Restaurantbesuche sind seit dem 1. Januar teurer, da der ermäßigte Mehrwertsteuersatz auf Speisen gekippt wurde. Wie gehen Gastronom:innen mit der Neuerung um – und was bedeutet das konkret für die Gäste?

Mehr Ratgeber-Themen finden Sie hier

Seit dem 1. Januar ist der Mehrwertsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie wieder teurer – er wurde von 7 auf 19 Prozent wieder angehoben. Auf bestellte Getränke galt der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent nicht.

Gäste dürften demnach vielerorts angepasste Preise auf Speisekarten finden. Allerdings handhaben Restaurants die Preiserhöhung unterschiedlich, wie Watson im Austausch mit einigen Hamburger Lokal-Besitzer:innen in Erfahrung bringen konnte.

Angezogene Mehrwertsteuer: Neues Konsumverhalten, teurere Fleischgerichte

So etwa Leida Oukai, die eine von sieben Filialen der Hamburger Kette Mama Trattoria im Stadtteil Winterhude leitet. Auch sie musste die Preise für die Speisen im Restaurant – nach ihren Angaben minimal – erhöhen. Das schlägt sich laut Oukai im Konsumverhalten der Menschen nieder, wie sie schildert: "Die Gäste bestellen weniger Getränke und fragen häufig auch nach Leitungswasser. Außerdem teilen sie viel mehr: Erst die Bruschetta, dann die Pizza – das Dessert lassen viele ganz weg."

Dabei habe Ouaki die Preise nicht für jede Speise gleichermaßen erhöht. Sie sagt: "Wer sich Fleisch leisten will, muss dafür auch zahlen. Fleisch ist einfach teurer, auch im Einkauf – also haben wir bei Fleischgerichten einen Aufschlag von mindestens 1,50 Euro eingeführt. Vegetarische Gerichte haben wir im Schnitt weniger teuer gemacht, damit sie für alle erschwinglich bleiben."

Eine Pizza Margherita koste demnach nicht mehr 9,80 Euro, sondern nun 10,90 Euro. Für die Pizza Vitello mit Bio-Kalbsfleisch hingegen müssen Kund:innen anstatt der bisherigen 16,20 Euro nun 18,70 Euro bezahlen, schreibt Watson.

Manche Gastronom:innen würden, um Preissprünge zu vermeiden, deshalb an der Bio-Qualität sparen – und "günstigeres Fleisch kaufen", wie Ouaki sagt.

"Wenn unsere Kunden einmal weg sind, bleiben sie weg"

Eine andere Pizzeria in Hamburg berichtet Watson, ebenfalls an der bisherigen Qualität festhalten zu wollen. Auf der Speisekarte hätten sich die Preise im Schnitt um drei Prozent erhöht. Doch nicht jedes Gericht sei teurer geworden, lediglich "wenige Positionen", heißt es.

Der Eigentümer des Bistros Gorgonzola in Hamburg pflichtet jenem Kollegen in puncto Qualitätssicherung bei. "Wir sind seit 28 Jahren hier und haben 60 bis 70 Prozent Stammgäste – wir können nicht auf einmal in der Qualität nachlassen. Wenn unsere Kunden einmal weg sind, bleiben sie weg", wird er zitiert.

Seine Strategie: Je teurer ein Gericht bereits war, umso weniger darf der Preis steigen. Das bedeutet: In diesem Lokal wird das Bio-Rinderfilet mit 20,90 Euro prozentual weniger teurer als ein günstigeres Gericht wie zum Beispiel eine Pizza Margherita.

Der Eigentümer moniert, dass die Preise nicht nur durch die Mehrwertsteuer steigen. Sondern auch durch erhöhte Einkaufspreise. Für eine kleine Cola-Flasche müsse er im Einkauf nun 30 Cent mehr berappen. Die Mehrkosten würden sodann an die Gäste weitergegeben.

Restaurantbesuche sind nun teurer – doch es gibt Ausnahmen

Was einige nicht wissen: Wer nicht zwingend das Ambiente, sondern vor allem das gute Essen sucht, kann das Lieblingsgericht weiterhin mit nur sieben Prozent Mehrwertsteuer bekommen.

Denn der ermäßigte Satz gilt weiterhin auf Speisen, die entweder für den Verzehr unterwegs mitgenommen, an einem behelfsmäßigen Imbisstisch vor dem Laden verzehrt oder nach Hause bestellt werden. Darauf hat der Bund der Steuerzahler zum Jahreswechsel hingewiesen. Von der Regelung sind lediglich Luxusprodukte wie Hummer oder Kaviar ausgenommen.

Mehr Inhalte von Utopia.de
News, Tipps, Rezepte und Kaufberatung für eine nachhaltigere Welt.

Sobald ein Gast eine Serviceleistung des Restaurants – zum Beispiel die Sitzmöglichkeiten oder die Bedienung durch Kellner:innen – in Anspruch nimmt, profitiert er nicht mehr vom ermäßigten Mehrwertsteuersatz. Dann muss das Restaurant die vollen 19 Prozent in Rechnung stellen.

Quellen: Watson, Material der dpa  © UTOPIA

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.