Sebastian Kurz kommt bei jungen Wählerinnen und Wählern am besten an. Doch so richtig trauen sie dem ÖVP-Chef auch nicht über den Weg. Am meisten an Popularität eingebüßt hat FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache - aus einem ganz bestimmten Grund.

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Wonach entscheiden 16- bis 24-Jährige, wem sie bei der Nationalratswahl ihre Stimme geben? Dieser Frage ist Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier nachgegangen - und hat seine Ergebnisse in einem Interview öffentlich gemacht.

Demnach haben SPÖ-Chef Christian Kern und ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz für junge Wähler beide ihre Vorzüge. "Für Kanzler Kern spricht die Erfahrung, was eine Frage des Alters und der beruflichen Karriere ist. Außenminister Kurz hingegen punktet mit dem Image des jungen, ungestümen Erneuerers", erläutert Heinzlmaier im Gespräch mit dem "Standard". "Umgekehrt gilt also: Kern hat ein Modernitätsdefizit, Kurz ein Erfahrungsdefizit."

Politiker "nie auf Ebene der normalen Menschen"

So ganz trauen junge Wähler aber beiden Kandidaten nicht zu, ihre Interessen zu vertreten. "Die Leute haben das Gefühl, dass sich Politiker nie auf die Ebene der normalen Menschen begeben", sagt der Experte.

Auch die hohen Einkommen von Berufspolitikern in Spitzenpositionen seien ein Faktor: "Die Leute gehen nicht davon aus, dass jemand mit 20.000 Euro brutto im Monat so lebt wie sie: Geld verändert die Kultur, die Lebensart, die Werteinstellung. Mit der Gehaltsdifferenz wächst die empfundene Distanz."

Dennoch hätten weder SPÖ noch ÖVP ohne ihre Spitzenkandidaten eine Chance, gewählt zu werden: Beide seien Showstars. Ihren Parteien würde ohne sie "wie einem Dudelsack mit Loch die Luft ausgehen", zeichnet Heinzlmaier ein lebhaftes Bild.

Heinz-Christian Strache leidet "unter Verfall"

Zudem schnitten andere Politiker in der Umfrage noch deutlich schlechter ab - darunter FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der bisher bei der jungen Zielgruppe Erfolge feierte. "Da hat sich etwas geändert. Der FPÖ-Chef hat stark auf die körperliche Attraktivität gesetzt – und ebenso stark abgebaut", analysiert der Jugendforscher. Straches Popularität unter Jugendlichen leide "unter dem Verfall seiner Leiblichkeit: Mit einem blassen Gesicht und einer hässlichen Brille kann er nicht punkten."

Strache vermittle den Eindruck, er achte nicht genug auf seine Gesundheit, bei Kern und Kurz "passen Form und Inhalt recht gut zusammen", erläutert Heinzlmaier. Das Aussehen eines Kandidaten müsse heute zum Image passen, das dieser in die Bevölkerung ausstrahlen wolle - außer bei einem "richtigen Original" wie Wiens Bürgermeister Michael Häupl: Der sei "ein körperloses Wesen".

Insgesamt seien Politiker heute "keine klassischen Charismatiker" mehr, sondern "Schauspieler, die perfekt ihre Rolle spielen – und bei Bedarf auch eine ganz andere spielen könnten", sagt der Forscher. Die optische Performance spiele heute eine wichtige Rolle.

Für seine Studie "Fight of the Slim-Fit-Warriors" hat Berhard Heinzlmaier 400 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 24 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die österreichische Bevölkerung in dieser Altersgruppe. (ank)

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