Mittlerweile sind uns allen die fest verbundenen Deckel von Einwegflaschen und Milchkartons bekannt. Und viele Menschen sind entsprechend genervt, weil sich die Deckel beim Trinken als unpraktisch erweisen. Was steckt hinter den "Tethered Caps"? Und: Darf ich die Deckel entfernen, wenn sie stören?

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Deckel abschrauben und trinken – das war einmal. Um den Plastikmüll in der Umwelt zu verringern, sind in Deutschland seit Juli 2024 lose Verschlusskappen bei bestimmten Getränken verboten. Das betrifft Einwegverpackungen, deren Deckel aus Kunststoff bestehen – etwa Saftkartons oder Einweg-PET-Flaschen – mit einem Volumen bis zu drei Litern. Glas oder Metall sowie Mehrweggetränkebehälter sind von der Pflicht ausgenommen.

Jetzt sind die fest verbundenen Verschlüsse – genannt "Tethered Caps" gemäß der Einwegkunststoff-Richtlinie 2019/904 Pflicht. Der Hintergrund: Die losen Deckel sollen nicht in der Umwelt landen und dort für noch mehr Verschmutzung sorgen.

Was tun, wenn der Deckel nervt?

Viele Verbraucher:innen finden den fest angebundenen Deckel jedoch störend und würden ihn liebend gerne entfernen. Hier stellt sich die Frage: Ist das erlaubt?

Die gute Nachricht lautet: Die Verpackungsindustrie entwickelt den Deckel immer weiter, sodass er sich inzwischen meist so weit abknicken lässt, dass er beim Trinken nicht mehr im Weg ist. Sollte der Deckel trotzdem noch stören, "darf er durchaus entfernt werden", erklärt Lena Langenkämper vom Recyling-Unternehmen Remondis. "Entscheidend ist nur, dass der Deckel am Ende im richtigen Abfallbehälter, sprich im Gelben Sack, der Gelben Tonne oder der Wertstofftonne landet, und nicht achtlos weggeworfen wird."

Drei einfache Tricks helfen bei störendem Flaschendeckel

  1. Flüssigkeit einfach in ein Glas gießen und trinken.
  2. Deckel nach hinten biegen.
  3. Deckel entfernen und über die Gelbe Tonne entsorgen.

Gut zu wissen: Am Markt finden sich ganz unterschiedliche technische Lösungen für die Tethered Caps, wie Kunststoffschnüre und Knickbänder, die auch unterschiedlich gut handhabbar sind. Die Verbraucherzentrale Bayern empfiehlt Verbraucher:innen, die Schwierigkeiten mit den Deckeln haben: "Richten Sie Ihre Beschwerde gezielt an die Hersteller der von Ihnen genutzten Produkte, um dort eine verbesserte Umsetzung in Bezug auf die Handhabung anzuregen."

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Wie funktioniert das Recycling bei Tethered Caps?

Der eigentliche Sinn der verbundenen Deckel ist natürlich nicht das Entfernen: Die Deckel sollen an den Getränkeverpackungen verbleiben und gemeinsam über den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne entsorgt werden.

Das Recycling wird durch die Tethered Caps zwar etwas erschwert, sollte aber weiterhin funktionieren, wie uns Entsorgungs-Expert:innen erklären. "Da beide Teile aus unterschiedlich dichten Kunststoffen bestehen, lassen sich die Materialien dann durch das Schwimm-Sink-Verfahren trennen: Die Flaschen sinken zu Boden, während der Deckel schwimmt", erläutert Lena Langenkämper. So können die Kunststoffteile separat weiterverarbeitet werden. Bei Materialien mit deutlich unterschiedlicher Dichte ist die Trennung weniger problematisch als bei Materialien mit fast identischer Dichte.

Langenkämper erklärt weiter: "Die Herausforderung beim Recycling von Getränkekartons liegt aber weniger bei den Verschlüssen, die so ja weitestgehend separiert werden könnten. Schwieriger ist es, den Verbund aus verschiedenen Materialien (Kunststoff, Aluminium, Papierfasern) voneinander zu trennen."

In welchen Müll gehören Getränkekartons?

Auch wenn Getränkekartons von Tetra Pak, Elopak oder SIG überwiegend aus Karton bestehen: Sie gehören nicht in die Papiertonne. Die Verpackungen, die hauptsächlich für Getränke verwendet werden, bestehen aus bis zu sieben Schichten und enthalten neben Papier auch Kunststoffe und zum Teil eine dünne Schicht Aluminium. Auch die Entsorgung im Restmüll ist nicht korrekt.

Richtig aufgehoben sind Tetra Paks & Co. nur im Gelben Sack, beziehungsweise der Gelben Tonne. Nur so können in der Recyclinganlage die verschiedenen Materialien separiert und dann recycelt werden.

Hinweis: Der Begriff Tetra Pak wird umgangssprachlich für alle Getränkekartons genutzt, es gibt allerdings verschiedene Firmen, die Getränkekartons herstellen. Hierzu gehören neben Tetra Pak auch Elopak oder SIG. Für all diese Produkte gelten dieselben Regeln bei der Entsorgung.

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Mehrweg ist die beste Verpackung

Utopia meint: Generell besser als Getränkekartons sind Mehrwegbehältnisse, vor allem wenn sie regional befüllt werden. Daher raten wir Verbraucher:innen, beim Einkauf generell Mehrweglösungen gegenüber Einwegbehältnissen zu bevorzugen und diese zeitnah wieder in Umlauf zu bringen.

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Mit Material der dpa.  © UTOPIA