennen sich, trafen sich zweimal zu offiziellen Anlässen. Trump erklärte laut "Newsweek.com": "Ich habe gar keine Wahl als sein Fan zu sein. Denn er ist etwas Besonders. Schauen Sie sich nur die Hände an ... ein besonderer Athlet." Den US-Präsidenten und Putin gleichzeitig zum Freund zu haben, war lange Zeit undenkbar. Doch wie in so vielen anderen Bereichen hat Trumps Präsidentschaft auch hier für einen Wandel gesorgt.
Alex Owetschkin dürfte das alles herzlich egal sein. Er hat sein Ziel erreicht und wird bejubelt. Auch von Putin: "Lieber Alexander Owetschkin. Ich gratuliere Ihnen zu diesem außergewöhnlichen Rekord. Sie haben Legenden übertroffen. Dieser Erfolg ist nicht nur Ihr persönlicher Erfolg, sondern auch eine echte Feierlichkeit für die Fans in Russland und im Ausland", hieß es in einer vom Kreml veröffentlichten Mitteilung.
Verwendete Quellen
- "Sportsnet.ca": Feeling conflicted about Ovechkin’s goal chase? You’re not alone
- "Newsweek.com": President Trump Shouts Out Capitals' Alex Ovechkin During Inauguration Ceremonies
- dpa
- sid
- Instagram-Profil von Alexander Owetschkin