Solarparks sollen die Energiewende hin zu nachhaltigen Quellen vorantreiben. Die großen Flächen, auf denen die Solarparks entstehen, sind für die Natur aber nicht immer verloren – vielmehr bieten sie sogar neuen Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

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Um unseren CO2-Fußabdruck senken zu können, brauchen wir auch erneuerbare Energie. Diese lässt sich zum Beispiel in Form von Solarenergie gewinnen. Damit die heutige Technik auf diesem Weg einen wesentlichen Anteil an Energie bereitstellen kann, sind jedoch sehr große Flächen notwendig. Zu diesem Zweck werden riesige Solarparks gebaut.

Neben der Energiegewinnung sind auch der Flächenverbrauch und das Artensterben aktuelle Probleme. Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, Solarparks wären unter diesem Aspekt problematisch. Richtig eingesetzt bieten sie jedoch auch viele Chancen. Wir erklären, was wichtig ist und welche Mythen über Vor- und Nachteile von Solarparks falsch sind.

Was sind Solarparks?

Solarparks bestehen aus zahlreichen Photovoltaik-Anlagen, die auf Gestellen über dem Boden aufgestellt sind. Dass die Betreiber:innen die Module nicht – wie sonst oft zu sehen – auf Dächern montieren, hat einen einfachen Grund: Die verfügbaren Dachflächen sind zu klein, um den großen Energiebedarf zu decken. Die größten Solarparks bedecken mehrere Hundert Hektar – das sind hunderte Fußballfelder.

Ursprünglich waren die so genutzten Flächen meist einfach Wiesen oder Äcker. Nach der Einrichtung von Solarparks sind diese Flächen zwar nicht mehr wie zuvor nutzbar, sie bieten aber immer noch andere Möglichkeiten und neue Lebensräume.

Übrigens: Beim Konzept der Agriphotovoltaik wird die Fläche zwischen oder unter den Paneelen weiterhin landwirtschaftlich genutzt, da ausreichend Abstand eingehalten wird.

Studie aus 2019: So können Solarparks der Biodiversität helfen

Solarparks sind oft förderlich für die Biodiversität und die Artenvielfalt. Eine Studie des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (BNE) hat diesen Zusammenhang 2019 im Detail untersucht:

  • Es kommen auf einer Solarparkfläche zum Beispiel keine Pestizide mehr zum Einsatz, wie es bei einer vorherigen Nutzung als Acker vermutlich der Fall war.
  • Außerdem bieten die Freiräume zwischen den Solarmodulen einen Lebensraum für Flora und Fauna: Je breiter die freien Streifen sind und je mehr Licht sie so abbekommen, desto besser.
  • In Solarparks gibt es kaum Störungen durch Menschen, weil dort nur sehr selten jemand zur Wartung unterwegs ist. Der Zutritt für die Allgemeinheit wird durch Zäune verhindert. Ein vergleichsweise ungestörter Lebensraum ist für viele Tierarten sehr wichtig.

"Solarparks können die Artenvielfalt im Vergleich zur umgebenden Landschaft fördern", fassen es die Studienautor:innen zusammen.

Einen gewissen Eingriff in die Natur erfordern jedoch auch Solarparks. Schließlich müssen die Photovoltaikflächen von Bewuchs freigehalten werden, damit genug Sonne darauf scheinen kann. Eine sehr umweltfreundliche Möglichkeit, das zuerreichen, ist die Beweidung mit Schafen. Sie verhindern durch das Grasen, dass einzelne Pflanzen zu groß werden. Gleichzeitig helfen sie anderen Pflanzengattungen, die es sonst eher schwer haben: Die Tiere legen zum Beispiel mit ihren Hufen stellenweise den Boden frei und erleichtern so bestimmten Pflanzenarten das Keimen. Außerdem verteilen Schafe durch ihr Fell die Samen weiter.

Diese Tiere profitieren laut der Studie von Solarparks:

  • In Solarparks treten oft deutlich mehr Insektenarten als auf benachbarten landwirtschaftlichen Flächen auf. Darunter fallen auch seltene und bedrohte Arten.
  • Reptilien fühlen sich in Solarparks ebenfalls dank der vielen Versteckmöglichkeiten und eines großen Nahrungsangebots sehr wohl. Es können sich sogar so große Bestände entwickeln, dass sie in der Lage sind, sich auch außerhalb des Solarparks wieder anzusiedeln. Damit leisten die Parks einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.
  • Auch Amphibien können sich in Solarparks ansiedeln. Am einfachsten ist das möglich, wenn bereits Gewässer auf dem Areal bestehen. Alternativ können auch neue angelegt werden – zum Beispiel in einem Bereich, auf dem sich keine Solarmodule installieren lassen.
  • Besonders bodenbrütende Vogelarten bewohnen Solarparks gerne, weil sie dort im Schutz der Solarmodule brüten können. Aber auch andere Vogelarten treten auf, wenn außerhalb des Solarparks Bäume stehen, also zum Beispiel ein Wald in der Nachbarschaft liegt.

