Umzüge machen viel Arbeit und wenig Spaß. Noch schlimmer: Sie kosten auch viel Geld – fast immer mehr als gedacht. Nach drei Umzügen in drei Jahren habe ich ein paar Tipps parat, wie Sie Geld und Nerven zusammenhalten.
Ein Ehrentitel, auf den ich definitiv hätte verzichten können, ist mein Status als Umzugsprofi. Drei Umzüge in drei Jahren waren mindestens zwei zu viel. Aber was soll man machen? Eine Eigenbedarfskündigung, ein neuer Job in einer anderen Stadt und dann die Zusage für eine Traumwohnung folgten dicht aufeinander, und jedes Mal packte die ganze Familie Kisten, Kleiderschränke und das Klavier ein und zog um.
Immerhin: Wir wurden von Mal zu Mal besser, nicht nur beim Packen, sondern auch beim Erkennen von Nepp und Kostenfallen. Deshalb hier mein Survival-Guide für Ihren nächsten Umzug.
Planung ist alles
Bei einem Umzug kann viel schiefgehen – glauben Sie mir, ich habe es erlebt. Die einzige Methode ist, dem Pech möglichst wenig Lücken zu lassen, in denen es sich breitmachen kann. Das heißt: Planung ist alles. Es hilft nichts: Ein paar Checklisten müssen sein.
Zum Glück gibt es dafür Vorlagen, zum Beispiel im Umzugsset von "Finanztest" – niemand muss alles selbst erfinden. Die großen Brocken für die Planung sind ohnehin klar: Welche Möbel kommen mit, welche müssen weg? Verkaufen, verschenken oder Sperrmüll? Umzugsunternehmen oder selbst transportieren? Renovieren in der alten und neuen Wohnung? Wann und was?
Checklisten mit vielen Details und ein Zeitplan, auf dem die wichtigen Punkte stehen, haben mir immer geholfen, den Überblick zu behalten. Gleich am Anfang sollten Sie auch daran denken, alle Belege zu sammeln, um am Ende zu sehen, welche Umzugskosten Sie von der Steuer absetzen können.
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Nicht vergessen: Am besten etwas Puffer für Unvorhergesehenes einbauen, denn irgendwas ist immer. Unvergessen in meiner Familie ist, wie das Umzugsunternehmen zwei Wochen vor einem Umzug von Berlin nach Ulm anrief, um das Datum zwei Tage nach hinten zu schieben, weil – leider, leider – die örtliche Bundestagsabgeordnete sich unser Datum für ihren Umzug wünschte. Und deren Wunsch ging vor.
Da sich der Übergabetermin für die alte Wohnung nicht mehr verschieben ließ, campten wir also ohne Möbel zwei Tage in der neuen Wohnung auf Isomatten und ernährten uns von Instantsuppen – im Nachhinein ein kleines Familienabenteuer. Auf jeden Fall waren wir froh, dass wir Erwachsenen genug Urlaubstage eingeplant hatten, um den Umzug trotz der Verzögerung reibungslos über die Bühne zu bringen.
Vor dem Umzug: Ausmisten, ausmisten, ausmisten
Nicht nur dem Seelenfrieden, auch dem Geldbeutel tut ausmisten gut. Was nicht mehr da ist, muss nicht transportiert werden – das macht sich auf der Speditionsrechnung bemerkbar. Oder, wenn man selbst anpackt, bei der Zeit und Kraft, die fürs Schleppen nötig ist.
Wichtig beim Ausmisten: Früh genug anfangen. Es dauert immer länger, als man denkt. Auch das Verkaufen und Verschenken von Möbeln und Haushaltsgeräten kostet Zeit und Nerven – also von Anfang an großzügig planen.
Umzugsfirma suchen: Vorsicht vor Billigangeboten
Wir alle wünschen uns gute und trotzdem günstige Dienstleistungen. Meine Erfahrung ist: Bei Umzugsfirmen ist das selten. Günstige Anbieter bieten oft wesentlich schlechteren Service – und das heißt bei einem Umzug, dass wieder Kraft und Nerven draufgehen.
Vorsicht bei Billiganbietern, die den Umzug nicht selbst abwickeln, sondern an unzuverlässige Sub-Unternehmer weitergeben. Das Internet ist voller Horrorgeschichten von Umzugsleuten, die viel zu spät auftauchen, zu kleine Lastwagen mitbringen und nur gegen Extrazahlungen in bar überhaupt bereit sind, den Umzug abzuwickeln.
Wichtig: Bei Umzugsfirmen gibt es kein 14-tägiges Widerrufsrecht, wenn Umzugswillige einen Vertrag per Telefon oder Internet abschließen. Manche Anbieter setzen potenzielle Kunden mit vermeintlichen Sonderangeboten unter Druck, die nur jetzt zu haben sind ("Mein Chef muss das abzeichnen, aber der ist gerade auf dem Weg zur Tür raus und dann erst in drei Wochen wieder zu erreichen.") Lassen Sie sich auf keinen Fall zu einer schnellen Zusage bewegen, sondern prüfen Sie erst die Bewertungen der Firma im Internet. Hat ein Anbieter viele schlechte Bewertungen, ist das ein Alarmsignal.
Lästig, aber wichtig: Adressänderungen
Mitten im Umzugsstress auch noch Papierkram erledigen? Das ist lästig, muss aber sein. Ich habe meine Liste der Adressänderungen nach Wichtigkeit geordnet.
Oberste Priorität hat die Anmeldung der neuen Wohnung, die laut Meldegesetz innerhalb von zwei Wochen nach Einzug persönlich erfolgen muss. Wichtig auch: Die Anbieter von Internet und Telefon, Strom und Gas, falls nötig auch Müllabfuhr rechtzeitig kontaktieren und den Umzug oder die Abmeldung in Auftrag geben.
Ebenfalls ganz oben auf der Liste sind alle, die mir Geld auszahlen oder die Geld von mir fordern könnten: Arbeitgeber, Kindergeldstelle, Arbeitsamt, Finanzamt, Bank, Strom- und Gasanbieter, Zeitungsabos, Krankenversicherung, Hausratversicherung, Haftpflichtversicherung, Kfz-Versicherung – um nur einige zu nennen.
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Als Nächste auf der Liste stehen jene, die mir nicht gleich eine Mahnung schicken, wenn die Postanschrift nicht stimmt, die aber trotzdem informiert werden müssen: Handy-Anbieter, Onlinedienste und, wirklich wichtig, Onlineshopping-Seiten wie Zalando, Amazon, Media Markt und viele andere. Fragen Sie nicht, wie viele meiner Pakete im Nach-Umzugs-Stress noch an die alte Anschrift gingen. Meine Nachmieter können ein Lied davon singen.
Meine Bilanz als unfreiwilliger Umzugs-Profi: Am Ende ging trotz aller Ruckeleien alles gut. Sogar unser 14 Jahre alter Kühlschrank fand für 30 Euro noch einen Abnehmer, der ihn selbst abholte und in sein Auto wuchtete – was will man mehr. Trotzdem hoffe ich, dass ich meine Umzugsfertigkeiten jetzt mindestens zehn Jahre lang nicht mehr brauche. Einfach mal irgendwo wohnen bleiben – das wäre es.
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