Ob Pedant oder Chaot, ob Besserwisser oder Nichtskönner: Unter den Chefs gibt es ganz verschiedene Typen. Gemeinsam ist vielen, dass ihre Charakterisierung nicht sehr schmeichelhaft ausfällt.

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Mann ist sauer
Unter den Chefs gibt es ganz verschiedene Typen. © Archiv

Auch Studien beschreiben die Problematik. Danach ist für Arbeitnehmer der Chef der häufigste Kündigungsgrund - so die Ergebnisse einer groß angelegten Online-Umfrage der Ruhr-Universität Bochum im Jahr 2009. Die Umfrage zeigt auch, dass nur 20 Prozent der Befragten mit ihrem Vorgesetzten zufrieden sind. 23 Prozent der Befragten gaben ihrem Chef sogar die schlechteste mögliche Bewertung. 56 Prozent der bisherigen Teilnehmer benoteten ihren Chef auf einer Skala von null bis neun im unteren Drittel.

Allerdings warnt der Kölner Business-Coach und Buchautor Dr. Manuel Tusch davor, den Chef nur als Gegner zu sehen: "Wer das tut, verringert die Chance auf ein zufriedenes Arbeitsleben." Er plädiert deshalb in dem neuen Buch "Ohne Chef ist auch keine Lösung" gemeinsam mit Dr. Volker Kitz für einen grundlegenden Perspektivwechsel: "Fragen Sie sich, warum Ihr Chef so handelt wie er handelt. Versuchen Sie zu begreifen, wie seine Entscheidungen zustande kommen." Wer besser mit dem Chef klarkommen will, muss nämlich verstehen, wie er funktioniert.

Die Arbeitsweise des Chefs verrät viel über seine Persönlichkeit: "Ich hatte mal einen Chef, der zu Verabredungen immer zwei Stunden zu spät kam", berichtet der Buchautor und Führungsexperte Alexander Groth aus Dreieich. Dieser Vorgesetzte gehörte zum Cheftypus des Chaoten: Seine Mitarbeiter müssen auf diese Art von Chef immer warten - entweder auf eine wichtige Information zum Weiterarbeiten, auf eine Unterschrift oder auf ihn persönlich. Doch als Mitarbeiter muss man sich diesem Chaos nicht ausliefern. Groths Tipp: "Helfen Sie Ihrem Chef, sich besser zu organisieren. Setzen Sie ihm aber auch Grenzen. Nachdem mein Chef immer zwei Stunden zu spät kam, habe ich mich entschlossen, einfach mal nach einer halben Stunde zu gehen und nicht länger auf ihn zu warten."

Natürlich gibt es unter den Chefs auch das Gegenteil vom Chaoten: Der Pedant lässt sich alles noch einmal vorlegen und kontrolliert. Auch in diesem Fall rät Groth, sich auf den Chef einzustellen: "Bauen Sie Vertrauen auf, indem Sie besonders gründlich arbeiten, sodass Ihr Chef möglichst wenig Fehler findet. Auf Dauer wird er Sie dann weniger kontrollieren."

Tusch rät Mitarbeitern, die einen Pedanten als Chef haben: "Verabreden Sie mit Ihrem Chef, wie und in welchem Umfang er über Ihre Arbeitsfortschritte informiert werden möchte und halten Sie sich daran." So werden Mitarbeiter nicht von der Kontrollwut ihres Chefs überrascht.

Manch ein Mitarbeiter leidet an einem fachlich inkompetenten Chef. Doch das heißt nicht, dass man so jemanden auflaufen lassen sollte: "Vermeiden Sie ein verräterisches Augenrollen und lassen Sie sich nichts anmerken. Bedenken Sie: Ihr Chef kann es Ihnen heimzahlen", betont Groth.

Auch das andere Extrem kann seinen Mitarbeitern den letzten Nerv rauben: Der Besserwisser, der bei jeder Gelegenheit mit seinem Fachwissen protzt. Auch hier heißt es: Stellen Sie sich auf Ihr Gegenüber ein und geben Sie Ihrem Vorgesetzten das Gefühl, der Klügste zu sein. Groth empfiehlt zudem: "Zeigen Sie in Gesprächen Ihre fachliche Kompetenz. Dabei darf Ihr Chef aber nicht den Eindruck bekommen, dass Sie sich für kompetenter halten."

So unterschiedlich die Cheftypen auch sein mögen, in einem Punkt sind sie sich ähnlich: Eine respektvolle Haltung ihnen gegenüber zahlt sich in der Regel aus - auch und gerade in einem Konfliktgespräch. Deshalb empfiehlt Buchautor Volker Kitz: "Vermeiden Sie Vorwürfe, sondern senden Sie stattdessen lieber Ich-Botschaften. Berichten Sie zum Beispiel, dass Sie sich frustriert oder enttäuscht fühlen." Am Ende eines solchen Gespräches mit dem Chef sollte dann ein konkreter Wunsch stehen.

Weitere Cheftypen:

Der Chef als Bremser: Er scheut das Risiko und Veränderungen. Er ist ein Meister im Beharren und findet immer einen guten Grund dafür.

Handlungsmöglichkeiten für Mitarbeiter: Zeigen Sie Risiken auf. Liefern Sie Entscheidungsvorlagen. Geben Sie Ihrem Chef Sicherheit.

Der Chef als Spontan-Kreativer: Ständig sprüht sein Kopf von Ideen. Er verteilt Arbeiten zu seinen Geistesblitzen, die oft sang- und klanglos verglühen, aber die Mitarbeiter dauernd auf Trapp halten.

Handlungsmöglichkeiten für Mitarbeiter: Zeigen Sie Interesse. Beobachten Sie und bleiben Sie dabei gelassen. Helfen Sie bei der Verwirklichung guter Ideen.

Der Chef als Mr. Ice Cube: Er vermeidet jede Emotion. Er reagiert immer beherrscht, zeigt aber auch keine positiven Gefühle.

Handlungsmöglichkeiten für Mitarbeiter: Lassen Sie ihm seine Distanz. Seien Sie trotzdem nett. Holen Sie sich aktiv Rückmeldung.

Der Chef als HB-Männchen: Schreien ist seine Kernkompetenz.

Handlungsmöglichkeiten für Mitarbeiter: Bleiben Sie ruhig. Setzen Sie Grenzen. Seien Sie diplomatisch.

Tipps aus: Alexander Groth: Führungsstark in alle Richtungen. 360-Grad-Leadership für das mittlere Management, Frankfurt/M., New York 2008, 272 Seiten, 22,90 Euro, ISBN 978-3-593-38573-0

Weiterer Literaturtipp:

Volker Kitz, Manuel Tusch: Ohne Chef ist auch keine Lösung. Wie Sie endlich mit ihm klarkommen, Frankfurt/New York 2009, 226 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-593-38789-5

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