Wir essen immer noch zu viel Fleisch – darauf macht der "Meat Exhaustion Day" aufmerksam. Er zeigt den Tag an, an dem der pro Jahr maximal empfohlene Fleischkonsum erreicht ist.

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Der Meat Exhaustion Day bezeichnet den Tag im Jahr, an welchem ein Land die maximal empfohlene Jahresration an Fleisch verzehrt hat. Wird diese empfohlene Menge überschritten, geht das sowohl zulasten der Gesundheit der Fleischkonsument:innen als auch des Klimas und der Umwelt. Im Jahr 2024 hat die deutsche Bevölkerung bereits am 21. April mehr Fleisch als empfohlen gegessen.

Darum gibt es den Meat Exhaustion Day

Am Meat Exhaustion Day ist der maximal empfohlene Durchschnittswert für den Fleischkonsum pro Kopf im Jahr erreicht. Dieser Tag war in Deutschland 2024 bereits am 21. April. Ab diesem Tag belastet der zusätzliche Fleischverzehr die Umwelt, die Tierwelt und nicht zuletzt die eigene Gesundheit. Jährlich sterben in Deutschland Hunderte Millionen Tiere für den menschlichen Fleischkonsum. Viele davon werden in Massentierhaltung aufgezogen. Der hohe Fleischkonsum in Deutschland fördert solche Haltungsformen noch.

Die Tierschutzstiftung Vier Pfoten hat die entsprechenden Zahlen und Daten zum Meat Exhaustion Day errechnet. Dazu orientiert sich die Organisation an globalen Empfehlungen zu einer klimabewussten und gesunden Ernährung, der sogenannten Planetary Health Diet. Anhand dieser Empfehlungen wird ersichtlich, ab welchen Mengen der Fleischkonsum pro Person potenziell gesundheitsschädlich sein können. Die Zahlen sind lediglich eine Empfehlung. Jedoch wird schnell klar, wie weit der Fleischkonsum pro Kopf in Deutschland diese Empfehlungen weit überschreitet, wenn man auf das Datum blickt, an welchem der Grenzwert für den Jahreskonsum an Fleisch bereits erreicht war.

Erhöhter Fleischkonsum in Deutschland

Deutsche essen im Schnitt mehr als 1,5-mal so viel Fleisch wie der weltweite Durchschnitt. Das ist etwa ein Kilogramm pro Woche pro Person. Die Empfehlung beträgt aber lediglich 301 Gramm in der Woche. Der Fleischkonsum hierzulande ist laut Vier Pfoten also mehr als dreimal so hoch wie empfohlen.

Demnach müssten wir 70 Prozent weniger Fleisch verzehren, um innerhalb der Empfehlungen der Planetary Health Diet zu bleiben. Das wäre nur noch zu erreichen, wenn wir ab dem Meat Exhaustion Day gar kein Fleisch mehr im restlichen Jahr essen.

Fleischproduktion: Folgen für Mensch, Tier und Umwelt

Der hohe Fleischkonsum in Deutschland hat viele negative Folgen.

Tierleid durch schlechte Haltungsformen:

  • Um mit dem überdurchschnittlichen Fleischkonsum mitzuhalten, sterben jedes Jahr unzählige Nutztiere in der deutschen Fleischproduktion. Meist fristen sie ein elendes Dasein in Qualzucht und Massentierhaltung, bevor sie schließlich für ihr Fleisch getötet werden. Die Website Tierschutz-Skandale listet Fälle von Vergehen in der Nutztierhaltung.
  • Dabei landen nicht einmal alle Tiere, die in dieser Industrie sterben, auf unseren Tellern: Laut Vier Pfoten sterben jährlich 100 Millionen Tiere, ohne dass ihr Fleisch gegessen wird. Sie werden getötet, weil sie durch die schlechten Haltungsbedingungen krank werden oder ihr Fleisch nicht den Industrienormen entspricht. In Deutschland ist es zudem ein großes Problem, dass viel Fleisch einfach weggeworfen wird. Millionen tierischer Produkte werden bei uns im Jahr entsorgt. Somit bedeutet das ein Leben in Leid und einen Tod "für den Müll" für die Tiere.

