Als höchstes Bauwerk von Paris genießt der Eiffelturm seit seiner Einweihung zur Weltausstellung 1889 unentwegte Aufmerksamkeit. Viele verrückte Geschichten sind in den 125 Jahren seines Bestehens dort geschehen. Da war ein Elefant, der den Turm bestiegen hat. Eine Frau, die sich mit ihm vermählte und ein Mann, der versuchte, ihn zu verkaufen.
Er wurde schon als Schrott verkauft, er ist verheiratet, er wird mit jedem neuen Anstrich schwerer, bei Hitze größer, im Winter wieder kleiner und hat schon jede Menge illustre Besucher erlebt: Der Eiffelturm in Paris ist Schauplatz für Heiratsanträge, Popkonzerte, Papstbesuche und Extremsportler aller Art. In den 125 Jahren seit seiner Eröffnung zur Weltausstellung 1889 in Paris hat sich viel Kurioses ereignet.
Rekorde über Rekorde
Der Eiffelturm war 41 Jahre lang das höchste Bauwerk der Welt, bis er 1930 vom Chrysler Building in New York übertrumpft wurde. Aktuell misst er mit Antennen 324 Meter, anfänglich waren es 312 Meter bis zum Ende der Fahnenstange.
Schon 1905 wurde von der Zeitung "Le Sport" ein erster Turmlauf auf den Eiffelturm initiiert. Der schnellste Läufer schaffte es bis zur zweiten Plattenform in drei Minuten und zwölf Sekunden. 1995 veranstaltete der Fernsehsender Arte einen Wettbewerb, der bis zu Spitze des Eiffelturms führte. Der Triathlet Yves Lossouarn gewann den in acht Minuten und 51 Sekunden.
Ein Elefant bestieg den Eiffelturm
Wie lange der Elefant für seinen Aufstieg gebraucht hat, der sich 1948 eigenmächtig Zutritt zum Eiffelturm verschaffte, ist leider nicht überliefert. Man weiß nur, dass am 4. Juni 1948 ein aus dem Zirkus "Bouglione" entlaufener 85-jähriger Dickhäuter im Treppenhaus gesichtet wurde und es erstaunlich weit brachte – nämlich 347 Stufen bis zur ersten Plattform auf 57,6 Metern Höhe.
Auf der zweiten Plattform in 115 Metern Höhe landete 1989 der Hochseilartist Philippe Petit. Er war zuvor eine Stunde lang über ein 800 Meter langes Kabel in luftiger Höhe über die Seine vom Palais des Chaillot bis zum Eiffelturm balanciert. Etwa 250.000 Schaulustige verfolgten das waghalsige Experiment.
Der Mann, der den Eiffelturm verkaufte
Berühmt wurde 1925 der Trickbetrüger Victor Lustig. Er gab sich als Mitarbeiter des französischen Postministeriums aus und wollte den nach den Weltausstellungen zunächst unnütz scheinenden Eiffelturm an Pariser Schrotthändler verkaufen. Zwar kam es letztlich nicht zum Deal, aber Lustig soll mindestens 50.000 Dollar Bestechungsgeld von einem Schrotthändler erhalten haben, damit er ihn bei der Ausschreibung bevorzugt. Lustig tauchte mit dem Schmiergeld ab. Da ihn das Opfer aus Scham nicht anzeigte, probierte der Hochstapler seinen Trick nach einem Monat erneut. Der nächste Kaufinteressent für den Eiffelturm schöpfte jedoch Verdacht.
Wahre Liebe
Die romantische Kulisse des Eiffelturms, gerade bei Nacht mit der glitzernden "Illumination" zur jeder vollen Stunde, macht ihn zur Lieblings-Adresse für Heiratsanträge. Eine Amerikanerin hat sich sogar getraut, den Eiffelturm selbst zu heiraten. Die an Objektfetischismus leidende Frau ließ sich 2008 offiziell in Erika La Tour Eiffel umbenennen, staatlich anerkannt ist ihre Ehe mit der "Eisernen Lady" jedoch nicht.
Es hört sich ebenfalls unglaublich an, ist aber wahr: die Tatsache, dass man auf dem Eiffelturm Schlittschuhlaufen kann. In der ersten Etage gibt es in den Wintermonaten die höchste Eisbahn von Paris. Bei kalten Temperaturen ist der Eiffelturm übrigens am kleinsten. Im Sommer kann sich die Stahlkonstruktion bis zu 15 Zentimeter ausdehnen. Bei starker Sonneneinstrahlung verbiegt sich der Turm zudem seitlich bis zu zwölf Zentimeter, bei Sturm maximal um 15 Zentimeter.
Vorsicht, frisch gestrichen
Damit er noch größer wirkt, als er ohnehin schon ist, streicht man ihn seit den 1970er Jahren in drei verschiedenen Farbnuancen an – nach oben hin immer heller werdend. Der Farbton selbst ist seit 1968 exakt festgelegt. Nach anfänglichen Anstrichen von Rot über Rotbraun, Ockerbraun, Gelbbraun, Orangengelb und Kastanienbraun schwört man inzwischen auf das sogenannte "Eiffelturmbraun", eine Spezialmischung der deutschen Firma Laxness. Der Lack kommt aus Norwegen und macht den Turm bei jedem Anstrich rund 15 Tonnen schwerer. Den Rest der insgesamt 60 Tonnen Farbe schmirgeln Wind und Wetter im Laufe der etwa sieben Jahre ab, bis die nächste Renovierung ansteht.
Dann sind erneut 25 Lackierer anderthalb Jahre lang in luftiger Höhe mit Sicherungsnetzen und Halteseilen mit dem Anstreichen beschäftigt. Das klingt kostenintensiv. Jedoch ist der Eiffelturm das einzige öffentliche Bauwerk Frankreichs, das ohne staatliche Zuschüsse auskommt und sich durch die Eintrittspreise der Millionen Besucher jährlich selbst finanziert. Schon im zweiten Jahr nach der Fertigstellung hatten sich die Baukosten von etwa zehn Millionen Francs amortisiert und Gustave Eiffel wurde dank seiner alleinigen Vermarktungsrechte mehrfacher Millionär. Der Eiffelturm - eine Erfolgsgeschichte seit nunmehr 125 Jahren.
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