Das Nachbarland Österreich gehört neben Italien und Spanien zu den beliebtesten Reisezielen deutscher Touristen. Österreichs Tourismusministerin nährt trotz der Coronakrise die Hoffnung, dass auch im kommenden Sommer Deutsche in der Alpenrepublik werden urlauben können. Österreich kann auf sie aus ökonomischen Gründen kaum verzichten.
An einen Sommerurlaub im Ausland ist derzeit nicht zu denken. Angesichts der globalen Gefahr, sich mit dem weltweit verbreiteten Coronavirus zu infizieren, gilt zunächst bis zum 3. Mai 2020 eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.
"Wir werden die Reisewarnung dann anpassen, wenn die Rahmenbedingungen das zulassen", sagte dazu auf Nachfrage Christofer Burger, ein Sprecher des Auswärtigen Amtes, im Rahmen der Bundespressekonferenz.
"Keine Alleingänge" in der EU
Mit Verweis auf die gemeinsame Abstimmung der Reisevorschriften innerhalb der Europäischen Union werde es "keine Alleingänge" geben, zitierte Burger zudem den Bundesaußenminister
Die deutsche Reisewarnung schließt auch Österreich ein. Eines der beliebtesten und Deutschland am nächsten liegenden Reiseziele sucht jedoch nach einem Weg, deutsche Urlauber im kommenden Sommer trotzdem ins Land zu bekommen.
Fast 28 Millionen Übernachtungen Deutscher im Sommer 2019
Der Tourismus trägt 16 Prozent zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt bei. Deutsche Urlauber buchten im vergangenen Sommer mit mehr als 27 Millionen die Hälfte aller Übernachtungen, die nicht auf Einheimische entfielen.
Experten gehen davon aus, dass bis zu zwei Drittel der österreichischen Beherbergungsbetriebe ein Ausbleiben der deutschen Touristen nicht verkraften könnten.
Angesichts dieser Abhängigkeit des österreichischen Tourismussektors von Besuchern aus dem Nachbarland, ist die österreichische Regierung grundsätzlich bereit, eine Öffnung der Grenzen für Sommerurlauber aus Deutschland zu erwägen.
"Dazu wird es sicherlich Gespräche geben, aber das auch Schritt für Schritt", sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) am Montag in Wien.
Fortschritte im Tourismus hingen natürlich von der Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland und Österreich ab. Wann genau ein solcher Schritt umgesetzt werden könne, sei noch unklar.
Elisabeth Köstinger will für deutsche Touristen Ausnahme schaffen
Zuvor hatte Österreichs Tourismusministerin
Björn Grünewälder, Pressesprecher des Bundesinnenministeriums, sieht derzeit "keine Veranlassung, die Situation an der österreichischen Grenze zu ändern." Für weitere Fragen bezüglich des Tourismus sei das Bundeswirtschaftsministerium zuständig, so Grünewälders Hinweis im Rahmen der Bundespressekonferenz.
Für den Deutschen Tourismusverband wie auch für den Deutschen Reiseverband genießt die Frage der Möglichkeit deutscher Sommerurlauber in Österreich momentan nicht die höchste Priorität.
Tourismusverband fordert Perspektive für den Binnentourismus
Markus Aspetzberger, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Tourismusverbands, stellte auf Nachfrage unserer Redaktion klar: "Wir brauchen für den Deutschlandtourismus eine Perspektive. Dazu wird ein klarer Stufenplan nötig sein, auf dem die Branche und ihre fast drei Millionen Arbeitnehmer aufbauen können - immer davon ausgehend, dass die gesundheitliche Lage das zu diesem Zeitpunkt dann wieder zulässt."
Der Stufenplan, so Aspetzberger weiter, werde "neben Themen wie Tagesreisen, Hygienemaßnahmen oder Abstandsregelungen in einem späteren Schritt sicher auch die Frage von Auslandsreisen klären müssen."
Auch für Kerstin Heinen, Pressesprecherin des Deutschen Reiseverbands, steht fest: "Wenn es zu Lockerungen kommt, werden diese vermutlich zunächst Reisen innerhalb Deutschlands betreffen." Das sagte sie auf Nachfrage unserer Redaktion, und sie ergänzte, wann Flugreisen aus und nach Deutschland wieder möglich sein werden, stünde für den Deutschen Reiseverband derzeit eher im Mittelpunkt als der Sommerurlaub Deutscher in Österreich.
Dort soll ein Plan für das stufenweise Hochfahren von Gastronomie und Tourismus bis zum 30. April vorliegen. Dabei werde es Auflagen wie etwa Abstands- und Hygieneregeln geben, hieß es. (dpa/hau)
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