Es wird wohl ein Duell zwischen Rot und Blau: Am Sonntag, den 11. Oktober, wählt Wien einen neuen Gemeinderat und seine Bezirksvertreter. Der SPÖ-Spitzenkandidat und amtierende Bürgermeister Michael Häupl rührt im Interview mit GMX.at die Trommel für Bildung und leistbaren Wohnraum. Gegen die FPÖ schießt er scharf.
Herr Häupl, wieso sollte Wien am 11. Oktober die SPÖ wählen?
Michael Häupl: Weil die Sozialdemokratie die Kraft ist, die Wien in die Zukunft führt. Wir wissen um die Sorgen der Wienerinnen und Wiener und bieten konkrete Lösungen an: für die wachsende Stadt, für neue Jobs, für leistbares Wohnen, für beste Bildung und für ein dichtes soziales Netz.
Warum waren Sie der Stadt in den vergangenen 20 Jahren ein guter Bürgermeister?
Wien ist heute die zweitgrößte deutschsprachige Stadt und eine internationale Metropole. Es ist gelungen, nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" eine gemeinsame Region zu bilden. Und Wien ist heute eine "Stadt des Wissens", wo Forschung und Entwicklung großgeschrieben werden. Immer mehr Arbeitsplätze entstehen in jungen, innovativen Betrieben – die rauchenden Schlote gehören der Vergangenheit an, die Zukunft gehört den rauchenden Köpfen. Nicht umsonst studieren hier 190.000 Studentinnen und Studenten aus 140 Ländern.
Was würden Sie rückblickend anders machen?
Wien ist weltweite Nummer eins bei der Lebensqualität. Also haben wir sehr viel richtig gemacht. Die Kritik überlasse ich meinem politischen Mitbewerber.
Die SPÖ muss laut aktuellen Umfragen Verluste verkraften. Wie optimistisch gehen Sie der Wahl am 11. Oktober entgegen?
Wir wollen ganz klar Erster werden. Auch wenn es manchem schwierig erscheint: Wir streben mindestens 51 Mandate an - und das als Untergrenze. Ein Regieren gegen die SPÖ soll nicht möglich sein. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass die FPÖ in dieser Stadt nichts zu sagen hat.
Nennen Sie drei Versprechen, die Sie den Wienern auf jeden Fall erfüllen werden, sollten Sie wieder gewählt werden.
Unsere Prioritäten sind klar: Wir werden noch stärker in neue Arbeitsplätze investieren. Mit einer Wohnbauoffensive sorgen wir dafür, dass die Mietpreise nicht weiter steigen. Und weil junge Menschen unsere Zukunft sind, sollen alle Jugendlichen einen Schul- oder Ausbildungsplatz bekommen. Wir lassen niemanden zurück.
Welches Projekt ist im Moment das Dringendste - und wie sehen Ihre Pläne diesbezüglich aus?
Vor allem junge Menschen haben die Sorge, keine leistbare Wohnung zu finden. Darum kümmern wir uns und sorgen für mehr kostengünstiges Angebot. Und zwar mit neuen Gemeindewohnungen mit günstigen Mieten, keinen Eigenmitteln und höchstem Mieterschutz. Außerdem werden mit der Wohnbauoffensive in den kommenden fünf Jahren 50.000 Wohnungen errichtet. Das senkt die Preise und sichert die Lebensqualität.
Wie erklären Sie sich, dass die FPÖ der SPÖ gerade so dicht auf die Fersen rückt?
Es ist einfach, immer nur dagegen zu sein. Während die FPÖ alles daran setzt, die Gesellschaft zu spalten, präsentiert die SPÖ Wien Lösungen – ganz nach dem Motto: "Wie wollen wir, dass das Wien der Zukunft aussieht?" Wien verändert sich derzeit unglaublich rasant. In wenigen Jahren wird die Stadt zwei Millionen Einwohner zählen. Daraus ergeben sich viele Herausforderungen. Von Strache und anderen hört man dazu überhaupt nichts. Die FPÖ hat den Menschen rein gar nichts anzubieten. Und das wird sich im Wahlergebnis widerspiegeln.
Wer wäre für Sie ein geeigneter Koalitionspartner – und wer eher nicht?
Wir reden vor der Wahl nicht über Koalitionen. Das ist ein No-Go.
Was haben Sie den anderen Parteien in Hinblick auf den 11. Oktober zu sagen?
Den politischen Mitbewerbern habe ich nichts zu sagen – außer der FPÖ: Einen Wahlkampf darauf aufzubauen, die Gesellschaft zu spalten und Menschen gegeneinander auszuspielen, ist schäbig. Ich erinnere nur an die FPÖ-Kundgebung vor einer Flüchtlingsunterkunft: Da wurde eine Familie mit Kind, die vor den Mörderbanden des IS geflohen ist, mit übelsten Parolen begrüßt. Dem setzen wir unsere Politik der Menschlichkeit entgegen. Wer an Leib und Leben bedroht ist und zu uns um Hilfe kommt, dem soll diese auch gegeben werden.
Womit wollen Sie noch unentschlossene Wähler in der verbleibenden Zeit motivieren für Sie zu stimmen?
Unsere Teams – freiwillige Aktivisten und Mandatare – klopfen in den kommenden Wochen noch an tausende Türen in Wien und führen Gespräche mit den Wienerinnen und Wienern. Viele von ihnen sind noch unentschlossen, wem sie am 11. Oktober ihre Stimme geben. Wir werden bis zum Wahltag darum kämpfen, so viele wie möglich zu überzeugen, dass es richtig ist, die Wiener SPÖ zu wählen. Wir werden nicht zulassen, dass diese tolle Stadt der Strache-FPÖ in die Hände fällt.
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