Halbtagsjob und Sommer frei - wer Lehrer ist, hat in Österreich wahrlich ein schönes Leben. Neben den Monaten Juli und August gibt es noch viele weitere Gründe, um Lehrer zu werden. Vor allem das Ansehen in Österreichs Bevölkerung macht den Beruf des Lehrers zu einem der beliebtesten Top-Jobs. Eine Satire.
Warum Lehrer ihren Beruf so lieben? Weil es ein wirklich dankbarer Job ist. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass Heranwachsende ein äußerst leicht zu führendes und schnell zu begeisterndes Klientel sind: Stets gut gelaunt, immer ausgeglichen, motiviert, leistungsbereit und mit der Welt im Reinen. Wissbegierig und zuvorkommend, adrett gekleidet, allzeit motiviert und durchgehend höflich sind sie. Doch nicht nur die Schüler, sondern auch die selbstkritischen und reflektierenden Eltern machen den Job des Lehrers zu einem wahrlichen Vergnügen: Sie akzeptieren den Pädagogen als Autorität und Ratgeber, sie fördern die Wissbegier ihrer Kinder und suchen gemeinsam mit den Lehrern nach Lösungen.
Gerade die stabilen Familienverhältnisse der heutigen Zeit - man denke an die Scheidungsstatistiken - festigen die Kinder, die in der Schule von ihrer guten Erziehung profitieren. Sie geben dem Unterricht eine persönliche Note und gestalten ihn lebendig. Kulturelle Unterschiede beleben das Unterrichtsgeschehen und bringen Farbe in den tristen Schulalltag - gerade die Mehrsprachigkeit und die religiöse Vielfalt machen Diskussionen und Diskurse erst so richtig farbenfroh und einzigartig.
Bei Dienstreisen ist der Lehrer aufgrund der natürlichen Keuschheit der Jugendlichen und der konsequenten Einsichtigkeit von Pubertierenden beinahe arbeitslos und kann daher Dienst nach Vorschrift machen. Der Pädagoge residiert dabei in einer großzügigen Jugendherberge. Das Beste an diesem völlig irrwitzig überbezahlten Teilzeitjob liegt aber auf der Hand: Ganz Österreich kann mitreden. Jeder war einmal in der Schule. Jeder hatte mal eine schlechte Note. Und darum hat jeder eine Meinung. Diese ist natürlich stets objektiv. Gerade am Stammtisch ist dies ein Garant für großartige Unterhaltung unfassbaren Charakters. Welch ein Glück also, Lehrer in Österreich zu sein!
Ja, Lehrer haben landesweit eine hohe Akzeptanz. Das zeigt sich auch am Arbeitsplatz: Jeder Pädagoge hat einen eigenen Computer, den er auch privat nutzen kann und ein Büro für Elterngespräche. Zuhause darf er dann abschalten. Großzügige und moderne Unterrichtsräume machen das Lernen und Lehren beinahe zu einer Freizeitbeschäftigung. Weiträumige und einladende Kantinen, Diensthandys, horrende Boni und kaum enden wollende Karrierechancen in einem staatsnahen Betrieb sind für viele der einzige Grund, Lehrer zu werden.
Was diese Satire zeigen soll: Die Ausbildung der Jugend kann nur so gut sein wie das Vertrauen, das man den Pädagogen entgegen bringt.
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