Als Schurwolle wird Wolle bezeichnet, die ausschließlich von lebendigen Tieren gewonnen wird. Das Naturprodukt ist in vielen Punkten besser als konventionelle Wolle, hat aber auch Nachteile.

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Wolle ist eines der ältesten Materialien, aus denen Textilien gefertigt werden. Dabei ist Wolle nicht gleich Wolle. Das Material kann beispielsweise von verschiedenen Tierarten wie Schafen, Ziegen oder Alpakas stammen. Doch auch bei der Gewinnung gibt es große Unterschiede:

Als reine Schurwolle laut NDR darf nur Wolle bezeichnet werden, die ausschließlich durch die Schafschur von lebendigen Tieren erworben wurde. Sie gilt als Wolle von besonders hoher Qualität.

Neben Schurwolle gibt es noch weitere Arten von Wolle:

  • Reißwolle bezeichnet ein Recyclingprodukt aus wiederverwendeter Altwolle.
  • Bei Gerberwolle wird das Fell von geschlachteten Tieren verwendet.
  • Als Sterblingswolle wird nur Wolle von natürlich verstorbenen Tieren bezeichnet.

Eigenschaften von Wolle

Bei Wolle handelt es sich um ein Naturprodukt, das viele praktische Vorteile hat. Sie ist zum Beispiel:

  • Vielseitig anwendbar
  • Biologisch abbaubar
  • Atmungsaktiv
  • Knitterresistent
  • Wärmeisolierend
  • Schmutzabweisend
  • Selbstreinigend
  • Langlebig

Damit du von den positiven Eigenschaften der Wolle profitieren kannst, musst du sie richtig pflegen: Am besten wäschst du deine Wolltextilien per Hand oder mit einem speziellen Programm deiner Waschmaschine. Durch zu hohe Temperatur oder Schleudern wird die Struktur der Wolle zerstört und sie verfilzt. Außerdem ist Wolle sehr anfällig für Motten. Verscheuche sie zum Beispiel mit einem Lavendelsäckchen.

Kritik an Schurwolle und Wollproduktion

Für Schwurwolle werden keine Schafe getötet. Das bedeutet aber nicht, dass die Tiere dafür nicht leiden mussten. Weil die Nachfrage so groß ist, wird Wolle heute meist in Massenproduktion hergestellt. Die Leidtragenden sind dabei die Tiere.

Einer der weltweit größten Produktionsstandorte befindet sich laut NDR in Australien. Dort haben sich grausame Methoden wie das Mulesing etabliert. Dabei werden jungen Schafen Teile ihrer Haut im Afterbereich entfernt – das meist ganz ohne Betäubung. Dadurch sollen die Schafe in dieser eher feuchten, schmutzigen und warmen Körperregion vor Fliegenbefall bewahrt werden.

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Außerdem läuft die Schafschur oftmals sehr grausam ab, wie die Tierschutzorganisation Peta durch ein Video aufdeckt. Trotz heftiger Kritik von diversen Tierschutzorganisationen ändern sich die Zustände kaum. In Deutschland ist das Mulesing verboten, nach Angaben desDeutschen Tierschutzverbundes auch in Neuseeland und Südafrika. In Argentinien ist es ebenfalls nicht üblich.

Was ist beim Kauf von Schurwolle zu beachten?

Mittlerweile gibt es einige pflanzlicher Wollalternativen, beispielsweise aus Bambus oder Viskose.

Wer dennoch nicht auf Wollprodukte verzichten möchte, sollte sich folgende Tipps beachten:

  • Einige Hersteller wie VAUDE, Ortovox, Kathmandu oder Patagonia verwenden nur museling-freie Wolle.
  • Greif am besten zu Produkten aus zweiter Hand. Da Wolle ein sehr langlebiges Material ist, sind Second-Hand-Textilien aus Wolle häufig in sehr gutem Zustand erhältlich.
  • Achte auf die genaue Zusammensetzung von Woll-Produkten. Besonders bei günstiger Kleidung, aber auch bei Garn für Handarbeit werden häufig Kunststofffasern beigemengt. Durch die Kunstfasern sind die Stoffe nicht mehr atmungsaktiv und können nicht mehr so leicht recycelt werden.
  • Wolle ist ein wertvolles Naturprodukt und hat seinen Preis. Den Tieren, der Umwelt und damit letztlich auch dir selbst zu Liebe solltest du auf billige Wollprodukte verzichten. Bei diesen kannst du oft auch nicht nachvollziehen, woher sie stammen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden.
  • Achte beim Kauf auf Textil-Siegel. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über nachhaltige Wolle wissen musst: Nachhaltige Wolle von Schaf und Co: Das musst du wissen

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Überarbeitet von Melanie Grünauer  © UTOPIA

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