Mainz/Hamburg - Zu Monatsbeginn stehen viele Menschen finanziell noch ganz passabel da. Doch je mehr Tage ins Land gehen, desto weniger Geld bleibt - oftmals ist schon lange vor Monatsende nahezu alles aufgebraucht, nicht zuletzt wegen der hohen Inflation. Wie kann das sein? Eine Frage, die sich nicht wenige stellen.
Die Antwort kann ein Haushaltsbuch liefern, in dem sämtliche Einnahmen und Ausgaben penibel festgehalten werden. Verbraucherinnen und Verbraucher verschaffen sich damit einen finanziellen Überblick, sehen mögliche Schwachstellen und können gegensteuern. So funktioniert es in der Praxis:
Schritt 1: Ein Haushaltsbuch anlegen
Ob nun Excel-Tabelle, App oder ganz klassisch mit Stift und Papier: Verschiedene Wege führen zum Haushaltsbuch. "Manchen wird eine digitale Form eher zusagen, weil eine App oder ein Programm selbst die Beträge zusammenrechnet", sagt Antje Kahlheber von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz mit Sitz in Mainz.
Bei Online-Angeboten sollte man sich bewusst machen, dass es sich um sensible Daten handelt, die man einträgt. "Hier ist es wichtig zu prüfen, wie es mit dem Datenschutz aussieht", sagt Sally Peters vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Die Angebote sollten aus vertrauenswürdiger Quelle stammen und unkompliziert und leicht bedienbar sein, damit Nutzer die Eintragungen auch über einen längeren Zeitraum einfach in den Alltag einbauen können.
Schritt 2: Regelmäßige Einnahmen eintragen
Tragen Sie in Ihr Haushaltsbuch ein, wie hoch Lohn, Gehalt, Arbeitslosengeld oder Rente sind. Auch Einnahmen wie etwa Kindergeld, Wohngeld, gegebenenfalls Mieteinnahmen oder sonstige Einnahmen gehören ins Haushaltsbuch.
Wer verschiedene Einnahmen hat und sie nun addiert, sieht auf einen Blick, wie viel Geld er oder sie monatlich zur Verfügung hat. Listen Sie die jeweiligen Summen sowohl monatlich als auch jährlich auf.
Schritt 3: Feste Ausgaben zusammentragen
Zu den festen Ausgaben zählen Kosten fürs Wohnen (Miete, Immobilienkreditraten, Nebenkosten), für Mobilität, Telefon/Internet, Strom/Gas, Versicherungen, Abos, Rundfunkbeitrag oder Mitgliedschaften in Vereinen. Tragen Sie in Ihr Haushaltsbuch ein, wie viel Geld Sie für den jeweiligen Posten monatlich und im Jahr ausgeben. Addieren Sie nun die Ausgaben - einmal pro Monat und einmal pro Jahr.
Schritt 4: Betrag für Essen, Freizeit und Co. ermitteln
Wer die Summe der festen monatlichen Ausgaben von der Summe der monatlichen Einnahmen abzieht, kommt zum monatlich verfügbaren Budget - also zu dem Betrag, der für Essen, Trinken, Haushalt, Freizeit und Co. noch zur Verfügung steht. Angenommen, die monatlichen Einnahmen betragen 3000 Euro und die festen monatlichen Ausgaben liegen bei 1800 Euro, dann bleibt ein Betrag von 1200 Euro für sonstige, also unregelmäßige Ausgaben, übrig.
Schritt 5: Unregelmäßige Ausgaben notieren
Schreiben Sie jede einzelne Ausgabe auf, die anfällt. Das sind etwa Kosten für Lebensmittel- und Getränke-Einkäufe ebenso wie Ausgaben für Haushalt, Drogerie-Artikel, Kleidung und Freizeit. Sammeln Sie dafür Kassenbelege und vergessen Sie auch bei Kartenzahlung nicht, diesen Ausgabeposten in Ihr Haushaltsbuch aufzunehmen.
Ob nun ein Eis, eine Tasse Kaffee oder das T-Shirt aus dem Lieblingsladen ums Eck: "Unregelmäßige kleine Posten summieren sich schnell, nur wenn man jeden Betrag aufschreibt, fällt einem das auf", sagt Sally Peters. Ein großer Zeitaufwand ist das Aufschreiben nicht. "Länger als fünf Minuten pro Tag dauert das in der Regel nicht", sagt Antje Kahlheber.
Schritt 6: Bilanz ziehen
Addieren Sie nun die unregelmäßigen Ausgaben und ziehen Sie diesen Betrag von Ihrem monatlich verfügbaren Budget ab. Wer also von seinem 1200-Euro-Budget am Ende 950 Euro ausgegeben hat, kann mit den übrigen 250 Euro zum Beispiel eine Rücklage bilden oder das Geld investieren.
Schritt 7: Gegebenenfalls die Finanzen neu ordnen
Wer feststellt, dass er oder sie mit dem Geld mehr oder weniger regelmäßig ins Minus rutscht, sollte prüfen, wo genau die Probleme liegen. Sind die Ausgaben nur vorübergehend hoch oder über viele Monate hinweg?
Mögliche Einsparoptionen: Versicherungsverträge auf den Prüfstand stellen und sie an eine womöglich geänderte Lebenssituation anpassen. Oder über Vergleichsportale im Internet ausloten, ob es günstigere Anbieter gibt. Auch bei Lebensmitteln lässt sich beim Griff zum Angebotsprodukt oder der Hausmarke oft sparen.
Alle, die ihre finanziellen Probleme nicht selbst in den Griff bekommen, sollten sich frühzeitig beraten lassen. Bei Schulden sind die Schuldnerberatungen erste Anlaufstelle. Viele Verbraucherzentralen bieten auch spezielle Angebote bei Energieschulden an. Und bei den Sozialberatungen der Wohlfahrtsverbände gibt es Hinweise, ob man Sozialleistungen beantragen kann.
Weitere Möglichkeiten: Mit dem Arbeitgeber über eine Gehaltserhöhung verhandeln. "Auch Kleinigkeiten wie Bonusprogramme von Krankenkassen zu nutzen oder Zusatzangebote vom Arbeitgeber wahrzunehmen, etwa Essensmarken für die Kantine, tragen dazu bei, die Ausgabenseite zu entlasten", sagt Sally Peters.
© dpa-infocom, dpa:220930-99-959919/2 © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.