Gesundheitsgefährdung für die Konsument:innen:

  • Durch die schlechten Haltungsbedingungen entwickeln viele Nutztiere der Fleischindustrie Krankheiten und Resistenzen gegen Antibiotika. Im Februar 2023 wurde bei einer Kontrolle festgestellt, dass von 51 Hühnerfleischprodukten 71 Prozent mit antibiotikaresistenten Escherichia coli (E-coli) und anderen bedenklichen Keimen belastet waren. Für Konsument:innen kann es zu negativen gesundheitlichen Folgen führen, wenn große Mengen solcher kontaminierten Produkte gegessen werden.
  • Allgemein wird erhöhter Fleischkonsum oft mit bestimmten Krankheiten in Verbindung gebracht. Dazu gehören Übergewicht, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2. Verarbeitetes und rohes Fleisch soll zudem ein möglicher Verursacher von Darmkrebs sein, so Vier Pfoten mit Verweis auf Untersuchungen der WHO.

Belastung der Umwelt und des Klimas

Die Fleischindustrie ist unabdingbar verbunden mit der Landwirtschaft. Letztere ist für etwa neun Prozent der Treibhausgase in ganz Deutschland verantwortlich. Das klingt nicht viel, entspricht aber 60 Millionen Tonnen Treibhausgasen jährlich. Der Großteil davon stammt von den Methanemissionen von Rindern.

Je höher die Nachfrage nach Fleisch, desto mehr landwirtschaftliche Flächen werden benötigt. Deswegen kommt es zu Waldrodungen, durch die der Lebensraum von Wildtiere gefährdet wird.

Zudem werden in der konventionellen Landwirtschaft chemisch-synthetische Pestizide verwendet, die sich im Grundwasser absetzen. Das ist nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch für die Qualität des Trinkwassers.

Was muss sich verändern?

Es ist unmöglich, die enorme Menge an Fleisch, welche die Deutschen verzehren, ökologisch zu produzieren. Jedoch hat Vier Pfoten einige Verbesserungsvorschläge, die helfen können, die negativen Effekte der Fleischindustrie einzudämmen:

  • Appell an den/die Einzelne:n, den eigenen Fleischkonsum zu reduzieren und auf Qualität zu achten
  • Massentierhaltung und Qualzuchten schrittweise abschaffen
  • nachhaltige pflanzliche Lebensmittelproduktion fördern
  • Neben der Politik auch Einzelhandel und andere Lebensmittelakteure stärker in den Prozess einbeziehen

Der Bürgerrat "Ernährung im Wandel" unter der Deutschen Gesellschaft für Ernährung schlug im Januar 2024 zudem folgende Maßnahmen vor:

  • Transparente Darstellung der Haltungsbedingungen und der Herkunft der Tiere auf der Verpackung
  • eine Verbrauchsabgabe zur Förderung des Tierwohls
  • die Einführung einer verpflichtenden staatlichen Kennzeichnung für ein bewussteres Einkaufen
  • eine fleischärmere und qualitativ hochwertigere Gemeinschaftsverpflegung in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und ähnlichen Institutionen

Was bedeutet das für mich?

Wenn du gern Fleisch isst, gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um einen Teil zum Umweltschutz beizutragen und deiner eigenen Gesundheit einen Gefallen zu tun:

  1. Schränke deinen Fleischkonsum ein: Wenn du mehr Fleisch isst als empfohlen, kannst du deinen Fleischkonsum reduzieren oder ganz auf Fleisch verzichten. Um dir den Start beim Umstieg auf vegetarische Ernährung zu erleichtern, kannst du dich zum Beispiel an diesem Ratgeber orientieren: Vegetarische Ernährung: Die 11 wichtigsten Tipps.
  2. Achte auf Qualität: Kaufe Fleisch mit einem starken Bio-Siegel. Diese zeichnen Produkte aus Tierhaltung aus, die immerhin etwas strengere Richtlinien bezüglich des Tierwohls hat als das billige Fleisch im Supermarkt. Lies dazu auch: Ratgeber Bio-Fleisch: Qualität erkennen, richtig kaufen.
  3. Werfe nichts weg: Achte darauf, möglichst keine Fleischprodukte unnötig zu entsorgen. Kaufe also immer nur so viel wie nötig und verzehre die Produkte in der angegebenen Zeit, damit keine vermeidbaren Abfälle entstehen.

Noch mehr Tipps dazu, was du selbst tun kannst, kannst du auch hier nachlesen: Fleischindustrie beutet Mensch und Tier radikal aus – das kannst du tun.

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