Schlangengift ist in Südafrika eine Gefahr für Mensch und Tier. Gegengifte sind dort derzeit knapp, wie auch in anderen Ländern. Was Fernreisende jetzt wissen sollten.

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In Südafrika herrscht derzeit ein akuter Engpass bei der Versorgung mit lebensrettenden Gegengiften. Betroffen sind vor allem Antiseren gegen Bisse hochgiftiger Schlangenarten sowie gegen Skorpionstiche und Spinnenbisse. Besonders besorgniserregend ist diese Entwicklung angesichts der Osterzeit, wenn viele Menschen ins Freie strömen und das Risiko für Bissunfälle steigt.

Die South African Vaccine Producers (SAVP) sind das einzige Labor in Südafrika, das Gegengifte herstellt. Allerdings musste die Produktion im vergangenen Jahr wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten und wiederholter Stromausfälle vollständig aussetzen. Obwohl die Arbeiten inzwischen abgeschlossen sind, konnte die Herstellung noch nicht wieder aufgenommen werden, wie etwa das südafrikanische Nachrichtenportal "Caxton" berichtet. Laut Schätzungen wird es noch mehrere Monate dauern, bis neue Vorräte zur Verfügung stehen – eine gefährlich lange Lücke, gerade in den wärmeren Monaten.

Die Herstellung des Antivenins, wie Mittel gegen Schlangengifte genannt werden, ist aufwendig und zeitintensiv. Zunächst muss das Gift von Schlangen wie der Puffotter oder der Baumschlange unter kontrollierten Bedingungen "gemolken" werden. Dieses Gift wird dann Tieren wie Pferden oder Schafen injiziert, die daraufhin Antikörper entwickeln. Aus ihrem Blut wird schließlich das Gegengift gewonnen - ein Prozess, der etwa sechs bis neun Monate dauern kann.

Besonders gefährlich sind Arten wie die Mosambikanische Speikobra, die Puffotter oder die Kapkobra - Bisse dieser Schlangen können ohne rechtzeitige medizinische Intervention schwere Organschäden verursachen oder tödlich enden.

Das sagt die Weltgesundheitsorganisation

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Schlangenbissvergiftungen als vernachlässigte Tropenkrankheit ein - mit weltweit mehr als 100.000 Todesfällen pro Jahr. Besonders betroffen sind Regionen in Afrika, Asien und Lateinamerika. In einem Informationsblatt weist die WHO darauf hin, dass mehrere Länder unter einem drastischen Rückgang verfügbarer und wirksamer Gegenmittel leiden.

Viele Hersteller hätten die Produktion eingestellt, weil der Absatzmarkt als wirtschaftlich unattraktiv gelte. Diese Entwicklung führe dazu, dass lebensrettende Antiseren entweder gar nicht mehr oder nur zu stark erhöhten Preisen erhältlich seien - mit verheerenden Folgen für Menschen in ländlichen, schlecht ausgestatteten Gebieten. Wer sich im Detail über das weltweite Vorkommen giftiger Schlangenarten informieren möchte, findet auf den Seiten der WHO eine interaktive Weltkarte.

Schlangengift und Co.: In diesen Ländern ist ebenfalls Vorsicht geboten

Neben Südafrika sind daher auch andere Länder mit Versorgungsproblemen konfrontiert. In Kenia beispielsweise gibt es jährlich mehrere tausend Schlangenbisse, viele davon in abgelegenen Gebieten ohne Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung. Die meisten Antivenine müssen importiert werden und sind nicht immer gegen die lokal verbreiteten Schlangenarten wirksam. In Nigeria hat sich die Situation durch Überschwemmungen weiter verschärft, wodurch die Zahl der Bissunfälle gestiegen ist, während gleichzeitig die Verfügbarkeit von Gegengiften abgenommen hat.

Besonders dramatisch ist die Situation in Indien, das weltweit die meisten Todesfälle durch Schlangenbisse verzeichnet. Trotz vorhandener Produktionskapazitäten reichen die nationalen Vorräte nicht aus und der Mangel an regionalspezifischen Gegengiften erhöht das Risiko tödlicher Verläufe erheblich. Auch in Ländern wie Bangladesch und Pakistan kommt es regelmäßig zu ähnlichen Engpässen, oft verstärkt durch Naturkatastrophen oder unzureichende Infrastruktur. (elm)

Verwendete Quellen

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