Der Lebensraum Stadt wird in Zeiten der Urbanisierung immer wichtiger. Je nachdem, wie die Stadt gebaut ist, kann sie unser Wohlbefinden steigern oder senken. Daher ist es an der Zeit, Stadtplanung im Einklang mit der menschlichen Gesundheit neu zu denken.
Immer mehr Menschen leben in Städten. Diese Entwicklung, auch Urbanisierung genannt, wird in Zukunft weiter voranschreiten. Während heute knapp über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten lebt, werden es laut den Vereinten Nationen im Jahr 2050 bereits knapp 70 Prozent sein.
Was bedeutet der städtische Wohnraum aber für die Lebensqualität? Kann die Gestaltung einer Stadt unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit beeinflussen?
Wie leben Stadtbewohner:innen?
Laut Studien macht das Stadtleben krank. Obwohl Stadtbewohner:innen einen leichteren Zugang zur Bildung, Kultur und Freizeitaktivitäten haben als Menschen auf dem Land, begünstigt das Stadtleben verschiedene psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände oder Schizophrenie. Letztere kommt bei Menschen, die in der Stadt geboren und aufgewachsen sind, sogar dreimal so häufig vor wie bei Menschen aus ländlichen Regionen.
Verkehrslärm und Abgase führen zu Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen. In der Europäischen Union erkranken aufgrund von Stadtlärm 900.000 Menschen an Bluthochdruck und es gibt mehr als 10.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr, ausgelöst durch Schlaganfälle und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Außerdem macht Lärm unzufrieden: Im Rahmen einer Studie von 2005 kam heraus, dass starker Straßenverkehr die Lebenszufriedenheit senkt. Insbesondere Mädchen können sich bei einem grünen Ausblick aus dem Fenster besser konzentrieren und Spaziergänge in der Natur mindern die Symptome von ADHS, Depressionen und Stress.
Forscher:innen untersuchen europäische Städte
Stadtplanung hat laut dem Umweltbundesamt großes Potenzial, zur Gesundheit der Stadtbevölkerung beizutragen und sie zu verbessern. Leider wird der Aspekt der menschlichen Gesundheit immer noch nicht ausreichend bei der Planung unserer Städte berücksichtigt.
Ein wissenschaftliches Team des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) untersuchte insgesamt 919 europäische Städte im Hinblick auf Umweltqualität, CO2-Emissionen und Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit – zum Beispiel, wie sehr sich ein bestimmtes Stadtmodell im Sommer aufheizt.
Denn innerhalb der Untersuchungszeit bildeten sich vier unterschiedliche Stadtmodelle heraus. Sie reichten von einer sehr dicht besiedelten und eng bebauten Stadt bis zu einer grünen Stadt mit niedrigen Gebäuden und einer geringen Menschendichte.
Ergebnisse der Studie klären auf und überraschen gleichzeitig
Die Autor:innen der Studie konnten aufzeigen, dass sich Menschen in grünen und dünn besiedelten Städten zwar einer besseren Gesundheit erfreuen, jedoch auch gleichzeitig einen höheren CO2-Austoß pro Kopf haben. Mit hohen Gebäuden, vielen Autos und wenigen Grünflächen stieg wiederum die Sterblichkeitsrate der Anwohner:innen, ihr CO2-Ausstoß pro Kopf sank allerdings.
In dicht besiedelten Städten – sowohl mit hohen wie auch mit niedrigen Gebäuden und offenen Flächen – war zudem die Luftqualität schlecht und die Flächen heizten sich mehr auf als in grünen Städten. Warum gerade das in Zeiten des Klimawandels für unsere Gesundheit fatal ist, kannst du hier nachlesen: Studien: Klimawandel ist für Millionen Hitzetote verantwortlich.
Als energetisch am effizientesten zeigten sich dicht besiedelte Städte, in denen zum Beispiel Dienstleistungen aller Art für die Bewohner:innen schnell zugänglich sind. Das Fazit der CO2-Bilanz zeigt also: Je dichter die Stadt besiedelt ist, desto weniger CO2 stoßen ihre Bewohner:innen aus. In grünen Städten steigt der CO2-Ausstoß pro Kopf unter anderem durch längere Wege zum Friseursalon oder zum Supermarkt. Auch Güter brauchen länger, um in die Stadt zu gelangen. Jedoch ist die Luft hier am saubersten und im Sommer wird die Stadt nicht zu einer Hitzefalle.
Zukunftsaussichten: Wie kannst du zu einer grünen Stadt beitragen?
In dünn besiedelten Städten sind die Transportwege von Gütern in die Stadt zu lang. Ebenso fahren Bewohner: innen längere Strecken zu ihren Zielen, etwa zum Supermarkt. Abhilfe könnte eine verbesserte Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel schaffen, ebenso wie neuartige Konzepte der Lebensmittelversorgung, zum Beispiel Urban Farming.
Aber auch du kannst dazu beitragen, deine Stadt grüner zu gestalten. Denn egal, ob dicht oder dünn besiedelt: Je grüner die Stadt, desto gesünder ihre Anwohner:innen.
Hier ein paar Tipps, wie du zu einem nachhaltigen Stadtbild beitragen kannst:
- Pflanze Bäume, Sträucher oder Blumen in deinem Garten oder auf deinem Balkon.
- Solltest du keinen Garten oder Balkon haben, könnte Urban Gardening etwas für dich sein. Beteilige dich an Gemeinschaftsgärten oder baue eigenes Gemüse und Küchenkräuter an.
- Lass das Auto in der Garage und das Taxi am Taxistand stehen. Nutze stattdessen öffentliche Verkehrsmittel und fahre Fahrrad.
- Installiere Solaranlagen auf dem Dach oder unterstütze lokale Initiativen für erneuerbare Energien.
- Beteilige dich an lokalen Umweltschutzaktionen oder organisiere selbst welche. Du könntest einen Stadtpark aufforsten oder Bäume in einer Siedlungsstraße pflanzen.
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