Berlin/Doha - Ab dem 1. November (kommender Dienstag) ist eine Einreise nach Katar vorübergehend nur noch mit der sogenannten Hayya-Card möglich. Für diese "Fan-ID", wie die Organisatoren sie nennen, können sich ausschließlich Inhaber von WM-Spiel-Tickets registrieren.
Ticketinhaber können dann noch bis zu drei Personen benennen, die auch ohne Ticket eine Hayya-Card erhalten und damit (auch später als der Ticketinhaber) einreisen können. Dafür wird jedoch für alle über 12 Jahre eine Gebühr von rund 140 Euro (500 Katar-Riyal) fällig.
Viele Auflagen für Reisende
Wie das Auswärtige Amt nun in seinen Reisehinweisen klarstellt, fällt für Hayya-Card-Inhaber die ansonsten für Urlauberinnen und Urlauber obligatorische Vorab-Registrierung über das "Ehteraz-Portal" der katarischen Regierung weg. Ein entsprechender Hinweis findet sich auch auf der Website der katarischen Tourismusagentur Visit Qatar.
Was hingegen weiterhin nötig ist für Reisende ab 18 Jahren: Sie müssen sich die Corona-Tracking-App Ehteraz herunterladen. Dafür benötigt man laut dem Auswärtigen Amt eine internationale Sim-Karte, die auch in Katar eine mobile Internetnutzung möglich macht - oder man kauft, etwa am Airport, eine katarische Sim-Karte.
Zudem muss bei der Einreise ins Land eine Krankenversicherung abgeschlossen werden, schreibt das Auswärtige Amt. Kostenpunkt: rund 14 Euro (50 Katar-Riyal).
App entspricht nicht deutschen Datenschutz-Vorstellungen
Es wird noch darauf hingewiesen, dass in Katar von den Behörden "intensiv digitale Technologen" genutzt werden. Videoskameras sind flächendeckend im Einsatz. Bei der Ein- und Ausreise erfolgt auch eine biometrische Erfassung mittels Gesichtsscanner und Bildabgleich.
Das alles entspricht in vielen Fällen "nicht dem deutschen beziehungsweise europäischen Verständnis von Datenschutz", schreibt das Auswärtige Amt dazu.
Apps dringen in Privatsphäre ein
Die für die WM-Besucher vorgeschriebenen Apps rufen bei Technik-Fachleuten große Bedenken aus. So könne die Hayya-App beispielsweise permanent den Standort des Smartphones ermitteln oder verhindern, dass sich das Gerät ausschaltet, wie der norwegische Rundfunk NRK berichtet. Deren Sicherheitsmanager hat die Apps genauer geprüft. Die Ehteraz-App dringt noch weiter in die Privatsphäre der Nutzer ein: Diese verlange sogar einen Komplettzugriff auf den Smartphonespeicher.
Das Fazit des NRK-Sicherheitsexperten: Es sei nicht sein Job, Reisehinweise zu geben. Aber persönlich würde er niemals sein eigenes Smartphone mit nach Katar bringen.
Das Problem ist: Reisenden bleibt keine Wahl. Vielleicht haben sie ja ein Zweit-Smartphone, dass sie für den Katar-Trip nutzen können?
Mit genügend Vorlauf registrieren
Die Hayya-Card ist bis zum 23. Dezember die Voraussetzung für eine Einreise nach Katar, heißt es auf dem offiziellen Hayya-Portal. Dort werden viele Fragen rund um die "Fan-ID" beantwortet.
Beispielsweise dazu, mit wie viel Vorlauf man sich registrieren sollte: Bis zur vorläufigen Genehmigung nach Prüfung der persönlichen Daten dauert es demnach fünf Kalendertage. Weitere 24 Stunden kann die Bestätigung der Unterkunft dauern, die man ebenfalls angeben muss, um die Karte zu erhalten.
Einreiseerlaubnis ja, Coronatest nicht mehr
Wichtig zu wissen: Wer die Hayya-Card genehmigt bekommt, erhält außerdem per E-Mail eine Einreiseerlaubnis zugeschickt. Die sollte man am Flughafen parat haben - digital oder ausgedruckt.
Der Nachweis eines negativen Coronatests ist ab 1. November für Einreisende nach neuesten Informationen des katarischen Gesundheitsministerium nicht mehr vorgeschrieben.
Die Hayya-Card selbst kann man digital auf der gleichnamigen App auf dem Smartphone vorzeigen. An zwei Stellen in Katar kann man sie sich auch einmalig ausdrucken lassen. Sie berechtigt unter anderem zur kostenlosen Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Katar.
Wer nur für ein Spiel nach Katar fliegt, weil er etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten sein Hotel hat, muss über das Hayya-Portal einen sogenannten "Matchday Visit" (Spieltagsbesuch) beantragen. Damit kann man bis zu 24 Stunden in Katar bleiben.
Die geänderten Einreiseregeln rund um die vom 20. November bis 18. Dezember stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft haben beispielsweise mehrere Reedereien gezwungen, geplante Anläufe in Doha zu streichen und andere Häfen anzulaufen. Das Kreuzfahrt-Terminal bleibt nach Angaben von Tui Cruises noch bis 15. Januar 2023 geschlossen. © dpa
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