Kairo (dpa) - "Sachma ketir" gehört zu den ersten Worten, die man in Kairo lernt. Es bedeutet "viel Verkehr" und man weiß schnell, wie man es auszusprechen hat: Als genervtes Seufzen immer dann, wenn man auf den Straßen zwischen Abertausenden Autos in Stau und Abgasen versinkt.

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Sechs Fakten über das Verkehrschaos in Ägyptens 20-Millionen-Metropole:

Hupen als Mantra: Manchmal - wenn auch selten - kommt es vor, dass eine Straße leer ist. Keine anderen Autos, keine mit vier Personen besetzten Motorräder, keine schlecht einsehbaren Ecken. Selbst dann wird gehupt. Einfach so, in die Leere hinein. Warum? Man weiß es nicht. Das Warnsignal hat sich zu einem Ritual entwickelt: Einige Ägypter beginnen ihre Fahrt mit einem kurzen Hupen, andere würden vermutlich lieber auf Bremsen als auf das Horn verzichten.

Augen auf und durch: Zebrastreifen? Ampeln? In Kairo entweder nicht vorhanden oder sehr selten. Wer die Straße überqueren will, braucht etwas Mut und Übung. Eine Anleitung: Wenn sich eine Lücke auftut, den Fuß auf die Straße setzen, ein gleichmäßiges Tempo anschlagen und den Blickkontakt mit den nachrückenden Fahrern suchen. Wer es richtig macht, den umfließt der Verkehr wie der Fluss einen Stein.

Anschnallen verboten: Wenn man nicht ausgelacht werden will, bleibt der Gurt unbenutzt. Das geht zu Lasten der Sicherheit, klar, schont aber die Bekleidung. Denn nicht benutzte Gurte stauben ein - und das passiert in einem Wüstenland schnell. Viele Fahrer ziehen den Gurt nur dann provisorisch aus der Halterung, wenn eine Polizei-Kontrolle droht. Diese Sorglosigkeit hat Folgen: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben in Ägypten im Straßenverkehr knapp drei Mal so viele Menschen wie in Deutschland.

Hauptsache erster: Taucht irgendwo im Stop and Go die kleinste Lücke auf, stößt jemand in sie hinein. Es spielt dabei oft keine Rolle, ob gewonnene drei Meter dazu führen, dass man eine Einmündung verstopft und dadurch zehn andere Autos blockiert.

Niederschalg: Regenschauer sind etwas Besonderes in Ägypten. Sie kommen fast ausschließlich im Winter vor, in den sozialen Medien sind dann Tausende "Ich-bin-nass"-Selfies zu finden. Manche Autobesitzer sorgen sich dann um die Elektronik, die von der Feuchtigkeit beschädigt werden könnte. Pfützen lassen Schlaglöcher oft scheinbar verschwinden, deshalb: Schneckentempo bei Regen.

Rage und Ruhe: Auf dem heißen Asphalt liegen die Nerven oft blank. Wird er von einem anderen Auto geschnitten, kann der Ägypter auch schon mal laut werden. Die Wut hat aber eine geringe Halbwertszeit: Wenn an der nächsten Ecke ein anderer Fahrer durchs offene Fenster ruft "Meister, wie komm ich zur Addly Pasha Straße?", bleiben immer fünf Minuten, um in aller Ruhe den Weg durch das Straßengewirr zu erklären.

Zwei Tote pro Minute: So gefährlich ist der globale Straßenverkehr

Auf den Straßen der Welt gibt es zwar immerweniger Unfälle. Doch noch immer sterben sehr viele Menschen auf demWeg zur Arbeit, zum Einkauf, zur Schule. Nach Angaben derWeltgesundheitsorganisation WHO kamen 2013 rund 1,25 MillionenMenschen bei Verkehrsunfällen ums Leben - das sind statistischgesehen mehr als zwei Tote pro Minute. Jeder zweite Verkehrstote warMotorradfahrer, Radfahrer oder Fußgänger.

Die Zahl der Verletzten ist naturgemäß schwerer zu ermitteln: Nichtjeder geht mit Blessuren zum Arzt oder zur Polizei. Die WHO schätzt,dass jedes Jahr weltweit bis zu 50 Millionen Menschen imStraßenverkehr verletzt werden.

Laut WHO ließen sich diese Zahlen leicht reduzieren. In den wenigenLändern, in denen Helm- und Gurtpflicht, Promillegrenzen undinnerorts Tempolimits gelten, kommen weit weniger Menschen ums Leben.

So aber sind Verkehrsunfälle bei den 15- bis 29-Jährigen die mitAbstand häufigste Todesart. 90 Prozent aller Verkehropfer starben inEntwicklungs- und Schwellenländern - und das, obwohl in diesenLändern nur gut die Hälfte aller Autos fahren. Am gefährlichsten istder Straßenverkehr in Afrika, am sichersten in Europa.

Im Jahr 2014 kamen in Deutschland 3377 Menschen bei Verkehrsunfällenums Leben. Obwohl die Zahl stieg, ist sie die zweitniedrigste seit1950. Der Anstieg ist laut dem Statistischen Bundesamt wohl auf diemilden Temperaturen zurückzuführen: Im Jahr 2014 verunglücktenbesonders viele Rad- und Motorradfahrer.  © dpa

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