Moderne Häuser haben oft eingebaute Lüftungsanlagen. Muss man trotzdem noch die Fenster öffnen, um zu lüften – und wie macht man es richtig?

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Im Gegensatz zu Altbauten und unsanierten Gebäuden sind moderne Häuser und Wohnungen in der Regel gut gedämmt und nach außen hin quasi versiegelt. So geht kaum Wärme verloren – es findet aber auch kaum Luftaustausch zwischen drinnen und draußen statt. Deshalb sind in vielen neueren Gebäuden automatisierte Wohnraumlüftungen eingebaut, die für Luftaustausch sorgen. Darf man mit einer solchen Lüftungsanlage überhaupt noch klassisch mit geöffneten Fenstern lüften – oder muss man es sogar?

Trotz automatischer Lüftung die Fenster öffnen?

"Mit einer Lüftungsanlage ist es nicht verboten, die Fenster zu öffnen", stellt Mark Scheuermann von der "Lüftungsschule" des Thüringer Herstellers Inventer klar. "Es steht natürlich den Nutzern frei zusätzlich die Fenster zu öffnen."

Allerdings muss man es nicht: Eine moderne, richtig eingestellte Lüftungsanlage sorgt auch ohne Fenster-Öffnen für einen ausreichenden Luftaustausch. Denn die Lüftungsanlage saugt in der Regel verbrauchte Luft aus den Innenräumen ab und transportiert sie nach draußen. Frische Luft von draußen wird nach innen abgegeben. Man nennt dies "kontrollierte Wohnraumlüftung".

"Wenn eine Lüftungsanlage richtig ausgelegt und eingebaut ist, kann man getrost alle Fenster zu lassen, da die Lüftungsanlage die Aufgabe der sonstigen Fensterlüftung übernimmt," so Scheuermann.

Fenster auf: Wann es trotz Lüftung sinnvoll sein kann

Bei heutigen Lüftungsanlagen ist es also in der Regel tatsächlich gar nicht nötig, die Fenster zu öffnen. Kann es trotzdem sinnvoll sein?

Ralf Lottes, Geschäftsführer des Bundesverbands für Wohnungslüftung, bejaht das – allerdings nur für Ausnahmefälle: "Bestimmte Situationen, wie intensive Kochaktivitäten oder eine hohe Anzahl von Personen im Raum, können eine kurzfristige manuelle Belüftung erforderlich machen, um schnell Frischluft zuzuführen."

Bei mildem Wetter sei das Fenster-Öffnen außerdem "eine energieeffiziente Möglichkeit, zusätzlich frische Luft hereinzulassen".

Lüftungsanlagen: Worauf muss man achten?

Wohnraumlüftungen sorgen für den nötigen Luftaustausch und können das Fenster-auf-und-zu-machen ersparen. Viele Lüftungen können zudem mittels speziellen Filtern Feinstaub und Pollen zumindest teilweise herausfiltern.

Lottes empfiehlt, die Einstellungen der Lüftungsanlage regelmäßig überprüfen zu lassen und die Luftfilter regelmäßig zu reinigen oder auszutauschen. Bei Anlagen, die zusätzlich einen CO2-Sensor haben, sollte man sicherstellen, dass dieser ordnungsgemäß funktioniert.

Der wichtigste Grund fürs Lüften ist – vor allem im Winter – die Luftfeuchtigkeit zu regulieren, damit kein Schimmel entsteht. Lottes rät auch bei Lüftungsanlagen darauf zu achten, dass sie die Luftfeuchtigkeit effizient regulieren. Bei ungewöhnlich hoher Luftfeuchtigkeit müsse man die Anlage entsprechend stark einstellen. Manche Geräte reagieren automatisch auf die Luftfeuchtigkeit im Raum und regulieren die Luftzufuhr bzw. -abfuhr entsprechend.

Wer – etwa bei Neubau oder Sanierung – die Wahl hat, sollte sich für eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung entscheiden, so die beiden Experten. Mittels eines integrierten Wärmetauschers sogen diese Lüftungen dafür, dass die Abwärme aus den Innenräumen nicht verloren geht, sondern die kalte Luft von draußen aufwärmt. So geht weniger Heizungswärme verloren als beim "normalen" Lüften.

Die Geräte brauchen zwar Strom, doch der Hersteller Bosch etwa geht davon aus, dass man mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung die Heizkosten um etwa 30 Prozent verringern kann. Einer Studie zufolge kann sie den Energiebedarf im Neubau sogar um bis zu 69 Prozent verringern. Experte Lottes spricht von Energie- und Treibhausgas-Einsparungen zwischen 20 und 70 Prozent verglichen mit der Fensterlüftung. "Das überkompensiert den Stromverbrauch des Ventilators um ein Vielfaches", so Lottes.

Richtig lüften mit Lüftungsanlage

Wer trotz Lüftungsanlage die Fenster aufmachen und aktiv lüften möchte, darf das jederzeit tun. Wenn die Luftfeuchtigkeit im Haus oder in der Wohnung kurzzeitig besonders hoch ist, kann das sogar sinnvoll sein. Manche Anlagen kann man währenddessen abschalten, manche schalten sich automatisch ab – oder sind sogar per App steuerbar.

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Es gelten beim Lüften dieselben Regeln wie sonst auch: Wenn es draußen kalt ist, reicht kurzes Quer- oder Stoßlüften – je kälter, desto kürzer. Auf keinen Fall sollte man – vor allem im Winter – Fenster längere Zeit gekippt lassen. Nach dem Querlüften sollte man Türen zu wenig beheizten Räumen wieder schließen.  © UTOPIA

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