• Über ein europaweites Schnellwarnsystem können Länder Informationen über potenziell gefährliche Produkte austauschen.
  • Im vergangenen Jahr wurden mehr als 2.000 Produkte gemeldet.
  • Mehr als die Hälfte davon kam aus China.

Mehr zum Thema Verbraucher

Puppen, die Chemikalien abgeben oder Reflektoren für Radfahrer, die die Fahrt unsicherer machen: Im vergangenen Jahr haben europäische Länder 2.117 Mal das europäische Schnellwarnsystem für gefährliche Produkte ausgelöst.

Bei den beanstandeten Artikeln handelte es sich vor allem um:

  • Spielzeug (23 Prozent), gefolgt von
  • Kraftfahrzeugen (16),
  • Kosmetikartikeln (10),
  • Kleidung (9) und
  • Elektrogeräten (8).

Das sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders am Montag in Brüssel. Etwa 430 Meldungen kamen aus Deutschland.

In dem Schnellwarnsystem für gefährliche Nichtlebensmittel tauschen rund 30 europäische Staaten und die EU-Kommission Informationen über Produkte aus. So können andere Länder schnell überprüfen, ob Produkte auch auf dem heimischen Markt kursieren und zum Beispiel Rückrufe einleiten. 2021 wurden ähnlich viele Fälle gemeldet wie im vergangenen Jahr (2.142).

Chemikalien im Spielzeug und funktionsunfähige Reflektoren

Nach den Warnungen der Länder folgten im vergangenen Jahr 3.932 Rückrufaktionen, Verkaufs- oder Importstopps. Die meisten Artikel wurden den Angaben zufolge aufgrund erhöhter chemischer Konzentrationen beanstandet (35 Prozent).

Als Beispiele präsentierte Reynders rosafarbenen Schleim aus der Dose und mehrere Spielzeugpuppen, die Chemikalien wie Bor abgeben. Dadurch könnten die Produkte das Nervensystem angreifen oder die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Ebenso wurden tragbare Reflektoren für Fahrradfahrer als gefährlich eingestuft, da diese kein Licht zurückwarfen und so zu einer erhöhten Unfallgefahr führten.

Wie schon im Vorjahr kamen mehr als 50 Prozent der gemeldeten Produkte aus China - insgesamt wurden mehr als 80 Prozent aus nicht EU-Ländern importiert. Daher unterstützt die EU nach Angaben von Reynders andere Länder bei Fragen der Produktsicherheit.

Zudem habe die EU-Kommission ein neues elektronisches Überwachungsinstrument eingeführt, um verstärkt Online-Plattformen in den Blick zu nehmen. Das Instrument durchsuche Internetseiten nach schon gemeldeten Produkten und alarmiere die Inhaber der Seite sowie die nationalen Behörden, damit die Artikel schneller vom Markt genommen und die Verbraucher besser geschützt würden. Durch diese Methode wurden im vergangen Jahr mehr als 7.000 Seiten gefunden, die bereits beanstandete Produkte vertrieben, sagte Reynders.

Weiterhin viele gefährliche Produkte auf dem Markt

Die europäischen Verbraucherverbände Anec und Beuc sprachen davon, dass noch immer eine beunruhigend hohe Zahl gefährlicher Produkte die Menschen erreiche. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments hatten sich im November auf strengere Regeln zum Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern bei Käufen im Internet geeinigt.

Es sei wichtig, dass das Parlament diese noch in diesem Monat formell bestätige, sagte Beuc-Generaldirektorin Monique Goyens. "Damit erhalten die Behörden mehr Befugnisse, um unseriöse Geschäftemacher ausfindig zu machen, indem sie beispielsweise Online-Testkäufe durchführen." Außerdem müsse die Kooperation der vielen für Produktsicherheit zuständigen Behörden verbessert werden.

Nach Worten des Anec-Generaldirektors Stephen Russell könne die EU stolz auf ihre Sicherheitsvorschriften für Spielzeug sein, die zu den strengsten der Welt gehörten. Dennoch würden immer noch viel zu viele Spielzeuge auf den Markt gebracht, die nicht den Vorschriften entsprächen oder sogar gefährlich seien. (dpa/cze)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.