Gefestigte Falschinformationen und Gerüchte sind die Grundlage für Theorien, die den Klimawandel abstreiten. Mit der richtigen Argumentationstechnik kannst du dem entgegenwirken und Klimawandel-Leugner:innen von den Fakten überzeugen.

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Informationen sind heutzutage unbegrenzt und auf vielerlei Art und Weise verfügbar – aber nicht immer handelt es sich dabei um richtige Informationen: Gerade zum Thema Klimawandel werden unzählige Mythen verbreitet. Dazu gehört, dass die sogenannte "Klimalüge" erfunden worden sei, um den Bürger:innen teure Umweltschutzmaßnahmen aufzuzwingen und dabei politische und wirtschaftliche Interessen durchzusetzen.

Diese Aussagen könnte man belächeln, sie können aber für die Bemühungen von Klimaschützer:innen durchaus gefährlich werden – besonders, wenn sie prominente Unterstützer:innen finden. Bei einem genaueren Blick auf die Argumente der Leugner:innen des Klimawandels fällt schnell auf: Es handelt sich oft um Gerüchte und pseudowissenschaftliche Falschinformationen, die durch stetiges Wiederholen nicht aus der Debatte verschwinden. Offenbar reicht es nicht aus, ihnen lediglich Klimawandel-Fakten entgegenzusetzen. Wie also kannst du die Behauptungen von Leugner:innen des Klimawandels nachhaltig widerlegen?

Klimawandel-Fakten: Bloßes Widerlegen reicht nicht aus

Über 20 Wissenschaftler:innen verschiedener Universitäten – unter anderem Cambridge und das MIT – haben dazu eine Anleitung zum Widerlegen von Falschinformationen entwickelt, die sich nicht nur gegenüber Leugner:innen des Klimawandels, sondern auch auf jedem anderen Gebiet anwenden lässt. Die von ihnen entwickelte Methode enthält im Wesentlichen vier wichtige Schritte:

  1. Nenne zuerst den Fakt auf möglichst klare, knappe und einprägsame Art und Weise.
  2. Bevor das Gerücht erwähnt wird, solltest du kurz und knapp davor warnen, dass es sich um eine Falschinformation handelt.
  3. Erkläre, wie die Falschinformation zu einem Trugschluss führt.
  4. Nenne nun wieder den Fakt, am besten mehrfach, und fülle damit die Lücke, die vorher durch die Falschinformation "gefüllt" war.

1. Fakten müssen im Mittelpunkt stehen

Beginne mit wenigen, klaren Worten, die die Wahrheit auf den Punkt bringen. Das hilft dir, den Rahmen für deine Botschaft zu setzen und die Führung im Gespräch zu übernehmen – statt den Punkten anderer zu folgen.

Die besten Widerlegungen sind ebenso offensichtlich wie die Falschinformationen selbst. Sorge dafür, dass deine Aussagen klar und deutlich in Überschriften oder zentralen Sätzen erscheinen, statt in Fragen versteckt zu bleiben.

Vermeide einfache Widerlegungen wie "Diese Behauptung ist nicht wahr". Stattdessen solltest du eine faktenbasierte Alternative anbieten. Diese Alternative sollte eine kausale Lücke schließen, die durch die Korrektur der Falschinformation entsteht.

Eine gut durchdachte kausale Alternative erleichtert es anderen, die falschen Informationen durch echte Klimawandel-Fakten zu ersetzen. Achte darauf, dass diese Alternative nicht komplexer ist als die ursprüngliche Falschinformation und eine ähnliche Erklärungskraft besitzt. Das ist gar nicht so leicht, denn die Wahrheit ist oft komplizierter als virale Falschbehauptungen. Gute Diagramme, Flowcharts oder Videos können helfen, komplexe Sachverhalte gut verständlich zu präsentieren.

Manchmal sind die Fakten so nuanciert, dass sie sich nicht einfach zusammenfassen lassen. In solchen Fällen ist es besser, zuerst zu erklären, warum der Irrglaube falsch ist, bevor du die Fakten detailliert darlegst.

