Johanniskrautöl ist für verletzte Haut ein natürliches Heilöl, das auch Schmerzen lindern kann. Mit wenig Aufwand kannst du Johanniskrautöl selber herstellen.

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Johanniskrautöl ist ein pflanzliches Öl, mit dem du kleinere Hautverletzungen behandeln kannst. Aus den gelben Blüten des Johanniskrauts lässt sich das rote Öl gewinnen. Seine markante Farbe brachte ihm auch die volkstümlichen Namen Rotöl oder Johannisblut ein.

Viele kennen Johanniskraut als Heiltee zur Linderung bei Magenbeschwerden oder als Beruhigungstee. Aus den frischen Blüten kannst du aber auch das Heilöl für die Haut herstellen.

Johanniskrautöl: Heilöl bei verletzter Haut

Die Kräutermedizin nutzt Johanniskrautöl schon seit Jahrhunderten, vor allem zur Wundheilung. Die Apotheken Umschau nennt die überlieferten Anwendungsbereiche, die auf Erfahrung beruhen und nur teilweise durch medizinische Studien belegt sind:

  • Kleine Wunden und leichte Verbrennungen
  • Verstauchungen und Prellungen
  • Muskelschmerzen

Die Pflanzenstoffe Hypericin und Hyperforin sind hauptsächlich für die Wirkung verantwortlich. Laut der Gelben Liste für Arzneimittel wirkt Hypericin antiviral und ist somit gegen Viren wirksam.

Hypericin und Hyperforin sollen außerdem dafür verantwortlich sein, dass Johanniskrautöl stimmungsaufhellend wirkt. Johanniskraut ist ein pflanzliches Arzneimittel, das bei leichten Depressionen zum Einsatz kommt.

Johanniskrautöl: So stellst du das rote Heilöl her

Die Blütenblätter des Johanniskraut enthalten feine Drüsen, die mit ätherischen Ölen gefüllt sind. Zur Herstellung von Johanniskrautöl brauchst du aber keinen Destillierapparat. Es reicht, die Blüten mit Öl zu übergießen und in die Sonne zu stellen. Bei diesem Verfahren, dem Ölauszug, zieht das warme Öl die Wirkstoffe aus den Blüten.

Für ein Glas Johanniskrautöl benötigst du:

  • 50 Gramm frische Blüten (Im Sommer sind die Wirkstoffe besonders intensiv, aber du kannst die Blüten auch später noch ernten und auch die roten Samenkapseln mitverwenden.)
  • 200 Milliliter Pflanzenöl aus dem Bio-Markt. Entweder Olivenöl, Sesamöl (auch online, im Avocadostore) oder Weizenkeimöl (auch online, z.B. bei Vekoop).
  • Einmachglas mit Schraubdeckel (beispielsweise ein Marmeladenglas, das mindestens 200 Milliliter fast)

So stellst du das Johanniskrautöl her:

  1. Bereite das Einmachglas vor, indem du es auskochst und so Keime entfernst.
  2. Zupfe die frischen Blüten von den Stängeln.
  3. Fülle das Glas zu einem Viertel mit den Blüten.
  4. Fülle jetzt das Glas mit dem Öl auf.
  5. Verschließe das Glas und stelle es an einen warmen, aber keinen sonnigen Platz. Denn direktes Sonnenlicht kann die Wirkstoffe zerstören.
  6. Jetzt muss die Mischung etwa sechs Wochen ziehen. Schüttel zwischendurch das Glas immer wieder. Nach und nach sollte sich das Öl rot verfärben.
  7. Jetzt kannst du das Johanniskrautöl durch ein sauberes Tuch abseihen und so Blütenreste aussieben.
  8. Fülle es in eine braune Flasche (Apothekenflasche) um. Diese erhältst du auch online z.B. bei Avocadostore. Die dunkle Farbe schützt das Öl vor Sonneneinstrahlung.

Das so gewonnene Öl hält bis zu einem Jahr.

Tipp: Du kannst auch größere oder kleinere Mengen des Johanniskrautöls herstellen – achte einfach darauf, dass das Verhältnis von Öl und Blüten bei vier zu eins liegt.

Johanniskrautöl: Rezept für Ungeduldige

Wenn du keine sechs Wochen auf das fertige Johanniskrautöl warten möchtest, kannst du die Schritte drei bis sechs abkürzen:

  1. Zerkleinere die Blüten mit dem Öl, zusammen mit einem Stabmixer.
  2. Erwärme die Mischung in einem Wasserbad für etwa drei Stunden. Achte aber darauf, dass du das Öl nicht zum Kochen bringst.
  3. Seihe dann die breiige Mischung durch ein sauberes Tuch oder Kaffeefilter ab und fülle das Öl in dunkle Flaschen ab.