Neue Studie von 2025 belegt den Nutzen weiter

2024 hat der BNE erneut eine Auswertung durchgeführt – mit folgenden Ergebnissen:

  • In den 30 untersuchten Photovoltaikanlagen wurden fast 400 Pflanzenarten, eine Vielzahl an Insekten- und Vogelarten und sogar 13 Fledermaus- und 8 Amphibienarten nachgewiesen.
  • Entscheidung ist für diese Vielfalt auch, dass die Fläche angemessen gemäht, beweidet und bewirtschaftet wird.

Zusammenfassend zeigt also auch diese Studie, dass Solarparks neue Lebensräume bieten und die Biodiversität in sonst strukturarmen Agrarlandschaften fördern. Deshalb fordert der BNE, dass die biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung von Solarparks politisch als landwirtschaftliche Nutzung anerkannt wird. So könnten Konflikte zwischen Landwirtschaft und Solarparks entschärft werden.

Wann Solarparks auch schaden können

Die genannten Vorteile mit einer ansteigenden Biodiversität gelten dann, wenn man einen Solarpark auf einer zuvor intensiv genutzten Fläche errichtet. Das kann ein Acker, aber zum Beispiel auch ein Militärgelände sein. Ist die Fläche relativ unberührt und bietet bereits eine hohe Biodiversität, sollte dort kein Solarpark errichtet werden. Er würde in diesem Fall eine gesteigerte Nutzung darstellen und der Biodiversität eher schaden als nützen.

Damit ein Solarpark Lebensraum schaffen kann, sind außerdem große Reihenabstände zwischen den Solarmodulen sehr wichtig, so der BNE. Stehen sie zu eng, fällt fast kein Licht mehr dazwischen und es können viel weniger Arten dort überleben.

Ein weiterer Kritikpunkt an Solaranlagen ist, dass dadurch landwirtschaftliche Flächen verloren gehen, die für den Anbau von Nahrungsmitteln notwendig sind. Neben der Tatsache, dass primär wenig ertragreiche Flächen für Solarparks genutzt werden, könnte eine Lösung des Problems die Kombination von (ökologischer) Landwirtschaft und Solarpark sein. Nicht nur Schafe können zwischen den Modulen weiden, auch Gemüse könnte dort wachsen. Durch den Schutzeffekt der Solarplatten wäre es denkbar, dass Landwirt:innen eventuell sogar größere Erträge erzielen als auf einem normalen Acker.

Irrglaube 1: Hitze über Solarparks soll Tiere gefährden

Seit 2024 kursiert in den sozialen Medien das Gerücht, über den Paneelen von Solarparks würden sich sogenannte Hitzeschornsteine mit bis zu 80 Grad Celsius bilden, in denen Insekten und Vögel verenden. Correctiv.org hat die Fakten dazu gecheckt.

Clemens Feldmann vom Institut für Energietechnik an der TU Dresden erklärt: Zwar können sich die dunklen Paneele durch den Albedo-Effekt grundsätzlich schon so stark aufheizen, doch die Lufttemperatur darüber ist bereits nach wenigen Metern deutlich niedriger. Auch das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende (KNE) fand in einer Studie keine Temperaturunterschiede mehr in 2,7 Metern Höhe über den Solarmodulen.

Die Vorstellung eines "Hitzeschornsteins", der Insekten und Vögel gefährdet, entbehrt laut Fachleuten jeder wissenschaftlichen Grundlage. Jana Hoffmann vom Entomologischen Institut Senckenberg sagt dazu gegenüber Correctiv: "Es wird spekuliert, dass Insekten in solchen Bereichen gefangen werden könnten . Wissenschaftliche Belege für diesen spezifischen Effekt fehlen jedoch."

Auch für Vögel stellt die Wärme keine Bedrohung dar. Das Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (LAU) berichtet, dass Vögel regelmäßig auf den Modulen sitzen, selbst bei hoher Sonneneinstrahlung. Eine Gefahr durch die Temperaturen sei nicht erkennbar, was auch Rebekka Blessenohl vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) bestätigt: Selbst auf heißem Sand am Strand, der sich auch auf bis zu 80 Grad aufheizt, bewegen sich Vögel problemlos.

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Irrglaube 2: Solarparks sollen die Umgebung austrocknen

Zusätzlich beschäftigt sich der Faktencheck bei Correctiv.org mit dem Mythos, Solarparks würden die Umgebung durch die gesammelte Hitze auf den dunklen Flächen austrocknen. Wahr ist jedoch eher das Gegenteil: Studien, unter anderem von 2018, zeigen, dass die Böden unter Solarpaneelen oft kühler und feuchter sind und mehr Biomasse aufweisen als vergleichbare Ackerflächen.

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Dennoch betonen Fachleute wie Christoph Scherber vom Leibniz-Institut für Biodiversitätsmonitoring, dass Solarparks nicht pauschal als naturfreundlich gelten sollten – die ökologischen Auswirkungen hängen stark von Standort, Gestaltung und Nutzungsgeschichte ab. Ein Solarpark könne also sowohl Risiken als auch Chancen für die Biodiversität mit sich bringen.

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Überarbeitet von Denise Schmucker  © UTOPIA