Wilder Streik oder rätselhafte Krankheitswelle? Die Fluggesellschaft Tuifly bekommt wegen fehlender Crews kaum noch Flugzeuge in die Luft, seitdem bekannt ist, dass sie in einer Holding aufgehen soll.

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Die Fluglinie Tuifly hat für Freitag wegen kurzfristiger Krankmeldungen der Crews alle ihre Flüge abgesagt. Insgesamt sollen 108 Flüge ausfallen. Betroffen sind 54 Flüge von Deutschland und 54 Rückflüge aus den Urlaubszielen.

Nach Angaben einer Tui-Sprecherin sind rund 9000 Passagiere betroffen. "Um Urlauber aus den Feriengebieten nach Hause zu bringen, hat Tui erneut Flugzeuge anderer Airlines gechartert", teilte das Unternehmen mit. Auch in den kommenden Tagen könne es dazu kommen, dass weitere Flüge gestrichen werden.

Die "extrem kurzfristigen Krankmeldungen" machten es unmöglich, "frühzeitiger zu informieren und alternative Reisemöglichkeiten anzubieten", teilte der Konzern mit.

Seit mehreren Tagen fallen bei Tuifly und auch Air Berlin Flüge aus, weil sich Crew-Mitglieder kurzfristig krankmelden. Der Urlaubsflieger steht vor einem Umbau, Arbeitnehmervertreter fürchten Job-Verluste. Tui teilte mit, es würden derzeit alle Kunden über ihre Kündigungsmöglichkeiten informiert, die am Freitag in den Urlaub hätten starten sollen und denen keine alternative Beförderung geboten werden könne.

Ramsauer kritisiert Mitarbeiter

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat Belegschaften und Management der Fluggesellschaften Air Berlin und Tuifly aufgerufen, interne Probleme am Verhandlungstisch zu lösen. Gegenüber der "Bild"-Zeitung sagte Dobrindt: "Das ist keine akzeptable Situation. Die Airlines müssen ihrer Verantwortung gegenüber den Fluggästen nachkommen. Interne Konflikte müssen am Verhandlungstisch ausgetragen werden und nicht auf den Rücken der Passagiere."

Der Vorsitzende des Bundestags-Wirtschaftsausschusses, Peter Ramsauer (CSU) kritisiert hingegen die Krankmeldungen der Mitarbeiter: "Das ist verantwortungslos gegenüber den Kunden. Bei allem Ärger können Mitarbeiter von Unternehmen Konflikte nicht so auf dem Rücken von Kunden austragen", so Ramsauer gegenüber der "Bild".

Die Situation gehe vor allem zu Lasten von Urlaubern mit niedrigerem Einkommen. Bei den Kunden von Tuifly handele es sich zum nicht unerheblichen Teil um Geringverdiener, so Ramsauer weiter.

Der Aufsichtsratsvorsitzende von Tuifly, Henrik Homann, rechnet damit, dass es auch über den Freitag hinaus zu Beeinträchtigungen im Flugverkehr kommt. Das sagte er zur "Bild"-Zeitung.  © dpa

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