Nach dem tragischen Böller-Unfall, bei dem Horn-Fußballprofi Andreas Schicker eine Hand verlor, geht es dem Kicker langsam wieder besser. Das Unglück zeigt, wie gefährlich das Hantieren mit Feuerwerkskörpern sein kann. Doch spätestens zum Jahreswechsel haben Raketen, Böller und Co. wieder Hochkonjunktur. Im Faktencheck erfahren Sie, worauf Sie beim Kauf und Gebrauch achten müssen.
Nach dem Unfall von Andreas Schicker mit einem Feuerwerkskörper vor knapp einer Woche musste dem Fußballprofi eine Hand amputiert und ein Daumen angenäht werden. Schicker ist zwar am Weg der Besserung, allerdings noch nicht vernehmungsfähig. So konnte bislang nicht geklärt werden, wie genau es zu dem Unfall kam. Knapp einen Monat vor Silvester steigt wieder die Nachfrage nach Feuerwerkskörpern. Doch welche Böller sind gefährlich und woran kann man sie erkennen? Zeit für einen Faktencheck.
1. Was genau war das Gefährliche am Böller von Andreas Schicker?
Laut den Ermittlern hatte der Knallkörper mit der Kategorie vier die höchste, die nur Pyrotechniker zünden dürfen. Selbst ein Experte hätte einen Sicherheitsabstand von zumindest 30 Metern benötigt, wie es auch auf dem Böller vermerkt war, hieß es am Dienstag. Schicker hatte den Böller beim Zünden allerdings in der Hand – ob er ihn mit einem Bengalo-Feuer verwechselt hatte, steht noch nicht fest.
2. Welche Kategorien gibt es und wie unterscheiden sie sich?
Bei Feuerwerkskörpern gibt es vier verschiedene Kategorien: Unter die erste (F1) fallen Scherzartikel wie Knallerbsen, Wunderkerzen oder Tischfeuerwerke. Die Altersbeschränkung liegt bei 12 Jahren und sie dürfen auch in geschlossenen Räumen verwendet werden. Im Freien und ab dem 16. Lebensjahr dürfen Feuerwerkskörper der zweiten Kategorie (F2) verwendet werden, also zum Beispiel Knallkörper, Raketen oder Fontänen. Unter die dritte und vierte Kategorie fallen Feuerwerkskörper, die eine mittlere bzw. große Gefahren darstellen. Einen Kategorie-vier-Feuerwerkskörper, wie ihn Schicker offenbar gezündet hat, darf eigentlich nur von Personen mit entsprechenden Fachkenntnissen verwendet werden.
3. Wodurch entstehen die meisten Unfälle und Verletzungen mit Böllern?
Laut Bundeskriminalamt liegt der Anteil von illegalen Böllern bei 99,9 % wenn es um Unfälle mit Feuerwerkskörpern geht. Auch wenn der Kauf von Feuerwerkskörpern im Ausland teilweise sehr viel billiger ist – die Wirkung kann verheerend sein. Abgerissene Gliedmaßen wie beim Unfall von Andreas Schicker, schwere Verbrennungen oder gar weggesprengte Gesichter können die Folge sein.
4. Woran erkennt man beim Kauf qualitativ hochwertige Ware?
Nur zertifizierte Händler dürfen Feuerwerkskörper verkaufen. Achten Sie beim Kauf darauf, dass das Produkt eine Beschreibung in deutscher Sprache enthält. Außerdem muss eine Klassenbezeichnung angegeben sein: KAT F1 oder KAT F2. Alternativ kann auch noch Klasse I (KLI) oder Klasse II (KLII) angegeben sein.
5. Was ist beim Böllern zu beachten?
Schon beim Kauf sollte man sich über die Handhabung der Feuerwerkskörper beraten lassen. Auf gar keinen Fall sollte man Eigenkreationen basteln, zum Beispiel Feuerwerkskörper bündeln oder gemeinsam zünden. Erst vor kurzem starben in der Steiermark Vater und Sohn bei der Explosion eines Hauses – vermutlich hatten sie mit Sprengstoff hantiert und Knallkörper gebaut.
6. Wann und wo darf man Feuerwerk verwenden?
In Deutschland dürfen Feuerwerkskörper nur an den letzten drei Werktagen vor Silvester gekauft und gezündet werden. In Österreich dagegen sind die Vorschriften weniger streng, grundsätzlich darf das ganze Jahr geböllert werden – mit einigen Ausnahmen: Die Verwendung von Feuerwerkskörpern ist im Ortsgebiet ganzjährig verboten, der Bürgermeister kann allerdings Ausnahmen erlauben. Verboten ist auch das Zünden von Feuerwerkskörpern in der Nähe von Krankenhäusern, Kirchen, Kinder- oder Altersheimen. Hält man sich nicht daran, drohen Strafen von bis zu 3.600 Euro bzw. drei Wochen Haft. Fußballprofi Andreas Schicker soll Medienberichten zufolge womöglich wegen fahrlässiger Gefährdung durch Sprengmittel angezeigt werden.
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