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Gut zu wissen: Das ist der Einfluss des Bumerang-Effekts

In der älteren Version des Textes sowie anderer mittlerweile veralteter Forschung beziehungsweise Kommunikation dazu steht der sogenannte Bumerang-Effekt stark im Vordergrund. Es gibt grob gesagt drei Versionen von ihm:

  • Der Bumerang-Effekt der "Informationsüberladung". Die Idee dahinter: Zu viele Gegenargumente würden das Gegenüber eher noch mehr von der ursprünglichen Position überzeugen.
  • Der Bumerang-Effekt der Weltanschauung. Die Idee dahinter: Greift ein Gegenargument die Weltanschauung des Gegenübers an, könnte er oder sie sich dann umso mehr an die Falschinformation klammern.
  • Bumerang-Effekt des Vertrauten. Die Idee dahinter: Indem man den Irrglauben während der Widerlegung wiederholt, verstärkt man ihn stattdessen noch, weil Menschen vertraute Informationen tendenziell eher für wahr halten.

Alle drei Effekte hat die neuere Forschung mindestens relativiert. Die Schlussfolgerung der Forschenden: Niemand sollte sich durch Angst vor dem Bumerang-Effekte davon abhalten lassen, Falschaussagen zu korrigieren. Mehr Gegenargumente parat zu haben ist sinnvoll (zum Bumerang-Effekt der "Überladung" gibt es nämlich keine guten Beweise), gleichzeitig sollte man dennoch die Wahrheit öfter wiederholen als die Fehlinformation.

2. Warnung vor Falschinformationen

Nenne die Falschinformation nur ein einziges Mal – direkt vor der Richtigstellung. Eine einmalige Wiederholung reicht aus, um Überzeugungen zu aktualisieren.

Wiederhole Falschinformationen nicht unnötig. Auch wenn sogenannte Bumerang-Effekte selten sind, wissen wir, dass Wiederholungen dazu führen können, dass Informationen als wahr empfunden werden.

Richtigstellungen sind besonders wirkungsvoll, wenn die Zielgruppe der Quelle oder der Absicht der Falschinformation bereits misstraut – oder wenn du ihr helfen kannst, ein gesundes Misstrauen zu entwickeln.

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3. Den Trugschluss aufdecken

Stelle die Richtigstellung direkt den fehlerhaften Informationen gegenüber und sorge dafür, dass die Widerlegung klar und deutlich wahrnehmbar ist. Die echten Klimawandel-Fakten als korrigierende Information solltest du so präsentieren, dass es praktisch unmöglich ist, sie zu ignorieren, zu übersehen, zu überhören oder zu überfliegen.

Anstatt einfach nur zu behaupten, dass die Falschinformation falsch ist, gib detaillierte Gründe an. Erkläre,

  • warum die Falschinformation ursprünglich für richtig gehalten wurde,
  • warum inzwischen klar ist, dass sie falsch ist, und
  • warum die Alternative korrekt ist.

Es ist entscheidend, die Inkonsistenz aufzuzeigen, damit das Gegenüber sie bewusst erkennen und auflösen kann. Solche detaillierten Richtigstellungen fördern einen nachhaltigen Überzeugungswandel und schützen davor, dass Menschen zu alten Überzeugungen zurückkehren, nachdem die Falschinformation widerlegt wurde.

Wenn möglich, erkläre nicht nur, warum die Falschinformation falsch ist, sondern lege auch die logischen oder argumentativen Fehler offen, die ihr zugrunde liegen. Die Offenlegung solcher Trugschlüsse hat den praktischen Vorteil, dass sie nicht auf ein bestimmtes Thema beschränkt ist. Wer erkennt, dass falsche Informationen über das Klima oft auf selektiver Datenauswahl oder inneren Widersprüchen beruhen, kann ähnliche Denkfehler auch in anderen Bereichen, etwa bei Impfgegner:innen, besser identifizieren.

