Warum für die Schulden der anderen den Kopf hinhalten? Auf diese Frage möchte der Journalist Hanno Settele bei seiner letzten "Wahlfahrt Europa" eine Antwort finden. In Luxemburg und Athen diskutiert er zusammen mit seinen Mitfahrern, der EU-Kommissarin Viviane Reding und dem Deutsch-Griechen Fotios Amanatides, das Thema "Verteilungskampf im Euro-Land".

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Zum letzten Mal vor den EU-Parlamentswahlen stieg Hanno Settele am Freitag in seinen schwarzen Mercedes, der übrigens – so viel verriet der Journalist - in früheren Jahren der russischen Botschaft in Wien gehörte. Mit der Mitte-Rechts Politikerin Viviane Reding traf sich Settele in Luxemburg, während er zusammen mit Fotios Amanatides, dem Spitzenkandidaten der deutschen Piratenpartei, durch Athen tourte.

Zentrales Thema der Sendung war die Rolle der Banken im europäischen Wirtschaftssystem. Während der vergangenen Jahre mussten zahlreiche europäische Geldinstitute mit Finanzhilfen aus Brüssel gerettet werden. Ihre Kunden jedoch können in der Regel selbst bei unverschuldeten Zahlungsschwierigkeiten keineswegs mit dem gleichen Verständnis rechnen. Zumindest in Griechenland, so weiß der Politikwissenschaftler Amanatides, hat sich aufgrund der Wirtschaftskrise die Selbstmordrate allein im vergangenen Jahr verdoppelt.

Werden Wirtschaftshilfen in der EU gerecht verteilt?

"Die EU hat dafür gesorgt, dass die Banken weiter bestehen können und wieder gesund werden, damit sie wieder Geld an die Realwirtschaft herausgeben können", rechtfertigte Viviane Reding die Finanzhilfen, die viele Banken während der vergangenen Jahre aus Brüssel erhalten haben. Im Gegensatz zum ursprünglichen Vorhaben jedoch, ziehen es heute zahlreiche europäische Banken vor, Geld zu horten, anstatt Kredite zu vergeben oder ihren Kunden unbürokratisch zu helfen, sofern deren Liquidität in Gefahr ist.

Insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen in Südeuropa, die für unzählige Arbeitsplätze verantwortlich sind, bräuchten manchmal eine schnelle Hilfe ihrer Hausbank. Wenn ihnen diese jedoch verweigert würde, dann hätte die EU-Kommissarin für das Ressort Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft dafür durchaus Verständnis. "Dass eine Bank heute - geschlagenes Kind - nicht mehr ohne Garantien einfach Geld rausgibt, das ist verständlich", verteidigte Reding die oftmals fehlende Bereitschaft der Geldinstitute, ihren Kunden aus finanziellen Schwierigkeiten zu helfen.

"Die rufen Nachts an und bitten und betteln um Geld"

Der in Deutschland geborene Fotios Amanatides ist griechischer Abstammung. Die Krise im Heimatland seiner Eltern macht auch vor seiner Haustür in Köln nicht halt. "Ich kriege manchmal Anrufe von Verwandten, Menschen die vor fünf oder sechs Jahren ein ganz normales Mittelstandsleben geführt habe. Denen ist im Prinzip der Staat unter dem Arsch weggebrochen. Die rufen nachts an und bitten und betteln um Geld", berichtete er.

Amanatides glaubt, dass es überwiegend Wirtschaftsunternehmen sind, die von der Europäischen Union profitieren. An dem Hilfspaket, das für Griechenland geschnürt wurde, bereichern sich seiner Meinung nach in erster Linie die Geldinstitute. "Wenn man guckt, wie die Gelder für Griechenland festgelegt werden, dann sieht man, dass 80 Prozent bei den Großbanken in Zentraleuropa bleiben. 15 Prozent kriegen griechische Banken, damit die nicht zusammenbrechen und am Ende bleiben 5 Prozent übrig. Wo ist das Geld hin?", fragt er.

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