Alexander Van der Bellen sieht im Sieg von Donald Trump und dem Ausgang der US-Wahl Parallelen zum Brexit. Der Bundespräsidentschaftskandidat will das Ergebnis als "Weckruf für Österreich" verstanden wissen.
"Seit gestern stehen wir vor neuen und größeren Herausforderungen", sagt Alexander Van der Bellen. Das Wahlergebnis werde auch Folgen für Europa und Österreich haben, erklärte der Ex-Grünen-Chef auf einer Pressekonferenz zum Ausgang der US-Wahl.
Das Ergebnis sei "selbstverständlich zu respektieren", betonte der 72-Jährige, obschon "für viele Menschen, mich selbst nicht ausgenommen, ein Schock angesichts des Wahlkampfstils und angesichts verschiedener inhaltlicher Aussagen von
Der neue US-Präsident stehe nun vor der Herausforderung, "zu versöhnen, wo im Wahlkampf Verletzungen zugefügt wurden - nicht zuletzt von ihm selbst", sagte Van der
Van der Bellen stellt sich hinter Angela Merkel
Der Kandidat für die Bundespräsidentenwahl schloss sich den Aussagen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel an. Für eine künftige Zusammenarbeit seien Werte wie Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung wichtig.
Ähnlich wie beim Brexit müsse man sich im Zuge der US-Wahl fragen: "Was ist hier in Bewegung gekommen und warum?", mahnte Van der Bellen. Trumps Sieg sei "ein Weckruf für Europa und nicht zuletzt für die Bundespräsidentenwahl in Österreich. Es gehe darum, "dass wir entscheiden, in welcher Gesellschaft wir leben wollen, in welche Richtung Österreich sich in den kommenden Jahren bewegen soll".
Man müsse dabei zwischen den "berechtigten Sorgen der Menschen" und "geschürten Ängsten" unterscheiden. Die US-Wahl dürfe nicht das Selbstverständnis der Österreicher gefährden: "Wir verteidigen hier die Zuversicht, den Mut, die Nächstenliebe, die Solidarität und vielleicht auch den gesunden Menschenverstand - das macht Österreich aus."
Warnung vor "blauer Republik"
Sollte Norbert Hofer am 4. Dezember die Wahl gewinnen, "dann kommt nichts weniger als die blaue Republik, dann kommt die Machtübernahme der FPÖ", ist sich Van der Bellen sicher. Darüber habe die FPÖ-Führung niemanden im Zweifel gelassen.
"Ich möchte nicht, dass Österreich das erste westeuropäische Land ist, wo die Rechtspopulisten die Macht übernehmen", betonte der Ex-Grünen-Chef. Er sei sich sicher, dass die breite Mehrheit der Österreicher das auch nicht wolle.
USA: Vom Bremser zum Vorreiter
Van der Bellen ging auch auf die Errungenschaften der Obama-Administration ein. In mancher Hinsicht seien die USA "vom Bremser zum Vorreiter" geworden - etwa beim Klimaschutz. Die Außenpolitik sei von diplomatischer Vorsicht geprägt gewesen.
Noch sei unklar, in welche Richtung Donald Trump die USA lenken wolle. Im Wahlkampf habe er eine "isolationistische Ausrichtung" an den Tag gelegt, "von der man noch nicht weiß, ob das ernst gemeint war".
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