Philipp Rickenbacher tritt als CEO der Bank Julius Bär zurück, seine Nachfolge steht schon fest. Die Bank schreibt das gesamte Kreditengagement an die Signa-Gruppe ab und plant einen weiteren Rückzug aus einem Geschäftszweig.
Die Bank Julius Bär will nach dem Signa-Debakel reinen Tisch machen. Wie diverse Medien bereits am Mittwochabend berichteten, tritt CEO Philipp Rickenbacher zurück. Die Privatbank schreibt zudem das gesamte Kreditengagement an die Signa-Gruppe ab.
Nun ist der Rücktritt offiziell: Julius Bär teilte den Abgang ihres CEO am Donnerstagmorgen gemeinsam mit der Publikation ihrer Geschäftszahlen 2023 mit. Philipp Rickenbacher trete per sofort als Chef der Gruppe zurück. Seine Nachfolge übernimmt ad interim sein Stellvertreter und bisheriger Chief Operating Officer (COO) Nic Dreckmann, heisst es in der Mitteilung. Rickenbacher führte Julius Bär seit dem Jahr 2019.
Konzerngewinn halbiert
Gleichzeitig schreibt Bär die gesamten "Private Debt"-Kredite an die insolvente Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko vollständig ab. Das führt zu Netto-Kreditverlusten in der Höhe von 606 Millionen Franken. Julius Bär will sich nun aus dem Geschäft mit solchen Kreditfinanzierungen verabschieden und sich auf Lombard- und Hypothekarkredite fokussieren.
Wegen der hohen Abschreibung halbiert sich der Konzerngewinn 2023: Dieser fällt mit 454 Millionen Franken um 52 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres aus. Der um Integrations- und Restrukturierungskosten adjustierte Konzerngewinn geht um 55 Prozent auf 472 Millionen Franken zurück.
Bereits Ende November hatte Julius Bär bekanntgegeben, dass die Bank einem "europäischen Konglomerat" Kredite im Umfang von 606 Millionen Franken gewährt hatte. Es handelte sich dabei offensichtlich um die Immobilien- und Warenhaus-Gruppe Signa des österreichischen Immobilieninvestors René Benko, bei der nicht nur die Holding-Gesellschaft, sondern auch immer mehr Tochtergesellschaften in Insolvenzverfahren stecken.
Boni gestrichen
Trotz dem Gewinnrückgang soll die Ausschüttung an die Aktionäre stabil bleiben: Der Verwaltungsrat schlägt eine unveränderte Dividende von 2,60 Franken je Aktie vor. Deutlich weniger Geld gibt es allerdings für die Geschäftsführung: So sollen der CEO und fünf Mitglieder der Geschäftsleitung gar keinen Bonus erhalten und auch der Verwaltungsratspräsident und weitere VR-Mitglieder werden gewisse Lohnbestandteile nicht in Anspruch nehmen.
Neben CEO Rickenbacher muss auch das Verwaltungsratsmitglied David Nicol seinen Posten räumen. Der Brite war im Verwaltungsrat Leiter des Risikokomitees. Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher, der im Zusammenhang mit dem Signa-Engagement in die Kritik geraten war, bleibt dagegen im Amt.
Weitere Neugeldzuflüsse
Die verwalteten Vermögen beliefen sich zum Jahresende auf 427 Milliarden Franken nach 435 Milliarden per Ende Oktober 2023. Innert Jahresfrist haben diese damit um ein Prozent zugelegt. Julius Bär hat im vergangenen Jahr zudem neue Berater angestellt: Insgesamt seien 95 neue Kundenberater angestellt worden.
Trotz der negativen Schlagzeilen der vergangenen Wochen konnte die Bank 2023 einen Neugeldzufluss von 12,5 Milliarden Franken verzeichnen, was einem Neugeldwachstum von 2,9 Prozent entspricht. Im Vorjahr waren es Zuflüsse von 9 Milliarden gewesen. Vor allem Kunden aus Europa einschliesslich der Schweiz hätten Julius Bär ihre Vermögen anvertraut, heisst es am Donnerstag. Per Ende Oktober hatte Julius Bär allerdings noch ein annualisiertes Neugeldwachstum von drei Prozent vermeldet.
Mit den vorgelegten Zahlen bleibt Julius Bär deutlich unter den Erwartungen am Markt. Zwar war die Spannbreite der Schätzungen wegen der Unsicherheit um die Rückstellungen hoch. Einen kompletten Abschreiber der Signa-Kredite hatte allerdings kaum ein Analyst erwartet. Die Dividende wurde dagegen unverändert erwartet. (SDA/phs)
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