Dass Kaffee süchtig machen kann, ist eine weit verbreitete Annahme. Ob Koffein wirklich eine ernstzunehmende Droge ist und wie es genau auf den menschlichen Körper wirkt, erfährst du hier.
Kaffee ist mehr als nur ein leckeres Heißgetränk: Viele trinken ihn morgens und im Mittagstief als Wachmacher, nachmittags als Begleiter für Kuchen und andere süße Snacks und als soziales Ritual mit Freund:innen und Familie. Doch ein Inhaltsstoff, der Kaffee so beliebt macht, ist auch für die Nachteile des Kaffeetrinkens verantwortlich: Koffein kommt natürlicherweise in Kaffee vor und ist laut einer Review des Journal of Neurochemistry die am häufigsten konsumierte Droge weltweit. Es ist auch der Grund dafür, dass Kaffee süchtig machen kann.
Kaffee macht süchtig: So wirkt Koffein
Kaffee besteht laut der Deutschen Welle (DW) aus mehr als 1.000 verschiedenen Inhaltsstoffen. Dazu gehören wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, Magnesium und Vitamin B2. Und auch das enthaltene Koffein hat durchaus positive Effekte. So führt es nicht nur dazu, dass Kaffee süchtig machen kann: Es hebt auch unsere Stimmung, kurbelt den Stoffwechsel an und verbessert unsere Leistung beim Sport. Durch seine Wirkung auf unser Gehirn steigert es zudem Motivation und Konzentration.
Dass Koffein wach macht, liegt daran, dass es im Gehirn an die Adenosinrezeptoren andockt, so die DW. Adenosin verhindert, dass aktivierende Stoffe wie Dopamin oder Noradrenalin ausgeschüttet werden. Es macht uns somit müde. Trinken wir Kaffee, so tritt Koffein an die Stelle von Adenosin. Dadurch bleibt die einschläfernde Wirkung aus und wir bleiben wach.
Warum Kaffee süchtig machen kann: Toleranz und Entzugserscheinungen
Die Wirkungsweise von Koffein ist auch der Grund dafür, dass Kaffee süchtig machen kann. Denn Koffein sorgt (wie auch andere psychoaktive Drogen) dafür, dass sich der Dopaminspiegel erhöht. Schließlich kann Adenosin nicht mehr an den Rezeptoren andocken und die Ausschüttung des Glückshormons bremsen, wenn diese schon vom Koffein besetzt sind.
Das hat Folgen: Im Gehirn bilden sich mit der Zeit weitere Adenosinrezeptoren, so Healthline. Auf diese Weise will das Gehirn die vom Koffein besetzten Rezeptoren kompensieren. Das bedeutet jedoch auch, dass wir immer mehr Koffein brauchen, um den gleichen wachmachenden Effekt zu erhalten. Denn mit jedem neuen Adenosinrezeptor erhöht sich unsere Toleranz gegenüber der Droge.
Wenn wir dann mal keinen Kaffee trinken, kann das Adenosin zudem plötzlich an sehr vielen Stellen andocken und dadurch eine besonders starke Müdigkeit hervorrufen. Zudem können dabei auch weitere Entzugserscheinungen auftreten. Dazu gehören laut der DW:
- Kopfschmerzen
- Gereiztheit und Unzufriedenheit
- Konzentrationsprobleme
- Niedergeschlagenheit
- Zittern
- Schwitzen
Kaffeetrinken als Verhaltenssucht
Trinken wir jeden Tag Kaffee, so kann der Koffeinkonsum also zu einer körperlichen Abhängigkeit führen: Schließlich stellen sich immer wieder die ungeliebten Entzugserscheinungen ein, wenn das Koffein ausbleibt. Doch nicht nur das Koffein ist der Grund dafür, dass Kaffee süchtig machen kann.
Laut Healthline kann sich auch eine Verhaltenssucht einstellen, wenn wir regelmäßig Kaffee trinken. In diesem Fall sind nicht die Wirkmechanismen im Gehirn für die Abhängigkeit verantwortlich. Vielmehr führen die positiven Gefühle, die wir mit dem Kaffee verbinden, dazu, dass wir uns noch eine Tasse nachschenken.
Vielleicht trinkst du Kaffee häufig mit Freund:innen in einem fröhlichen und gemütlichen Kontext. Wenn du diese damit verbundenen Gefühle wieder spüren willst, greifst du vielleicht auf eine Tasse des Getränks zurück.
Bislang ist allerdings noch unklar, welche Rolle diese sozialen Faktoren genau bei einer Kaffeeabhängigkeit spielen. So sind dafür weitere wissenschaftliche Untersuchungen notwendig.
Kaffee und Koffein: Wie schädlich ist es?
Insbesondere aufgrund des enthaltenen Koffeins kann Kaffee also tatsächlich süchtig machen. So ist die sogenannte Koffeinkonsumstörung mittlerweile eine anerkannte medizinische Diagnose. Das heißt jedoch nicht, dass Kaffee grundsätzlich ungesund ist. Ein moderater Kaffee- und Koffeinkonsum ist für gesunde Erwachsene in der Regel gesundheitlich unbedenklich, so der Toxikologe Carsten Schleh gegenüber der DW.
Ist Kaffee gesund? 3 Fakten über das beliebte Getränk
Stellst du jedoch fest, dass du Entzugserscheinungen entwickelst, sobald du mal etwas länger keinen Kaffee getrunken hast, könnte eine Koffeinsucht vorliegen. In diesem Fall empfiehlt Schleh keinen kalten Entzug zu machen, sondern den Koffeinkonsum langsam zu senken. So ist die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall geringer und die Entzugserscheinungen weniger gravierend.
Um einer Koffeinsucht vorzubeugen, empfiehlt es sich grundsätzlich, auf einen moderaten Kaffeekonsum zu achten. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) rät, über den Tag verteilt maximal 400 Milligramm Koffein zu sich zu nehmen. Das entspricht etwa zwei bis fünf Tassen Kaffee. Mehr dazu erfährst du hier: Wie viel Kaffee am Tag ist gesund?
In einigen Fällen ist es sinnvoll, den Konsum noch weiter zu reduzieren:
- Koffein kann Schlafstörungen, Herzrasen und Ängste fördern, so Healthline. Es kann deshalb hilfreich sein, bei diesen Beschwerden weniger oder gar keinen Kaffee mehr zu trinken oder auf entkoffeinierten Kaffee auszuweichen.
- Auch bei der Einnahme bestimmter Medikamente, solltest du deinen Koffeinkonsum genauer im Auge behalten. Ziehe dafür im Zweifelsfall ärztlichen Rat hinzu.
- Schwangere sollten laut der EFSA täglich maximal 200 Milligramm Koffein zu sich nehmen.
Tipp: Besonders beim Kaffeekauf ist es empfehlenswert, auf Bio-Qualität und Fairtrade-Standards zu achten, um sicherzugehen, dass die Arbeit auf den Kaffeeplantagen fair entlohnt wird und weniger schädlichen Einfluss auf die Umwelt hat.
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