Fotos aus gemeinsamen Zeiten ansehen, Erinnerungen an vergangene Zeiten wecken: Wer an Liebeskummer leidet, sollte genau das vermeiden. Interessant: Männer gehen mit dem Schmerz anders um als Frauen.

Ein Interview
von Claudia Wittke-Gaida (dpa)

Geht eine Beziehung in die Brüche, ist die Welt von heute auf morgen aus den Fugen. Der Schmerz nach einer verlorenen Liebe kann zu den schlimmsten seelischen Schmerzen überhaupt zählen, aber jeder verarbeitet ihn anders. Der eine futtert sich rund, die nächste bricht immer wieder in Tränen aus - oder man leidet vielleicht öffentlich und postet auf Social-Media-Kanälen Pärchenfotos aus verliebten Zeiten.

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Dabei fällt auf, dass Männer und Frauen unterschiedlich mit Trennungen umgehen. "Da ist was dran", sagt die Hamburger Buchautorin Tina Bremer-Olszewski ("Love Hurts") im Interview. Die Liebeskummerexpertin, die früher auch im Dr.-Sommer-Team der "Bravo" gearbeitet hat, gibt Tipps zum Umgang mit Liebeskummer.

Trauern Männer wirklich anders?

Tina Bremer-Olszewski
Buchautorin und Kulturwissenschaftlerin Tina Bremer-Olszewski aus Hamburg. © dpa / Tina Bremer-Olszewski/dpa-tmn

Tina Bremer-Olszewski: Natürlich ist das erst mal eine Typfrage, aber generell kann man schon sagen, dass Männer dazu neigen, in sich zu gehen und das mit sich ausmachen, während Frauen sich tendenziell lieber mitteilen möchten und sich einer engen Freundin anvertrauen. Männer bleiben eher zu Hause und manche versuchen, ihren Schmerz zu betäuben.

Der Hintergrund ist, dass das Verliebtsein das gleiche Zentrum im Gehirn aktiviert wie das Suchtzentrum. Das Gehirn versteht bei einer Trennung nicht, dass da nun kein Nachschub der Droge mehr kommt und das lässt viele Menschen dumme Sachen machen, wie nachts betrunken der Ex-Liebe texten.

Menschen entwickeln auch ganz unterschiedliche Strategien, um den Kummer zu bewältigen: So passiert es, dass der eine pausenlos isst und der andere gar nichts mehr essen kann. Einer betrinkt sich, der andere hört auf damit. Wieder andere machen ganz viel Sport.

Welche Strategien helfen am besten gegen Liebeskummer?

Bleibt man in seinen vier Wänden und ergibt sich seinem Schmerz, registriert das Gehirn pausenlos, dass der Suchtstoff, der einem so gutgetan hat, nicht mehr da ist. Deshalb ist Ablenkung das allerbeste Mittel. Was immer hilft, ist Treffen mit Freunden, Reisen mit Freunden, Sport machen. Dann hilft einem die Zeit, die Ex-Liebe immer weniger zu vermissen, denn das Gehirn begreift nach und nach, dass da nichts mehr kommt.

Keine Fotos ansehen: Erinnerung ist nun wie Gift

Was ist Gift bei Liebeskummer?

Was beide Geschlechter betrifft und man auf gar keinen Fall tun sollte: die Ex-Liebe anzurufen, sich alte Liebesbriefe oder -Mails reinzuziehen, sich immer wieder gemeinsame Fotos aus besseren Zeiten anzuschauen, am T-Shirt der Partnerin oder des Partners zu schnüffeln. Gift ist alles, was erinnert.

Es ist auch keine gute Idee, auf Social-Media-Kanälen ständig zu schauen, was der oder die Ex gerade macht. Am besten ist es, dem einst so geliebten Menschen gleich ganz zu entfolgen, ihn zu blockieren, den Feed zu löschen. Es gibt dafür sogar Apps, die automatisch auf allen Fotos die betreffende Person entfernen können.

Denn das ist wie bei einer Diät. Die funktioniert auch nicht, wenn ich zu Hause jede Menge Chips und Süßigkeiten habe. Die Hemmschwelle ist größer, wenn wir so etwas entfernen - bei Liebeskummer und Trennungsschmerz sind das eben auch Klamotten vom Ex.

Die US-Anthropologin und Liebesforscherin Helen Fisher hat in Studien herausgefunden, dass der Liebeskummer-Schmerz dort stattfindet, wo wir auch Zahnschmerzen haben. Und der ist ja bekannt für einen heftigen körperlichen Schmerz. Und das Schlimme ist, dass man Liebeskummer-Schmerz immer wieder aktivieren kann, auch nach Jahren noch. Also weg mit allen Erinnerungen. (dpa/af)

Zur Person:

  • Tina Bremer-Olszewski ist Autorin und arbeitete früher im "Dr.-Sommer-Team" der Jugendzeitschrift "Bravo". Von ihr stammen die Bücher "Make Love" und "Love Hurts".
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