An Schlagzeilen mangelte es der kommerziellen Weltluftfahrt 2015 nicht. Vor allem der tragische Germanwings-Absturz über den Alpen prägte die öffentliche Wahrnehmung. Dennoch ziehen Unfallforscher auch für das Vorjahr das Fazit: die Fliegerei wird immer sicherer.
Für die zivile Weltluftfahrt war das zurückliegende Jahr trotz verheerender Flugzeugunglücke eines der sichersten der vergangenen Jahrzehnte. Zu diesem Fazit kommt sowohl das Hamburger Flugunfallbüro JACDEC (Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre) wie auch das in den Niederlanden ansässige Aviation Safety Network (ASN).
Während die JACDEC in ihrer Unfallstatistik fürs Vorjahr 521 Opfer zählte, kommt ASN aufgrund einer anderen Zählweise auf 560 Luftfahrt-Tote. Den vorsätzlich in die Alpen gesteuerten Germanwings-Airbus stellen beide Büros als ungewöhnlich heraus - dieser Fall stellte das Vertrauen in einen ganzen Berufsstand auf den Prüfstand wie kein anderes Unglück.
"Doch so erschütternd dieses Unglück ist, die Statistik zeigt: Während die Zahl der Passagiere immer weiter ansteigt, sinkt die geringe Zahl der Verunglückten kontinuierlich weiter", meint Matthias von Randow vom Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft.
Fliegen wird immer sicherer
Er betont: "Fliegen wird immer sicherer." Die internationale Zivilluftfahrtorganisation IATA bestätigt den Trend und weist vor allem auf die hohen Passagierzahlen des Vorjahres hin.
Die Zahlen sind in der Tat beeindruckend: 3,5 Milliarden Passagiere bescherten 2015 den Airlines rund um den Globus einen Umsatz von 710 Milliarden Dollar. Und die Weltluftfahrt boomt weiter.
Begünstigt durch niedrige Treibstoffpreise fahren viele Airlines wieder satte Profite ein und lassen auch Flughafenbetreiber aufatmen. Immer mehr an Bedeutung gewinnen Verkehrsdrehscheiben - nicht nur in den arabischen Emiraten: mit dem US-Airport Atlanta gibt es den ersten Mega-Airport, der die Marke von einer Milliarde Passagieren knackte.
Dazu kommen immer leistungsstärkere Maschinen, die auch extrem lange Flugstrecken ermöglichen: Emirates etwa plant mit einer zweistrahligen Boeing 777-200LR eine 13.800 Kilometer-Flug-Verbindung zwischen Dubai und Panama, die für die Passagiere einen 17,5-stündigen Nonstop-Flug bedeutet.
Bis 2034 geht die IATA von einem jährlichen Wachstum der Weltluftfahrt von im Schnitt 3,8 Prozent aus. Sieben Milliarden Menschen dürften dann als Flugpassagiere unterwegs sein, so die Prognose - doppelt soviele wie 2015. Zum Vergleich: Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung errechnete gerade, dass zum Jahreswechsel 7,4 Milliarden Menschen auf der Welt lebten.
Luftflotte erneuert sich weltweit
Neue Maschinen verdrängen zudem altgediente Oldtimer der Lüfte - etwa Boeings ältere Jumbos. Air France mustert sein einstiges Flaggschiff auf der Langstrecke nach 45 Jahren gerade aus.
Die Modernisierung der weltweiten Luftflotten schreitet voran, auch wenn Beobachter befürchten, dass die niedrigen Kerosinpreise manche Airline verleiten könnten, vorerst mit älteren Jets weiterzufliegen, die einen hohen Spritverbrauch haben.
Dabei meint JACDEC-Mitbegründer Jan-Arwed Richter in einer Analyse für das Luftfahrtmagazin "Aero International": "Moderne Jets assistieren nicht nur dem Piloten, sie greifen auch mehr und mehr in die Flugkontrolle ein, treffen Entscheidungen ohne Rückfrage und bestimmen, was ein Pilot erfährt und was nicht." Das Fliegen sei dadurch - deutlich erkennbar - sicherer geworden. © dpa
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