Was seit Wochen die Gemüter erhitzt, wird jetzt umgesetzt: Auf Österreichs Steuerzahler kommen ab 1. März 2014 neue Belastungen zu. Was sich ändert, was bleibt: die Regelungen im Überblick.
Das Ziel von Finanzminister Spindelegger ist ambitioniert: Ein strukturelles Null-Defizit in den Jahren 2016 bis 2018. Dazu braucht die Regierung 5,5 Milliarden Euro mehr bis 2018. Dabei war das Steueraufkommen 2013 um 4,6 Prozent höher als Vorjahr. Eine halbe Milliarde will man schon im kommenden Jahr von Unternehmen lukrieren. Neben der Wirtschaft werden vor allem Raucher und Autofahrer zur Kasse gebeten.
NoVA und Versicherungssteuer bringen 280 Millionen
Ab März gilt beim Kauf von Neuwagen die neue Normverbrauchsabgabe (NoVA), die sich an CO2-Ausstoß und Autobasispreis orientiert. Das Positive: Mit einer neuen Formel wird die Berechnung einfacher. Sie lautet nun [(CO2-Emission in g/km) - 90] : 5 = fälliger Prozentsatz, der auf- oder abgerundet wird.
Davon abgezogen werden bis 31. Dezember bei Dieselautos maximal 350 Euro, bei Benzinern maximal 450 Euro. Für Fahrzeuge mit "umweltfreundlichem Antriebsmotor" - gemeint sind Hybride sowie Fahrzeuge, die mit Ethanol, Gas oder Wasserstoff angetrieben werden - beträgt der Bonus maximal 600 Euro (bis 31. Dezember 2015). Eine Deckelung bei 32 Prozent Höchstsatz wurde zuletzt noch durchgeboxt.
Allerdings werden etwa 80 Prozent der Autos teurer - auch umweltschonende und spritsparende. Für Fahrzeuge, deren CO2-Emission über 250 g/km beträgt, erhöht sich die NoVA nun um 20 Euro pro Gramm CO2. Besonders bei Premiummodellen, SUVs und Familien-Vans dürfte sich das kräftig durchschlagen. "Am wenigsten trifft es Pkw mit einem CO2-Ausstoß von unter 100 g/km, am stärksten teurere, verbrauchsintensive Benziner. Selbst bei Familienautos muss man genau rechnen", erklärt Thomas Grumböck vom ÖAMTC Oberösterreich.
Einige Autos werden billiger
Es gibt indes auch Autos, die billiger werden: Für den 110-PS-starken Nissan Qashqai 1,5 dci sind dank seines geringen CO2-Wertes beispielsweise rund 500 Euro weniger hinzublättern. Der Brutto-Listenpreis liegt dann bei 25.680 anstelle von zuvor 26.190 Euro. Auch der Bruttopreis des VW Golf 1,6 TDI fällt dank der neuen Berechnung von 21.030 auf 20.570 Euro. Es gilt eine Übergangsfrist: Wer sein Auto vor dem 16. Februar gekauft hat und es vor 1. Oktober geliefert bekommt, zahlt noch die alte NoVA.
Nicht nur die NoVA, auch die motorbezogene Versicherungssteuer erhöht sich ab 1. März: Sie langt mit zu erwirtschaftenden 230 Millionen noch kräftiger zu. Ein Familien-Van schlägt mit etwa 70 bis 90 Euro mehr pro Jahr zu Buche, für den Qashqai sind 47,80 Euro mehr zu berappen. Änderungen gibt es auch für Halter von Motorrädern: Hier gilt: Bei einem Hubraum von nicht mehr als 125 Kubikzentimetern beträgt der Steuersatz null Prozent. Der Höchststeuersatz wird mit 20 Prozent gedeckelt.
Tabak und Sekt werden teurer
Neben Autofahrern werden auch Raucher und Schampus-Fans stärker zur Kassa gebeten: Ab März ist die Tabaksteuer höher. Insgesamt steigt der Preis pro Packung um 50 Cent, was ab 2016 jährlich 300 Millionen Euro bringen soll. Die um einen Euro höhere Schaumweinsteuer betrifft Sekt, Champagner und Prosecco. Um 20 Prozent teurer werden gebrannte Getränke.
529 Millionen kommen aus der Wirtschaft
Bestehen bleibt die umkämpfte "GmbH light" für Neugründungen. Erst nach zehn Jahren muss das Stammkapital aufgestockt werden. Aufatmen können Unternehmer auch beim Gewinnfreibetrag, der gleich bleibt. Einzige Einschränkung: Bei einem Gewinn über 30.000 Euro ist ins Unternehmen oder in Wohnbauanleihen zu investieren. Als Investitionsförderung zu werten ist der Wegfall der Gesellschaftssteuer: Holten sich Kapitalgesellschaften bisher Eigenkapital, so musste davon ein Prozent an den Staat abgeführt werden.
Gekürzt wird jedoch die Begünstigung der als "Golden Handshake" bekannten freiwilligen Abfertigungen. Mit der Beschränkung der Gruppenbesteuerung, mittels derer Verluste von Auslandstöchtern mit Gewinnen der inländischen Mutterunternehmung gegenverrechnet werden konnten, wird Konzernen ein Handicap auferlegt. Die neue Regelung erlaubt dies nur mehr innerhalb der EU und bis zu einer Höhe von 75 Prozent des Gewinns.
Auch das Verschieben von Gewinnen in Steueroasen wird erschwert. Nachteilig dabei: Der Standort Österreich wird so unattraktiver, denn die Wahrscheinlichkeit, dass Headquarters im Land bleiben oder in Österreich angesiedelt werden, sinkt durch die Beschränkung. Insgesamt soll die Steuerleistung aus der Wirtschaft 2015 über eine halbe Milliarde Euro bringen.
Positives für Private
Mit dem Handwerkerbonus werden ab Juli von Privatpersonen beauftragte Handwerksleistungen bis 5.000 Euro pro Jahr begünstigt. Steuerlich absetzbar sind davon 20 Prozent, was bis zu 1.000 Euro bringen kann. Zwar verliert der Fiskus damit laut Uni-Professor Friedrich Schneider 300 Millionen Euro, durch die legal statt im Pfusch erbrachte Leistung kommen demnach aber 500 Millionen Euro retour. Damit - und mit der Gratis-Zahnspange für Kinder ab Juli 2015 sowie einer höheren Familienbeihilfe hat das Steuerpaket also auch etwas Gutes.
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