Berlin (dpa/tmn) - Vor nicht allzu langer Zeit galt die Pauschalreise als Domäne des Reisebüros. Mit dem Einzug des Internets in die Haushalte haben die Vermittler Konkurrenz erhalten. Nicht mehr nur bei der Buchung einzelner Reisebausteine wie Flügen oder Hotels, sondern auch bei Pauschalreisen.
Pro Jahr werden in Deutschland rund 28 Millionen Pauschalreisen gebucht, hat die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen ermittelt. Nach wie vor sind sie damit die bedeutendste Organisationsform des Urlaubs. Und noch sind die mehr als 9000 Reisebüros die wichtigsten Buchungsstellen deutscher Pauschalurlauber. Doch selbst getätigte Onlinebuchungen nehmen zu. Machten sie 2005 nur 11 Prozent aller Reisebuchungen aus, waren es 2014 bereits 35 Prozent.
Wo liegen heute die Vor- und Nachteile der beiden Buchungswege? Thomas Dippe von der Allianz selbständiger Reiseunternehmen (asr) und Inhaber eines Reisebüros in Potsdam schlägt natürlich eine Bresche für den klassischen Weg: "In den Reisebüros werden die Kunden von fachkompetenten Mitarbeitern beraten." Selbst reiseerprobte Kunden könnten "weit über das Maß der Onlineangebote" betreut werden. Klar ist: Beratung gibt es online nicht.
David Armstrong aus der Geschäftsführung des Schnäppchenportals Urlaubspiraten preist dagegen die riesige Angebotspalette bei der Onlinebuchung einer Pauschalreise an. Außerdem könnten Kunden rund um die Uhr buchen und von jedem beliebigen Ort auf Angebote zugreifen.
Könnte der Preis ein Argument sein? Dass Pauschalreisen im Internet günstiger zu bekommen sind, ist eine falsche Vermutung. "Der Preis für die identische Veranstalterreise ist überall der gleiche, egal ob im Internet bei einem Online-Reiseportal, auf der Webseite des Reiseveranstalters, im Reisebüro oder im TV-Shoppingkanal", erklärt Sibylle Zeuch, Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV). "Das schreibt das deutsche Handelsgesetzbuch vor." Die Stiftung Warentest hat das 2015 kontrolliert und fand tatsächlich die gleichen Preise.
Genau hinschauen und mitdenken sollten angehende Urlauber hier wie dort: Online werden beispielsweise geschickt Reiseversicherungen untergejubelt und als zusätzlicher Posten auf den Reisepreis aufgeschlagen. Doch auch im Reisebüro geht es nicht immer transparent zu: Die Mitarbeiter können Reisen anpreisen, die eine höhere Provision einbringen, selbst wenn es günstigere vergleichbare Angebote gibt. Onliner David Armstrong sagt: "Nicht jedes Reisebüro bietet eine vom Reiseveranstalter unabhängige Beratung an."
Egal ob online oder im Reisebüro gebucht - rechtliche Unterschiede gibt es bei der Pauschalreise nicht. Die 2015 erlassene EU-Richtlinie zum Rechtsschutz von Pauschalreisen unterstreicht die Gleichstellung. "Treten Mängel auf, ist immer der Veranstalter der Ansprechpartner", sagt Armstrong. "Der Buchungsweg ist nicht entscheidend."
Viele Pauschalreisende fühlen sich sicherer, wenn sie sich erst online informieren, aber dann doch im Reisebüro buchen. Das sei durchaus üblich, bestätigt Thomas Dippe.
Doch für immer mehr Menschen wird der Umgang mit Online-Quellen selbstverständlich, Erfahrungen anderer Reisender sind frei verfügbar. Schnell finden Reisewillige Foren-Einträge, Berichte, Videos oder Fotos anderer Gäste. Der Urlauber wird quasi selbst zum Reisespezialisten - wenn er will.
Andererseits dürfte es auch in Zukunft Menschen geben, die ein Gesicht hinter ihrer Buchung schätzen. Und die Mitarbeiter im Reisebüro greifen meist auf viel Erfahrung zurück. "Sie sind in der Lage herauszufinden, was der Kunde wirklich will", glaubt deshalb Reisebürochef Thomas Dippe. © dpa
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