Lehrer sind faul, haben ständig frei und bilden sich nicht weiter ... Es gibt wohl kaum ein anderes Berufsbild, über es so viele negative Meinungen und Vorurteile gibt. Bei uns stehen fünf der größten Mythen des Lehrerberufes auf dem Prüfstand: Handelt es sich nur um Klischees oder steckt dahinter doch etwas Wahres?

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Mythos 1: Lehrer sind faul

Geregelte Arbeits- und Urlaubszeiten, fixes Einkommen, ständig der gleiche Lehrstoff – das klingt für den Laien erst einmal überschaubar. Doch den meisten Lehramtsstudenten ist klar, dass zum Lehrerberuf mehr gehört: Klassenfahrten oder Auseinandersetzungen mit Schülern und deren Eltern zum Beispiel. Viele Lehrer tragen ihren Job mit in die freie Zeit und ins Wochenende - nicht nur emotional, sondern auch in Form von Arbeit, etwa die Vorbereitung der nächsten Schulstunden. Wer einfach nur entspannten Dienst nach Vorschrift leisten will, sucht sich bestimmt eine andere Tätigkeit.

Wie ernst viele Pädagogen ihre Aufgabe nehmen, zeigen die hohen Zahlen von Burnout-Fällen bei Lehrern. Laut einer Umfrage der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) ist jeder dritte Wiener Lehrer mehr oder weniger stark gefährdet, einen Burnout zu erleiden. Wissenschaftler wie Kristina Reiss von der Fakultät für Lehrerbildung an der Technischen Uni (TU) München meinen, dahinter würden die wachsenden Anforderungen an Lehrkräfte stecken, die schnell zur Überforderung führten; gleichzeitig jedoch auch eine unzureichende Ausbildung und Vorbereitung auf den stressigen Schulalltag, wie Reiss dem "Standard" erklärte.

Mythos 2: Lehrer haben jeden Nachmittag frei

Lehrer kommen immer wieder in Rechtfertigungs-Not: Der Arbeitstag endet nicht nach ihrer letzten Schulstunde und auch die Schulferien bedeuten noch längst keine arbeitsfreie Zeit. Zu den Lehrer-Aufgaben zählen neben der Vorbereitung von Schulstunden, der Korrektur von Klassenarbeiten, der Teilnahme an Konferenzen und dem Führen von Eltern- und Schülergespräche auch noch organisatorische Arbeiten. Da sich Lehrer diese Arbeitszeit oft frei einteilen können, fallen die zusätzlichen Stunden individuell aus – je nach Engagement, Erfahrung und Fächerkonstellation. Die (Über-)Stundenanzahl ist daher unüberschaubar und nur schwer statistisch zu erheben.

Mythos 3: Lehrer haben viel mehr Ferien

Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Mythos nicht. Selbst wenn österreichische Lehrer nach dem Unterricht viel zu tun haben – sie arbeiten im Schnitt weniger als viele ausländische Kollegen. Das zeigt die neuste OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2014", die Bildungssysteme ihrer Mitgliedsstaaten vergleicht. Im Sekundarbereich I müssen Lehrer in Österreich sogar 87 Stunden weniger unterrichten als der OECD-Durchschnitt, in der AHS-Oberstufe 66 Stunden weniger. Insgesamt liegen die durchschnittlichen Arbeitstage bei 180. Das steht einem Jahresarbeitszeit-Durchschnitt von etwa 220 Tagen gegenüber.

Mythos 4: Lehrer bilden sich nicht weiter

Die Einführung des neuen Lehrerdienstrechtes nimmt diesem Mythos endgültig den Wind aus den Segeln: Spätestens ab 2019/20 sollen 15 Stunden Fortbildung außerhalb der Unterrichtszeit verpflichtend für alle Lehrer sein – bis dahin ist nicht vorgeschrieben, wann die Angebote wahrgenommen werden müssen. Die Zahlen zeigen, dass die Verbindlichkeit durchaus sinnvoll ist. Die persönliche Motivation für Weiterbildungsprogramme war nicht bei jedem Lehrer gleich hoch. 2011 besuchte nur etwa jeder siebte Lehrer in den Sommerferien die Fortbildungskurse der Pädagogischen Hochschulen (PH).

Mythos 5: Die Lehrer werden immer älter

Diese Behauptung lässt sich leider nicht widerlegen. Österreich ist führend unter allen OECD-Ländern, wenn es um das Älterwerden des Lehrkörpers geht. Die OECD-Bildungsstudie untersuchte den Anteil der über 50-jährigen Lehrer im Sekundarbereich (dazu zählen u.a.: Hauptschulen, Neue Mittelschulen, Berufsbildende Mittlere und Höhere Schulen, AHS). 2012 waren 45 Prozent der Sekundarlehrer in Österreich älter als 50 Jahre – das entspricht gegenüber 2002 einem Zuwachs von 26 Prozent.

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