Die Hoffnung auf schnelle Gewinne lockt Menschen permanent in die Falle. Die neue große Gefahr im Internet sind Online-Handelsplattformen, hinter denen sich Betrüger-Netzwerke verbergen.

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Rund 250 Euro zum Start soll man überweisen - da kann nicht viel schiefgehen, denken viele. Sie schicken das Geld an angebliche Anlageexperten, alles wirkt vielversprechend.

Das Geld bekommen sie nie zurück. Und dabei belassen es die Betrüger nicht: Mit Tricks ergaunern sie noch höhere Summen: etwa behaupten sie, für Auszahlungen von Gewinnen seien erst weitere Einzahlungen vonnöten.

Nahezu täglich schießen neue Fake-Anlagefirmen aus dem Boden

Nachdem ein Betrugsopfer im Gespräch mit unserer Redaktion dieses Jahr ihre Geschichte öffentlich gemacht hatte, meldeten sich weitere Leserinnen und Leser bei uns. Einer berichtete von einer Schadenssumme von 90.000 Euro.

Immer wieder werden solche Fälle bekannt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) warnt nahezu täglich vor neuen betrügerischen Handelsplattformen. Beim Cyber Trading Fraud, wie Anlagebetrug auch genannt wird, drohe Totalverlust.

Immer mehr weitet sich die Variante des Betrugs aus, bei der Verbraucher gar nicht durch aktive Suche nach Anlagemöglichkeiten auf solchen Plattformen landen. Beim sogenannten "Pig Butchering" (übersetzt: Schweineschlachten): kontaktieren Betrüger ihre Opfer direkt über soziale Netzwerke, bauen erst Vertrauen auf und überzeugen sie dann, in Kryptowährungen auf gefälschten Trading-Plattformen zu investieren. Die Kriminellen, hinter denen riesige Netzwerke stecken, "füttern" ihre Opfer also erst emotional und schlachten sie dann finanziell aus.

Promis erscheinen in Fake-Werbung

Oft spielen aber auch ahnungslose Promis den Lockvogel: Im Netz verbreiten sich immer häufiger Inserate und Videos, die mittels Künstlicher Intelligenz (KI) verfälscht wurden. Es sieht dann so aus, als würden bekannte Persönlichkeiten wie Markus Lanz, Til Schweiger oder Lena Meyer-Landrut von ihren hohen Gewinnen mittels Bitcoin-Trading-Seiten schwärmen, deren konkrete Namen auch genannt werden.

Eine Recherche der Verbraucherschützer von "Watchlist Internet" zeigte kürzlich, dass allein in Österreich betrügerische Anzeigen über Facebook und Instagram täglich rund 200.000 Menschen erreichen. Und die Fake-Videos kursieren zusätzlich auf zahlreichen weiteren Plattformen, etwa YouTube. Tatsächlich haben die gezeigten Promis aber nichts damit zu tun, ihre Namen und Gesichter werden für Betrug missbraucht, die Stimmen künstlich erzeugt.

Beispiele für solche Fake-Werbung

  • Finanztipp von Til Schweiger? Vorsicht!
  • Judith Williams zeigt dreistes Beispielbild für Betrug
  • Barbara Schöneberger warnt vor Fake-Werbung mit ihrem Namen
  • "Tagesschau"-Sprecher wird Opfer von KI-Betrug mit Gesicht und Stimme

Wer dann die Namen der beworbenen Plattformen im Internet eingibt, landet auf Seiten, die optisch sehr ansprechend und professionell aussehen. Wichtig ist, die Warnsignale zu kennen, die darauf hindeuten, dass hier keine seriösen Broker, sondern professionelle Betrugsbanden die Betreiber sind.

Betrügerische Trading-Plattformen erkennen

  • Geben Sie den Namen der Plattform in der Unternehmensdatenbank der Bafin ein - taucht sie dort nicht auf, liegt ihr keine Erlaubnis vor und sie ist unseriös.
  • Womöglich befindet sich der Name der Website auch schon in den tagesaktuelle Warnungen der Bafin zu unseriösen Plattformen.
  • Suchen Sie nach dem Impressum. Meist fehlt es - und so auch die vorgeschriebene Angabe der zuständigen Aufsichtsbehörde.
  • Häufig wird ein Startkapital von 200 bis 250 Euro gefordert, aber keine Vertragsunterzeichnung.
  • Nach der Registrierung nehmen angebliche Kundenbetreuer oder Broker Kontakt auf, um Vertrauen aufzubauen (es folgen dann aber bald Forderungen, mehr Geld einzuzahlen).
  • Im eingeloggten Zustand werden die rasant - und unrealistisch schnell - steigenden angeblichen Gewinne angezeigt.

Menschen aus allen Schichten fielen bereits auf Online-Trading-Betrug herein, warnt die Bafin auf Anfrage unserer Redaktion. Der dringende Rat an die Opfer: Den Fall schnellstmöglich bei der Polizei anzuzeigen.

Verwendete Quellen

  • Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin)
  • Watchlist Internet
Google Rückwärtssuche bei Bildern: So geht es

In Sekunden: Google-Kniff hilft, Betrug zu erkennen

Im Internet wimmelt es von betrügerischen Fake-Shops und Handelsplattformen. Beim Erkennen kann die Google-Rückwärtssuche der entscheidende Kniff sein: Damit finden Sie blitzschnell heraus, ob ein Foto beispielsweise von einer ganz anderen Website stammt.
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