Nicht nur im Herbst, auch im Frühjahr sprießen hierzulande die Pilze aus dem Boden. Dazu gehören unter anderem Morchel und Lorchel, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Aber Vorsicht: Der eine Pilz ist essbar, der andere hochgiftig. So unterscheiden Sie die beiden.

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Nur ein Buchstabe kann den Unterschied zwischen unbeschwertem Genuss und einer Pilzvergiftung bedeuten. Denn die Pilze Morchel und Lorchel heißen nicht nur ähnlich, sie sehen auch noch ähnlich aus. Doch während die leicht giftige Morchel unter Pilzliebhaberinnen und Pilzliebhabern als begehrte Delikatesse gilt, ist die Lorchel hochgiftig, ein Verzehr kann tödlich enden.

Um die Verwirrung komplett zu machen, gedeihen beide auch noch in etwa zur gleichen Zeit im Frühling. Um nicht Gefahr zu laufen, den falschen Pilz auf dem Teller zu haben, sollten Sie genau wissen, wie Sie Morchel und Lorchel unterscheiden können.

Giftig in rohem Zustand: Die Morchel muss ausreichend gegart werden

Morchel
Charakteristisch für die Speise-Morchel (Morchella esculenta) ist der wabenartige ockerfarbene Fruchtkörper mit vielen Windungen. © IMAGO / blickwinkel

Die Morchel gehört zur Gattung der Schlauchpilze und wächst vor allem auf kalkhaltigen Böden in Auwäldern oder in der Nähe von Flüssen. Besonders unter Eschen fühlt sich der Pilz wohl. Die Morchel ist eher selten geworden, weil die zunehmende Trockenheit im Frühjahr dem Pilz zusetzt. Er wächst im April und im Mai und steht in Deutschland unter eingeschränktem Naturschutz. Das bedeutet, dass nur kleinere Mengen gesammelt werden dürfen.

Die Morchel hat zahlreiche Unterarten, am häufigsten sind die Speise-Morchel (Morchella esculenta) und die Spitz-Morchel (Morchella elata) anzutreffen. Beide sind essbar, ebenso wie die etwas kleinere Käppchen-Morchel (Morchella semilibera).

Im rohen Zustand ist die Morchel allerdings giftig. Sie enthält das Gift Hydrazin. Das kann zu Magen-Darm-Problemen führen oder zum sogenannten Morchella-Syndrom. Dieses äußert sich durch ein Gefühl, das starker Trunkenheit ähnelt: Betroffene leiden unter Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Zittern, auch Blackouts sind möglich.

Redaktioneller Hinweis

  • Der Anlass für diesen Text war eine Frage in der Quizshow "Wer wird Millionär?" mit Günther Jauch vom 14. April.

Deshalb ist es wichtig, dass die Morchel vor dem Verzehr ausreichend gegart (mindestens 15 Minuten) oder vorher über mehrere Monate getrocknet wird. Dann ist die Morchel ein schmackhafter Speisepilz mit würzigem, nussigem Aroma, das leicht an Trüffel erinnert. Die Pilze können gebraten oder als Soßen verarbeitet werden. Um sicherzugehen, dass alle Giftstoffe verflogen sind, sollten Sie beim ersten Verzehr nur geringe Mengen zu sich nehmen.

Die Lorchel: Tödlicher Zwilling der Morchel

Lorchel
Der Fruchtkörper der Frühjahrs-Lorchel (Gyromitra esculenta) ist hirnartig und kann die Farben beige bis dunkelbraun haben. © IMAGO / Zoonar

Die Morchel kann aufgrund eines ähnlichen Aussehens mit der Lorchel verwechselt werden. Beide Pilze wachsen zur gleichen Zeit im Frühjahr. Im Unterschied zur Speise-Morchel enthält die Frühjahrs-Lorchel (Gyromitra esculenta) das Gift Gyromitrin. Dieses kann die Leber und die Nieren angreifen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. In Deutschland sterben pro Jahr etwa vier Menschen an einer Vergiftung durch Lorchel-Pilze.

Giftig ist die Lorchel vor allem im rohen Zustand. Bis in die 50er-Jahre wurde der Pilz in Deutschland noch verspeist, vor allem in Ostdeutschland, wo die Lorchel sehr oft vorkommt. Zwar sollen durch 15-minütiges Kochen die Giftstoffe verschwinden, anders als bei der Morchel ist das bei der Lorchel aber keineswegs garantiert. Daher sollte vom Verzehr der Lorchel unbedingt abgesehen werden.

Vergiftungssymptome sind Kopf- und Bauchschmerzen, gefolgt von Erbrechen und Durchfall. Bei einer starken Vergiftung lassen die Symptome kurzzeitig nach, bevor sich der Zustand des Betroffenen verschlechtert.

So können Sie Morchel und Lorchel unterscheiden

Beim Pilzesammeln helfen Ihnen zwei Faktoren dabei, zu bestimmen, ob es sich bei dem gefundenen Pilz um eine Morchel oder eine Lorchel handelt.

  • Zum einen der Standort: Während Morcheln gerne in der Nähe von Eschen in Flussnähe und Auwäldern wachsen und kalkhaltige Böden bevorzugen, lassen sich Lorcheln besonders in Gruppen in Nadelwäldern mit sauren Böden in der Nähe von Fichten und Waldkiefer finden.
  • Um zweifelsfrei sicherzustellen, ob es sich um eine Lorchel oder eine Morchel handelt, sollten Sie zusätzlich besonders auf das Aussehen achten. Zwar sehen die beiden Pilze ähnlich aus, beim äußeren Erscheinungsbild gibt es aber trotzdem Unterschiede. Die Morchel hat einen charakteristischen bäumchenartigen Fruchtkörper mit vielen grubenartigen Vertiefungen, die wie Waben aussehen. Die Lorchel hingegen besitzt einen Fruchtkörper mit hirnartigen Windungen. Während der Hut der Speise-Morchel ockerfarben ist, kann der Hut der Lorchel in den Farbtönen von beige bis dunkelbraun erscheinen.

Wichtig: Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob es sich um eine Lorchel oder eine Morchel handelt, sollten Sie besser von einem Verzehr absehen und den Pilz an Ort und Stelle stehen lassen.

Treten bei Ihnen nach dem Genuss gesammelter Pilze Vergiftungssymptome auf, sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt kontaktieren.

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Verwendete Quellen

  © 1&1 Mail & Media/teleschau