Hast du das Gerücht als falsch identifiziert, braucht dein Gegenüber nun eine alternative Antwort auf die Frage, warum du von einem menschengemachten Klimawandel sprichst, wenn es doch schon immer Temperaturveränderungen gegeben hat. Die Lücke, die das Gerücht hinterlassen hat, muss mit Fakten gefüllt werden.

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Beispiel: Zwar lassen sich gewisse Temperaturschwankungen durch natürliche Begebenheiten erklären, es ist aber mittlerweile belegt, dass die drastische Erderwärmung der letzten Jahrzehnte fast ausschließlich auf menschliches Verhalten zurückgeht. Die Leugner:innen des Klimawandels versuchen hier also, mit einer Halbwahrheit Unterstützung zu finden.

4. Erwähne zuletzt noch einmal den Klimawandel-Fakt

Erwähne den Fakt erneut, damit er das ist, was dein Gegenüber zuletzt aufnimmt. Auch bei detaillierten Widerlegungen lässt der Effekt mit der Zeit nach. Sei also darauf vorbereitet, deine Richtigstellungen mehrfach zu wiederholen.

Sonderfall Social Media

Folgendes wissen die Autor:innen der Anleitung zum Widerlegen von Falschinformationen zu (Klimawandel-)Diskussionen in den sozialen Medien bisher:

  • Nutzer:innen treffen bessere Entscheidungen über das Teilen von Inhalten, wenn sie darauf hingewiesen oder daran erinnert werden, dass Korrektheit wichtig ist – zum Beispiel durch Hinweise wie "Die meisten Menschen bevorzugen korrekte Informationen."
  • Du selbst kannst viel erreichen, indem du andere mobilisierst, auf Falschaussagen schnell mit Richtigstellungen zu reagieren – auch oder gerade wenn die Plattform selbst nicht genug dafür tut. Expert:innen-Aussagen heranzuziehen oder zu verlinken, macht das Ganze noch wirksamer.
  • Wenn andere sehen, wie jemand in sozialen Medien korrigiert wird (sogenannte Beobachtungskorrekturen), kann das bei verschiedenen Themen zu einer veränderten Haltung führen. Ein:e Klimawandelleugner:in könnte also zum Beispiel ihre oder seine Meinung ändern, wenn nicht er oder sie unter einem eigenen Post korrigiert wird, sondern jemand mit derselben Weltanschauung unter einem anderen Post.
  • Umgekehrt kann mangelndes Engagement zu einer "Spirale des Schweigens" führen. Korrigierst du einen Post mit Fehlaussagen zur Klimakrise nicht, dann ist nicht nur der/die Verfasser:in betroffen, sondern auch alle Mitlesenden – ob Klimaleugner:in oder nicht. Erstere fühlen sich dann möglicherweise bestärkt, während andere, die deine Ansicht teilen, sich nicht trauen, als Einzige mit wahren Klimawandel-Fakten dagegen zu argumentieren.

Klimawandel-Fakten: Allgemeine Tipps

In jeder Diskussion ist es vorteilhaft, ein gewisses Grundwissen zum Thema zu haben. Beziehe deine Informationen am besten aus aktuellen, vertrauenswürdigen Quellen. Bleibe immer sachlich und vermeide eine dramatische Sprache. Gerade fest von ihren Ansichten überzeugte Menschen könnten sich sonst persönlich angegriffen fühlen, was es nahezu unmöglich macht, sie von deiner Meinung zu überzeugen.

In den folgenden Beiträgen findest du wichtige Informationen über aktuelle Erkenntnisse und Argumente zum Thema Klimawandel:

Tipp: Was du selber beitragen kannst, das erfährst du hier: Klimaschutz: 10 einfache Tipps für jede:n

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English version available: Climate Change Denial: How to Stand Up To Skeptics

Überarbeitet von Denise Schmucker  © UTOPIA

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