Berlin (dpa/tmn) - Fast die ganze Welt kommt zusammen auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in den Berliner Messehallen (Publikumstage 12. und 13. März). Wie es in dieser Saison um die wichtigsten Reiseländer der Deutschen steht - ein Überblick:
Deutschland: Baden an der Nordsee, Wandern in Bayern, Feiern in Berlin: Am liebsten machen die Deutschen Urlaub zwischen Küste und Alpen. Viele Bundesländer melden wieder Rekorde bei den Gästezahlen und Übernachtungen. Bayern wirbt mit dem Slogan "Traditionell anders", die Sachsen mit "Spüre die Natur". Neue große Entwicklungen gibt es kaum, aber den Trend zu mehr Regionalität, sagt Claudia Gilles vom Deutschen Tourismusverband (DTV).
Spanien: Auf den Kanaren und Balearen wird es im Sommer richtig voll - Spanien ist der große Gewinner dieser Urlaubssaison. Denn die Türkei wird im Moment von vielen Touristen gemieden. Es herrscht allgemeine Verunsicherung nach den Terroranschlägen von Paris und Istanbul. Wer also mit Urlaub etwa auf Mallorca oder Gran Canaria liebäugelt, sollte mit dem Buchen nicht mehr zu lange warten. Die besten Zimmer könnten sehr bald weg sein!
Italien: Wer nicht gerne fliegt, für den ist Italien ein passendes Urlaubsziel: Der Norden ist mit dem Auto gut erreichbar, das Klima ist mediterran und die Lebensart - eben italienisch. Die Buchungen für Italien liegen klar im Plus, das Land profitiert ebenfalls vom allgemeinen Trend in Richtung westliches Mittelmeer. Besonders beliebte Regionen sind die Adria, der Gardasee, Südtirol, Venetien, die Lombardei und die Toskana. Insgesamt lässt sich sagen: Der Urlaubsklassiker Italien ist beliebt wie schon lange nicht mehr.
Türkei: Ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, gute Hotels, Traumstrände - die Türkei ist eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen. Doch gerade sieht es mit den Buchungen nicht gut aus. Viele haben Angst nach dem Anschlag von Istanbul, obwohl der Terror nicht die Badeorte erreichte. Der türkische Tourismusminister Mahir Ünal versichert: "In keinem der touristischen Orte in der Türkei gibt es ein Sicherheitsrisiko." Ob das die Deutschen überzeugt? Die Reiseveranstalter sind sich relativ sicher: Die Türkei wird noch richtig aufholen. Die Preise purzeln schon, Touristen können auf Urlaub zum Schnäppchen-Preis hoffen.
Österreich: Das Alpenland will im Sommer Urlauber anlocken, die sich nach Erholung und "Digital Detox" sehnen. Denn viele sind im Alltag immer online und gestresst. Die Natur der Berge, so die Idee, soll wieder innere Ausgeglichenheit bringen. Dabei darf es durchaus aktiv zugehen, Outdoor boomt. Wie passt das zusammen? "Nichts tun müssen, aber viel tun können", diese Formel für einen gelungenen Urlaub nennt Oskar Hinteregger von Österreich Werbung.
Griechenland: Das Land hat die politische Existenzkrise des vergangenen Sommers erst einmal hinter sich gelassen, die Buchungen für 2016 zeigen einen positiven Trend. Ein Plus von zwei bis drei Prozent sieht Tourismusverbandschef Andreas Andreadis. Kreta und Rhodos laufen bei den Veranstaltern ziemlich gut. Alles sonnig in Hellas? Nicht ganz. Die Flüchtlingsroute verläuft durch die östliche Ägäis. Auf Inseln wie Kos, Lesbos oder Samos sind die Touristenzahlen eingebrochen. Urlaub neben Menschen, die aus Krieg und Chaos fliehen - das ist vielen doch zu heftig. Doch Griechenland ist groß.
Ägypten: Seit dem Arabischen Frühling geht es für das Land am Roten Meer auf und ab. Unermüdlich wirbt Tourismusminister Hisham Zaazou für sein Land - bis die nächste Katastrophe passiert. Zuletzt war das der Absturz eines russischen Ferienfliegers, wahrscheinlich durch eine Bombe der Terrormiliz IS. Die Buchungen brachen ein. So übt sich Zaazou in Zweckoptimismus: "Wir werden ein Comeback sehen", beschwor der Minister auf der ITB. Und eigentlich ist Ägypten auch sehr beliebt: Letztes Jahr kamen wieder eine Million deutsche Gäste. Nun müssen alle hoffen, dass es in dem Land ruhig bleibt.
Tunesien: Ein Attentäter metzelt Touristen am Strand nieder - diese Bilder aus dem Badeort Sousse aus dem vergangenen Sommer waren kaum zu ertragen. Und sie wirken nach. Die Gästezahlen aus Deutschland haben sich 2015 im Vergleich zum Vorjahr halbiert. Die Buchungen gehen weiter zurück, Hotels schließen. Vielen denken: In Tunesien ist es im Moment nicht sicher, auch wenn Tourismusministerin Selma Elloumi Rekik auf der ITB das Gegenteil behauptete. Die junge Demokratie Tunesien durchlebt schwierige Zeiten, und die meisten Deutschen machen vorerst lieber woanders Urlaub.
Portugal:Spaniens kleiner Nachbar ist ein Trendziel des Sommers. Portugal boomt - bei Tui sind die Buchungseingänge "hervorragend" und liegen bereits weit über den guten Vorjahreszahlen. Besonders beliebt sind die Algarve und Madeira. Dertour-Produktleiter Jens Reinhardt nennt noch Lissabon und die Azoren als Topziele. Bereits 2015 schloss Portugal mit einem Gästeplus aus Deutschland von 12,9 Prozent ab. Dieses Jahr könnte sogar noch besser werden.
Niederlande: Das Land wird vor allem als Ziel für unkomplizierten Badeurlaub geschätzt, in drei Stunden ist man von Nordrhein-Westfalen an der holländischen Küste. Und Amsterdam gilt als hip. Doch am Meer und in der Metropole wird es im Sommer immer richtig voll. Noch ist das Binnenland eher unbeachtet. Die Holländer wollen das ändern - zum Beispiel mit dem Wanderevent Vierdaagse in der Region in Nimwegen (19. bis 22. Juli). Rund 40 000 Teilnehmer werden erwartet. © dpa
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