Soziale Medien werden immer wichtiger – auch für Informationen rund um Geldanlage und Steuern. Auf YouTube, Instagram und TikTok tummeln sich zahlreiche Finfluencer. Das Wort, eine Kombination aus "Finanzen" und "Influencer", beschreibt Menschen, die soziale Medien nutzen, um Finanzwissen zu verbreiten und als eine Art moderne Finanzberater zu fungieren. Das ist oft eine gute Sache, aber es gibt auch schwarze Schafe. Auf diese fünf Alarmzeichen sollten Sie achten.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wenn ich zurückdenke, hatten Geldanlage und Anlageberatung für mich früher Farben: Grau, Beige und Braun - eben die Farben der Anzüge der Finanzberater und der Innenausstattung der Bankfilialen.

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Doch in den letzten Jahren hat sich das grundlegend geändert. Anlageberatung ist jetzt farbig, und sie hat trendige Namen: "finanzenmitercan" und "steuerfabi", "finmarie" und "professorfinanzen". Dahinter stecken sogenannte "Finfluencer", die über soziale Medien wie Instagram, TikTok und YouTube ein Millionenpublikum erreichen – besonders junge Menschen, die erste Schritte an der Börse wagen möchten.

Die neue Generation der Finanzberater spricht eine erfrischende Sprache. Statt komplizierter Fachbegriffe erklären sie anschaulich, wie Aktien, ETFs oder Kryptowährungen funktionieren. Viele junge Menschen finden so erstmals Zugang zur Welt der Finanzen. Und: Die Finfluencer brechen mit einem Tabu: Über Geld spricht man nicht? Von wegen! Sie diskutieren leidenschaftlich über Gehälter, Anlageideen und Sparstrategien.

Interesse an Finanzthemen steigt

Eine Umfrage der Finanzaufsichtsbehörde Bafin aus dem Mai 2024 bestätigt den Trend: Erwachsene zwischen 18 und 45 Jahren informieren sich immer häufiger in sozialen Medien über Finanzthemen. Über 50 Prozent der Befragten haben schon einmal Informationen zu Finanzthemen von Finfluencern erhalten. Viele von ihnen bewerten soziale Medien als verlässliche Informationsquelle für Finanzthemen, ein Teil sogar als gute Alternative zur professionellen Beratung.

Viele Finfluencer machen tatsächlich einen guten Job, wenn es darum geht, Sparverträge, Altersvorsorge und Anlagestrategien so zu erklären, dass man Lust bekommt, sich damit zu beschäftigen.

Vor allem: Sie erreichen viele Menschen, die nie im Leben zum klassischen Bankberater gehen würden. Vor allem Frauen haben es sich als Finfluencerinnen zur Aufgabe gemacht, gegen die Rentenlücke anzukämpfen, die viele trifft, die sich jahrelang um Kinder oder betagte Verwandte gekümmert haben und dafür im Job kürzergetreten sind.

Fünf wichtige Alarmzeichen

Doch nicht alle Finfluencer sind seriös – und viele wollen mit ihren Posts und Tipps vor allem oder auch Geld verdienen. Hier sind fünf Alarmzeichen, auf die Sie achten sollten, bevor Sie einem Finfluencer vertrauen:

1. Unrealistisch hohe Renditeversprechen

"Werde reich mit dieser Aktie!" oder "Sichere dir 20 Prozent Rendite pro Jahr!" – solche verlockenden Versprechen sollten aufhorchen lassen. Seriöse Empfehlungen weisen darauf hin, dass mit einer hohen Rendite immer ein hohes Risiko einhergeht, bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals, wie die Stiftung Warentest warnt. Verspricht jemand eine sichere Anlage, deren Rendite angeblich deutlich über einem guten Tagesgeldzins liegt (derzeit rund drei Prozent), müssen alle Alarmglocken läuten. Ein kritischer Blick ist daher wichtig: Werden Risiken ehrlich angesprochen? Wirkt der Content reißerisch?

2. Werbung für Finanzprodukte und bezahlte Links

Viele Finfluencer verdienen ihr Geld nicht nur durch Werbeeinnahmen, sondern auch durch Provisionen für empfohlene Finanzprodukte. Über sogenannte Affiliate-Links erhalten sie Geld für jeden Klick auf den Link – und haben dadurch einen Anreiz, einzelne Produkte stärker herauszustellen als andere, die möglicherweise besser sind.

3. Starker Fokus auf einzelne Aktien oder Kryptowährungen

Viele Finfluencer konzentrieren sich bei ihren Geldanlage-Tipps stark auf Einzelaktien oder Kryptowährungen. Beides ist für die meisten Anleger riskant und teuer, weil Streuung langfristig mehr Rendite bringt, wie "Finanztest" ausgerechnet hat. Die Stiftung Warentest empfiehlt eine einfache, langfristig orientierte und breit gestreute Anlagestrategie, die mit wenigen Zutaten auskommt – wer sich das bequeme Pantoffel-Portfolio zulegt, braucht keine heißen Anlagetipps und erzielt trotzdem eine ansehnliche Rendite.

4. Fehlende Qualifikation

Finfluencer kann sich jede und jeder nennen, es gibt keine Regulierung des Begriffs. Hohe Follower-Zahlen sind kein Beleg für Seriosität. Wenn ein Finfluencer keine Ausbildung oder Berufserfahrung im Finanzbereich hat, achten Sie umso genauer auf die anderen Alarmzeichen.

5. Intensive Werbung für teure Webinare oder Exklusiv-Content

Viele Finfluencer versuchen, Webinare, Workshops oder exklusiven Content zu verkaufen – zum Teil für vierstellige Summen. Durchschnittliche Anleger können eine solche Investition kaum jemals durch höhere Renditen wieder herausholen. Seien Sie daher misstrauisch, wenn es die besten Tipps angeblich nur gegen Bezahlung gibt.

Fazit für Einsteiger

Was man außerdem immer im Hinterkopf haben sollte: Pauschale Anlageempfehlungen können gefährlich sein. Was für die eine Anlegerin perfekt passt, kann für den nächsten Anleger zum Verlustgeschäft werden. Die persönliche Situation – Einkommen, Zeithorizont, Risikobereitschaft – bleibt in den kurzen Videos oft unberücksichtigt.

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Finfluencer können eine wertvolle erste Orientierung bieten und das Interesse an Finanzthemen wecken. Ihre Inhalte sollten aber nur der Anfang sein. Wer sein Geld anlegen möchte, sollte sich aus verschiedenen Quellen informieren, Risiken realistisch einschätzen und im Zweifel Beratung bei einer Verbraucherzentrale suchen. Gerade bei größeren Summen kann es sinnvoll sein, zusätzlich eine Beratung bei einer Bank aufzusuchen.

Noch ein Tipp: Achten Sie besonders auf Finfluencer, die transparent mit Risiken umgehen und keine übertriebenen Versprechen machen. Seriöse Akteure weisen auf mögliche Verluste hin und erklären, dass Geldanlage Zeit und Geduld braucht. Schnell reich werden? Das funktioniert sehr selten – egal, was manche Influencer versprechen.

Über die Autorin

  • Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen.
  • Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.

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