Berlin - Zum Ärger vieler Eigenheimbesitzer sind Wohngebäudeversicherungen in diesem Jahr deutlich teurer geworden. Das liegt laut der Zeitschrift "Finanztest" (4/2023) an gestiegenen Baupreisen und hohen Schadenkosten der vergangenen Jahre.

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Besonders die verheerenden Überschwemmungen im Jahr 2021 hätten viele Wohngebäudeversicherer in die Verlustzone getrieben. Umso wichtiger aber, dass die vermeintlich teure Police dann auch etwas taugt. "Finanztest" hat 195 Wohngebäudetarife von 71 Anbietern untersucht. 103 davon schnitten mit der Gesamtnote "sehr gut" ab.

Besonders preiswert unter den Siegern: der Premium-Tarif der Waldenburger Versicherung für Neubauten in einer günstigen Region wie Dresden - Jahresbeitrag: 233 Euro. Preisführer im teureren Düsseldorf ist Versicherer Domcura mit dem Tarif "Komfortschutz" für 378 Euro jährlich.

Grundschutz sollte bei allen Policen gegeben sein

"Finanztest" rät Immobilienbesitzern, bei ihrer Police alle vier Leistungspakete einer Wohngebäudeversicherung, also Feuer, Leitungswasser, Sturm und Elementarschäden zu berücksichtigen. Dabei sollte der gewählte Tarif unbedingt grobe Fahrlässigkeit, Abbruch- und Aufräumkosten, Transport- und Lagerkosten, Bauauflagen, Dekontamination und Überspannung mit absichern. Pluspunkte gibt's für Tarife, die etwa auch Hotelkosten, Kosten für Sachverständige oder Anprall von Fahrzeugen abdecken.

Im Einzelfall können "Finanztest" zufolge zudem Tarife sinnvoll sein, die bei Lecks in Klimaanlagen, Wärmepumpen oder Solarheizungen leisten, die Photovoltaikanlage oder den Kamin mit absichern oder für Kosten umgestürzter Bäume sowie Mietausfall aufkommen.

Verträge von Zeit zu Zeit überprüfen

Viele Verträge werden mit dem Bau oder Kauf einer Immobilie einmal abgeschlossen und nie wieder angeschaut. Das kann laut den Testern fatal sein. Denn in der Zwischenzeit könnten zum Beispiel ein Carport, eine Sauna, ein Wintergarten oder ein Dachausbau den Wert der Immobilie deutlich gesteigert haben. Der bisherige Versicherungsschutz könnte dann nicht mehr ausreichend sein.

Auch etwaige Deckungslücken fallen so im Zweifel erst nach Eintritt eines Schadens auf. "Finanztest" rät deshalb, den Schutz von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Ist der Tarif überholt, müssen Versicherte nicht gleich kündigen. Oft könne bereits eine Nachfrage beim Anbieter Abhilfe schaffen.

Wer den Vertrag dennoch beenden will, muss sich laut der Zeitschrift in der Regel das Einverständnis der Bank geben lassen, sofern das Haus noch als Sicherheit für einen Kredit dient - am besten schriftlich. Diese Bestätigung sollte der Kündigung beigelegt werden.

Aber Achtung: Grundsätzlich sollten Sie erst einen neuen Vertrag unter Dach und Fach bringen, bevor Sie den alten kündigen. Denn Versicherer müssten einen Antrag nicht annehmen. Vor allem Altbauten seien nicht immer gern gesehen.

Höhere Selbstbeteiligung senkt Jahresbeitrag

Wer bei den Beiträgen sparen will, kann zum Beispiel darüber nachdenken, die Selbstbeteiligung zu erhöhen. Wer etwa Schäden bis 1000 Euro selbst trägt, kann in einem Beispielfall der Tester satte 189 Euro sparen. Für das Düsseldorfer Modellhaus sank der Jahresbeitrag so von 992 Euro jährlich auf 803 Euro jährlich.

Ohnehin sei bei kleinen Schäden immer zu überlegen, ob man sie nicht besser selbst bezahlt. Denn nach Regulierung eines Schadens kann der Versicherer grundsätzlich kündigen. Und das passiere nicht selten. Auf die Schnelle einen neuen Versicherer aufzutreiben, kann dann nervenaufreibend sein.

Wer überprüfen möchte, welchen Risiken seine Immobilie am jeweiligen Wohnort ausgesetzt ist, kann online den Naturgefahren-Check des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft nutzen. Wer dort seine Postleitzahl eingibt, bekommt Informationen darüber, welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit in der Region angerichtet haben, wie viele Gebäude davon betroffen waren und wie hoch der teuerste Schaden war.  © dpa

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