Hannover/Berlin - Jeder Mensch mag das Gefühl, Geld zu sparen. Reisen sind da keine Ausnahme - und das weiß die Touristikbranche: Darum wird jetzt, da die Buchungszeit für den diesjährigen Sommerurlaub in die heiße Phase geht, stark mit Frühbucherrabatten geworben.

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Wie viel man damit am Ende wirklich spart, lässt sich oft schwer sagen. Weshalb Verbraucherschützer stets raten, bei Reiseangeboten nüchtern den Gesamtpreis zu vergleichen, ohne sich von scheinbar hohen Prozenten blenden zu lassen. Wissenswert ist aber, wie die Rabatte zustande kommen - der Chef von Tui Deutschland, Benjamin Jacobi, gibt im Interview Einblicke.

Herr Jacobi, Veranstalter bewerben Pauschalreisen mit Frühbucherrabatten bis zu bestimmten Stichtagen. Für Sommer 2025 liegen die oft Ende Januar oder Ende Februar. Heißt das, Reisende bekommen bis dahin immer die versprochenen Nachlässe oder gibt es Kontingente je nach Hotel – und wenn die verkauft sind, gibt es dort keine Rabatte mehr?

Benjamin Jacobi: Es gibt beide Modelle, die Sie nennen. Das Stichtagmodell wird häufiger angewendet in den Verträgen mit den Hoteliers. Der Rabatt wird dann bis zu einem bestimmten Datum auf alle Buchungen gegeben, danach gibt es ihn nicht mehr.

Einige Hotels arbeiten damit, dass sie ein Kontingent an bestimmten Zimmerkategorien haben, die sie mit Rabatt anbieten. Wenn die verkauft sind, kann man sie nicht mehr mit diesem Nachlass buchen.

Dadurch, dass wir die Frühbucherperiode werblich sehr stark begleiten, sind wir jedoch eher Befürworter des Stichtagmodells. Denn das wäre ja unfair, wenn wir etwas bewerben würden, für dass es am Ende gar kein Kontingent mehr gibt. Deswegen versuchen wir, in unseren Verhandlungen in der Regel auf diesen Stichtagrabatt zu gehen.

Teilweise werden Urlaubern 40 bis 50 Prozent Nachlass auf Hotels in Aussicht gestellt. Sind das Ausnahmen, und was ist ein realistischer, durchschnittlicher Frühbucherrabatt?

Jacobi: Der Großteil der Rabatte liegt bei 20 bis 35 Prozent. Aber es gibt durchaus eine bedeutende Anzahl, die bei 40 Prozent liegt – und einige gehen noch höher.

Benjamin Jacobi
Benjamin Jacobi ist Vorsitzender der Geschäftsführung bei Tui Deutschland. © dpa / Christian Wyrwa/TUI/dpa-tmn

In Ausnahmefällen kann es durchaus Hotels geben, die sagen: Wir haben vergangenes Jahr so viel verkauft, wir wollen dieses Jahr keine Rabatte gewähren. Das ist deren gutes Recht, denn jeder Hotelpartner schaut sehr individuell auf sich und sein Produkt und kann die Preise selbst bestimmen.

Zugleich wissen wir, dass es uns dann womöglich schwerer fällt, diese Zimmer entsprechend zu verkaufen. Und das sagen wir den Hoteliers auch in den Preisverhandlungen. Denn zu Aktionen wie Black Friday und in der Frühbucherperiode allgemein liegt das Augenmerk der Kunden natürlich vor allem auch darauf: Was kann ich denn gerade sparen?

Ergibt sich die Höhe des Frühbucherrabatts bei einer Pauschalreise also hauptsächlich aus dem Hotelpreis?

Jacobi: Was der Kunde im Paket spart, wird mehr von dem Hotelzimmer-Rabatt bestimmt, ja. Aber bei Flug-Pauschalreisen haben auch die Flugpreise einen Einfluss.

Wir sind hier mit unserer Airline Tuifly in der Lage, die Preise mit entsprechender Planung festzusetzen und versuchen dies möglichst auch auf andere Fluggesellschaften zu übertragen, mit denen wir für Pauschalreise-Pakete mit Kontingenten zusammenarbeiten. Aber die Flugpreise sind sehr dynamisch und nicht so planbar wie die Rabatte, die man mit den Hotels vereinbart.

Was das für den Preis bedeutet: Wir versuchen immer, mit einem Basispreis zu starten – früher hätte man Katalogpreis gesagt. Und darauf gibt es dann in den festgelegten Zeiträumen die Hotel-Rabatte. Die Dynamik der Flugpreise kann aber dafür sorgen, dass die Reisen noch günstiger werden als prognostiziert – oder teils auch teurer.  © Deutsche Presse-Agentur

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