Wie teuer ist ein eigenes Auto wirklich? Ziemlich teuer, wenn ich ehrlich rechne. Deshalb habe ich mich auf die Suche nach Sparmöglichkeiten gemacht – und bin fündig geworden.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das Aufregerthema im Freundeskreis in diesem Herbst? Natürlich Gas-, Öl- und Stromkosten. Aber gleich dahinter folgt ein Thema, bei dem es genauso zuverlässig hitzige Debatten gibt: Benzinpreise und Kosten fürs Auto. Selbst wenn kein missionierender Radfahrer in der Runde ist, der den Privatbesitz von Autos prinzipiell kritisch sieht, kochen schon bei der Frage, wie teuer so ein eigenes Auto wirklich ist, die Emotionen hoch. Auf der einen Seite die Fraktion "das bisschen Steuer und Versicherung", auf der anderen Seite solche Spaßbremsen wie ich, die akribisch den Wertverlust und die Reparaturkosten über die nächsten zehn Jahre mit einrechnen.

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Leider mache ich das auch bei meinem eigenen Auto und habe deshalb wesentlich weniger Spaß an meinem Gefährt als jene Freunde, die die Leasingrate irgendwo ganz tief in ihrem Unterbewusstsein vergraben und dann geflissentlich ignorieren. Aber immer mit gebremstem Spaß fahren ist auch keine Lösung. Deshalb heißt mein neues Motto: Fahren und sparen. Und so geht das:

Versicherung überprüfen

Kurzfristig sind die Kfz-Haftpflicht- und Kasko-Versicherung die einfachste Möglichkeit, den laufenden Betrieb eines Autos etwas günstiger zu machen. Im Herbst ist der beste Zeitpunkt dafür, denn jetzt trudeln die Beitragsrechnungen fürs kommende Jahr ein. Wichtig ist, genau hinzuschauen. Denn selbst wenn die Rechnung etwas niedriger ausfällt als im Vorjahr, kann darin eine Tariferhöhung versteckt sein. Dann nämlich, wenn der geringere Beitrag nur dadurch zustande kommt, dass man in eine bessere Schadenfreiheitsklasse gerutscht ist.

Der größte Sparbrocken ist, den Versicherungsumfang zu verringern: Reicht mir statt Teil- oder Vollkaskoversicherung eine pure Kfz-Haftpflicht? Das würde bedeuten, dass ich künftig Schäden an meinem eigenen Auto weitgehend selbst bezahle. Bei neuen oder teuren Wagen ist das nicht sinnvoll - bei einem mehrere Jahre alten Kleinwagen dagegen ein geringeres Risiko.

Außerdem überprüfe ich, ob die Rahmenbedingungen noch stimmen: Wer fährt das Auto regelmäßig? Je weniger Personen, desto größer die Chance auf einen günstigeren Beitrag. Wie viele Kilometer lege ich jährlich zurück? Habe ich den Arbeitgeber gewechselt und deshalb vielleicht eine Chance auf einen günstigen Branchentarif? Wo genau bei der Kfz-Versicherung Sparpotenziale versteckt sein können, hat Finanztest in 15 Punkten zusammengestellt – und sagt auch, an welchen Punkten Sie lieber nicht sparen sollten.

Wenn nötig: Versicherung wechseln

Wenn ich genau weiß, welchen Versicherungsschutz ich brauche und welche Rabatte es gibt, kann ich mich nach einem günstigeren Anbieter umsehen.

Warum ist ausgerechnet im Herbst Wechselsaison in der Autoversicherung? Das liegt an den Laufzeiten der meisten Versicherungsverträge. Meist endet das Versicherungsjahr am 31. Dezember, die Kündigung muss also spätestens am 30. November beim Versicherer sein. Nach einer Preiserhöhung gilt diese Frist aber nicht. Sie haben dann ein außerordentliches Kündigungsrecht – einen Monat lang ab Zugang der Rechnung. Hier steht, wie ein Versicherungswechsel in 5 Schritten problemlos gelingt.

Beim Kauf auf Folgekosten und Wiederverkaufswert achten

Falls ein neues Auto fällig ist, kommt wieder mein Einsatz als Spaßbremse: Es kommt nicht nur auf ein schickes Äußeres, einen starken Motor und die besten Extras an. Als passionierte Autokosten-Expertin ziehe ich die Pannenstatistik ebenso zu Rate wie die Ersatzteilkosten der unterschiedlichen Hersteller. Schließlich will ich möglichst selten in der Werkstatt landen, und wenn, dann sollte es bezahlbar bleiben. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Herstellern sind beachtlich. Ebenso wichtig: Eine Motorisierung, die zu einer niedrigen Kfz-Steuer führt. Das macht vielleicht nicht ganz so viel Spaß, schont aber den Geldbeutel und meist auch die Umwelt.

Ganz wichtig, wenn ich gnadenlos ehrlich zu mir bin: der Punkt Wiederverkaufswert. Zugegeben, im Moment sind da beinahe hellseherische Fähigkeiten gefordert. Schließlich weiß heute noch niemand, ob Benzin- und Dieselfahrzeuge in ein paar Jahren aus den Innenstädten verbannt werden – das würde ihren Wiederverkaufswert in den Keller rauschen lassen. Und der Wiederverkaufswert eines Elektroautos in fünf oder zehn Jahren ist auch völlig offen. Deshalb setze ich einfach den heutigen Wert des Autos an und verteile ihn gleichmäßig auf die Jahre, die es vermutlich noch durchhält (kleiner Tipp für die Fans der kreativen Buchhaltung: nicht alle Autos werden 20 Jahre alt, und noch weniger werden irgendwann zu wertvollen Oldtimern).

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Weniger fahren

Ok, das klingt jetzt nicht gerade nach Fahrspaß – oder doch? Für mich persönlich gilt: Wenn ich das Auto nur für wirklich notwendige Fahrten nehme, statt mich einfach aus Gewohnheit immer hinters Steuer zu setzen, habe ich beim Fahren mehr Spaß. Vor allem stecke ich weniger im Innenstadtstau, seit ich mir angewöhnt habe, zu Stoßzeiten gleich auf Bus oder Fahrrad auszuweichen. Das schont die Nerven, und die anderen Fahrten machen dann wieder umso mehr Spaß.

Über die Autorin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von Finanztest und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin Finanztest gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und Finanztest sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

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