Der Rote Riesling ist eine historische Rebsorte aus Deutschland, die sich einer wachsenden Beliebtheit erfreut. Doch warum sind die Beeren des Weißweins eigentlich rot?

Mehr zum Thema Ernährung

Der Rote Riesling ist, anders als es der Name vermuten lässt, ein Weißwein - genau wie andere Riesling-Sorten auch. Die Beeren der historischen Rebsorte sind allerdings rot, was für einen Weißwein eher untypisch ist. Auch geschmacklich unterscheidet sich der Rote Riesling vom herkömmlichen Riesling. Er ist oftmals kräftiger und stoffiger, schmeckt intensiver und säurebetonter als andere Riesling-Sorten.

Das führte auch dazu, dass ihm der Riesling den Rang abgelaufen hat. Der Rote Riesling büßte an Popularität ein. Heute ist er aber nicht mehr nur Weinkennerinnen und Weinkennern ein Begriff. Denn die Rebe erfreut sich zunehmender Beliebtheit, weshalb diese auch wieder verstärkt in Deutschland angebaut wird. Aber warum wird der Rote Riesling aus roten Beeren hergestellt, während die Beeren für den herkömmlichen Riesling eher hell sind?

Herkunft des Roten Rieslings

Wie fast die Hälfte aller Riesling-Reben weltweit wächst der Rote Riesling auch in Deutschland. Bereits im 16. Jahrhundert wird die Rebsorte urkundlich in Worms erwähnt, wo sie heute häufiger angebaut wird. Vor rund 400 Jahren zählte der Rote Riesling zu einer der am meisten angebauten Rebsorten im Rheingau. Doch mit der Zeit nahm seine Popularität immer weiter ab, was zum einen an seinem intensiven Geschmack und zum anderen an der Konkurrenz durch den Riesling lag. Heute sind bereits wieder rund 14.000 Hektar im Rheingau und etwa 12.000 Hektar an der Hessischen Bergstraße mit dem Roten Riesling beflockt.

Da der Rote Riesling wohl zuerst in Deutschland kultiviert wurde, lässt sich anhand des Namens auch die Frage klären, was es mit den roten Beeren des Weißweins auf sich hat. Es wird angenommen, dass das Wort "Ries" vom mittelhochdeutschen Wort "rus" stammt, was so viel bedeutet wie dunkel. Möglich wäre auch eine Abstammung von dem Wort "Rusling", was sich mit "dunkles Holz" übersetzen lässt.

Lesen Sie auch

Die Beeren des herkömmlichen Rieslings sind aber nicht dunkel, die des Roten Rieslings jedoch schon. Möglicherweise handelt es sich bei dem Roten Riesling, der im späten Mittelalter vermehrt im Rheingau angebaut wurde, gar um die originale Rebsorte des Rieslings. Doch woher stammen dann die hellen Beeren?

Roter Riesling ist farbliche Mutation

Laut einer DNA-Analyse im Jahr 2009 sind die roten Beeren eine Mutation der weißen Rebsorte und nicht umgekehrt. Diese Ansicht unterstützt auch das Julius Kühn-Institut (JKI), das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Dieses hat 2016 in molekularbiologischen Untersuchungen gezeigt, dass die sogenannte Haplophase, welche dem Roten Riesling seine Farbe verleiht, eindeutig aus dem weißbeerigen Elternteil stammt.

Diese Tatsache stellt ein Kuriosum dar, denn der überwiegende Teil bei Mutationen vollzieht sich von rot nach weiß. Wenn Sie also bei der nächsten Weinverkostung einen Roten Riesling im Glas haben, können Sie mit Ihrem neuen Wissen glänzen.

Redaktioneller Hinweis

  • Der Anlass für diesen Text war eine Frage in der Quizshow "Wer wird Millionär?" mit Günther Jauch vom 23. April.

Verwendete Quellen

  © 1&1 Mail & Media/teleschau