Johanniskrautöl: So wendest du das Heilöl an

Mit Johanniskrautöl kannst du die Haut einreiben, wenn du dich verletzt hast. Das Öl beschleunigt die Wundheilung und es kommt seltener zu einer Infektion. Diese Erkenntnis beruht allerdings vor allem auf Erfahrungen. Die European Medical Agency begann 2021 Daten über die Wirkungsweise zu sammeln, welche jedoch noch nicht vollständig sind.

Mögliche Anwendungsbereiche:

  • Reibe geschlossene Wunden täglich vorsichtig mit dem Öl ein. Dadurch soll die Haut elastisch bleiben und weniger wulstige Narben entstehen.
  • Wenn du dich leicht verbrannt hast (kleine Verbrennungen des ersten bis zweiten Grades), reibe die Stelle sofort vorsichtig ein. Die Rötung soll so schneller abnehmen und die Schmerzen nachlassen. Achtung: Bei schweren, großflächigen Verbrennungen mit Blasenbildung solltest du lieber direkt ärztliche Betreuung aufsuchen.
  • Wunden im Mund kannst du ebenfalls mit Johanniskrautöl einreiben. Nachdem dir der Zahnarzt einen Zahn gezogen hat oder wenn Kinder die Milchzähne verlieren, kann das Öl die schmerzende Stelle beruhigen.

Johanniskrautöl kannst du auch zur Geburtsvorbereitung verwenden.

  • Den Vaginalbereich und vor allem den Damm kannst du regelmäßig mit dem Öl massieren. Das soll die Haut kräftigen und sie elastischer machen – so kommt es weniger schnell zu einem Dammriss.

Das Johanniskrautöl zur Hautpflege:

  • Bei Neurodermitis oder Schuppenflechte können die Wirkstoffe im Öl die Haut beruhigen und den Juckreiz lindern. Die Haut rötet sich nicht so stark und schuppt weniger. Die Universitätsklinik in Freiburg behandelte erfolgreich Neurodermitis-Patienten mit Johanniskrautöl und Creme.
  • Einige Tropfen des Johanniskrautöls kannst du als Ölkur ins feuchte Haar einmassieren und nach 20 Minuten lauwarm ausspülen. Es hilft bei schuppiger Kopfhaut.
  • Bei Akne tupfst du etwas Öl auf die entzündete Stelle. Durch die entzündungshemmende Wirkung kann der Pickel leichter abheilen und es bleiben möglicherweise weniger Narben zurück.

Johanniskrautöl: Mögliche Nebenwirkungen

Hypericin ist nicht nur gegen Viren und Keime wirksam, sondern sensibilisiert laut Gelber Liste die Haut auch gegen UV-Licht. Johanniskraut hat demnach eine potenziell phototoxische Wirkung: Auf der Haut kann schneller ein Sonnenbrand entstehen oder sie verfärbt sich. Daher solltest du vorsichtshalber nicht in die Sonne gehen, wenn du Johanniskrautöl aufgetragen hast.

Allerdings berichtet die Pharmazeutische Zeitung von Studienergebnissen, die belegen könnten, dass die Licht-Empfindlichkeit erst bei sehr hoch konzentrierten Mengen eintritt. Die Forschenden sehen daher wenig Gefahr durch Sonnenstrahlen, da die üblichen Dosierungen im Johanniskrautöl oder in Cremes wesentlich unter der kritischen Konzentration bleiben.

Expert:innen berichten zudem von zahlreichen Wechselwirkungen von Johanniskraut und verschiedenen Medikamenten. Fachleute warnen, Johanniskraut nicht zusammen mit anderen Antidepressiva einzunehmen. Die hormonelle Wirkung der Pille kann ebenfalls durch Johanniskraut beeinträchtigt sein.

Wie genau es um das Öl steht, ist jedoch nicht ausreichen belegt und es bedarf noch mehr Forschung.

Im Zweifel: Hole dir ärztlichen Rat ein, wenn du andere Medikamente einnimmst oder mit der Pille verhütest – Fachpersonal wird dir erklären, ob Johanniskrautöl sich auch auf deine Medikamente auswirkt.

Alternativ kannst du auch ein anderes Körperöl verwenden. Probiere als Heilöl zu Beispiel Pfefferminzöl, Senföl oder Rosmarinöl.

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